Kolumne von Lothar Matthäus: "So sehe ich das"
26.09.2017 | 14:47 Uhr
Showdown-Woche für den BVB und die Bayern. Vor den Champions-League-Krachern gegen Real Madrid und PSG legt sich Sky Experte Lothar Matthäus in seiner Kolumne fest, was die Chancen der deutschen Teams angeht.
Borussia Dortmund gegen Real Madrid und die Bayern in Paris. Ich freue mich auf diese Fußball-Leckerbissen und bin der Meinung, dass es der optimale Zeitpunkt für den BVB ist, um auf die Riesen von Real zu treffen.
Der Titelverteidiger erlebt momentan eine Schwächephase in der Primera Division, ist nach sechs Spieltagen bereits sieben Punkte hinter Barcelona und hat mit viel Mühe am Wochenende 2:1 beim Tabellenletzten Alaves gewonnen. Für mich geht der BVB als leichter Favorit in die Partie. Auch weil sie wissen, dass sie in der Vergangenheit sehr oft sehr gute Ergebnisse gegen Madrid eingefahren haben.
Die Dortmunder, auch wenn die großen Gegner noch kommen, begeistern unter dem neuen Trainer Bosz. Die Chemie zwischen Trainer, Team und der Führung wirkt optimal. Die Spannungen, die es unter Tuchel gegeben hat, sind nicht mehr vorhanden.
Wie gut alle in diesem Verein miteinander arbeiten, sieht man einmal mehr an den Transfers von Yarmolenko und Philipp. Wieder einmal hat der BVB für vergleichsweise wenig Geld absolute Top-Transfers getätigt. Der Verlust von Dembele ist mit Klasse und Charakter ersetzt worden.
Dabei möchte ich Pierre-Emerick Aubameyang nicht vergessen. Er hat in einem Interview mit Radio Monte Carlo offen, ehrlich und professionell die Wechsel-Wünsche und Gerüchte aus dem Sommer analysiert. Dieser Spieler ist eine echte Type mit unfassbaren Qualitäten.
Ja, es gab Gespräche mit Paris und einen Flirt mit Milan. Aber alles in einem ordentlichen Rahmen. Und wenn man sich die Körpersprache und die Leistung anschaut, ist nichts hängengeblieben. Dortmunds Manager Michael Zorc sagte, er liebe diese Spieler. Vielleicht liebt Aubameyang ja auch Borussia Dortmund. Mich würde es nicht wundern, wenn Auba in Dortmund seine Karriere beendet.
Beenden können die Bayern die ständigen Diskussionen um Aufstellung, Leistung und Trainer mit einem Top-Ergebnis bei PSG. Die Franzosen haben in den letzten Jahren ungefähr 600 Millionen in die Offensive gesteckt. Aber die Defensive ist nicht ganz so überragend. Dies hat man auch letzte Saison gesehen, als sie zwar 4:0 gegen Barcelona gewannen, aber im Camp Nou 1:6 verloren.
Und die Bayern müssen sich mit Sicherheit nicht vor Paris verstecken. Auch nicht mit Sven Ulreich im Tor. Neuer ist von niemandem zu ersetzen und Ulreich hat gegen Wolfsburg gepatzt. Das weiß er und er ist trotzdem stark genug, um das abzuhaken und in Paris seine Leistung abzurufen.
Manuel wurde vielleicht zu früh wieder eingesetzt. Aber das kommt unter großem Druck bei den Top-Vereinen schon mal vor. Er muss jetzt zu 100% fit werden. Egal ob es Februar oder März wird. Die Bayern brauchen ihn im Saison-Endspurt und die Nationalmannschaft bei der WM.
Gespannt darf man auf die Aufstellung von Carlo Ancelotti sein. Von der Logik her müsste er beim Kräftemessen in Paris mit derselben Offensive antreten, die beim schweren Spiel auf Schalke zum 3:0-Sieg beigetragen hat. Also weder mit Robben noch mit Ribery in der Startelf, sondern mit Coman, Müller, James und Lewandowski.
Dies ist auch durchaus vorstellbar, denn Robben ist angeschlagen und Ribery genießt nicht das volle Vertrauen Ancelottis. Oder wieso war er in drei von sechs Liga-Spielen nicht in der Anfangself und absolvierte keines über 90 Minuten?