Nach dem Abstieg seines Ex-Vereins
03.10.2019 | 09:38 Uhr
Die Themen liegen in dieser Woche auf der Straße für einen Gesprächsgast wie Markus Babbel. Drei seiner Ex-Vereine beherrschen die Schlagzeilen: der VfB Stuttgart, der FC Bayern und der FC Liverpool. Wir haben mit dem Trainer der Western Sydney Wanderers gesprochen. Auch über Australien.
Im ersten Teil unseres Interviews haben wir uns mit Babbel über den Bundesliga-Abstieg des VfB Stuttgart unterhalten. Babbel schnürte drei Jahre lang die Fußballschuhe für die Schwaben, in Stuttgart beendete er 2007 sogar seine Karriere. Der VfB sollte wenig später auch seine erste Trainerstation im Profifußball werden. Kein Wunder also, dass auch er sich intensiv mit dem Abstieg seines Ex-Klubs beschäftigt hat.
skysport.de: Markus Babbel, der VfB Stuttgart ist am Montag nach der verlorenen Relegation gegen Union Berlin in die 2.Bundesliga abgestiegen. Was bedeutet der Abstieg für den Verein?
Babbel: Mir persönlich hat das sehr wehgetan, weil ich natürlich wunderbare Erinnerungen an den Verein habe. Ich habe dem VfB auch extrem viel zu verdanken. Das ist eine ganz bittere Geschichte. Nach der letztjährigen Rückrunde hatte man schon das Gefühl, dass es wieder in die richtige Richtung geht. Die Transferpolitik habe ich dann nicht ganz verstanden. Die Leute werden sich da schon Gedanken gemacht haben, aber für mich als Außenstehenden war nicht ganz nachvollziehbar, warum man so viele junge Spieler für so viel Geld holt. Gerade, weil der VfB auch eine hervorragende Jugendarbeit leistet. Warum gibt man also diesen Jungs nicht die Möglichkeit nach oben zu kommen?
Der VfB hatte aber doch zum Beispiel mit Gomez oder Castro auch erfahrene Profis in seinen Reihen, oder?
Babbel: Das kam erschwerend hinzu. Auch die gestandenen Spieler haben nicht funktioniert. Das hat mich überrascht. Das sind ja eigentlich schon gute Spieler, die auch sehr an diesem Verein hängen.
Die VfB-Verantwortlichen um Sportvorstand Thomas Hitzlsperger haben nach dem Spiel sofort das Ziel direkter Wiederaufstieg ausgegeben. Was muss passieren, damit das klappt?
Babbel: Mir hat persönlich sehr gut gefallen, wie Thomas von Beginn an die Sache angegangen ist. Er hat endlich auch mal von einer Philosophie gesprochen. Ich weiß nämlich persönlich gar nicht mehr, wofür der VfB steht. Zu meiner Zeit war das klar definiert: Der VfB stand für Offensivfußball mit jungen, hungrigen Eigengewächsen. Von diesem Pfad ist der Verein meines Erachtens abgekommen. Ich würde mir also wünschen, dass der Verein wieder eine Philosophie entwickelt, wofür er stehen soll.
Vor drei Jahren gelang dem VfB im Anschluss an den Bundesliga-Abstieg ein Durchmarsch durch die 2.Liga: Klappt das wieder?
Babbel: Das wird natürlich nicht ganz einfach in dieser 2. Bundesliga. Viele Mannschaften wollen hoch. Ich bin mir also nicht sicher, ob das so ein Selbstläufer wird, wie beim letzten Mal. Da habe ich schon meine Bedenken. Mittlerweile ist es wirklich schwer, auf seine Punkte zu kommen. Das beste Beispiel ist der HSV: Die standen super da und sind dann auf einmal eingebrochen. Mit Aaron Hunt ist ein wichtiger Spieler verletzt ausgefallen und dann ging es dahin. Auch der HSV hatte einige junge Spieler in seinen Reihen, ähnlich wie das beim VfB in der kommenden Saison der Fall sein wird. Und man darf eins nicht vergessen: Du spielst in Stuttgart für einen Traditionsverein.
Ist diese Bürde "Traditionsverein" mit einem besonderen Druck verbunden?
Babbel: Ja klar. Und mit diesen Belastungen kommen die jungen Spieler auch in anderen Vereinen nicht mehr klar. Diese Jungs sind super ausgebildet, bringen eigentlich alles mit. Aber diese mentale Komponente fehlt. Sobald ein bisschen Druck dazukommt, haben sie große Probleme, ihre Leistung abzurufen. Und genau das war auch in den beiden Relegationsspielen zu beobachten.
Was ist ihre Prognose für den VfB Stuttgart?
Babbel: Ich hoffe natürlich, dass der VfB möglichst bald wieder aufsteigt.