Matthäus: Heldt und Boldt für Schalke

Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Diese Woche im Fokus: das Beben beim FC Schalke 04.

Mein heutiges Thema lautet: der Pott - eine Region, zwei Welten. Um genau zu sein, geht es mir um den aktuell großen Unterschied zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04. In der positiven Welt, nämlich der Schwarz-gelben, herrscht Ruhe, Identifikation, Spieler, die gerne für diesen Verein spielen und das Maximum aus sich und für den Klub herausholen.

Nur ein paar Kilometer davon entfernt, bei S04, herrscht Chaos, keine Leidenschaft, Unzufriedenheit an allen Ecken und Enden. Es stehen Spieler auf dem Feld, die viel Geld verdienen, aber bei vielen Spielen nicht an ihre Grenzen gehen. In der Schalker Mannschaft gibt es in meinen Augen eine gewisse Qualität. Aber der Kader und die sportlich Verantwortlichen schaffen es nicht, diese Qualität auf den Platz zu bringen.

Zu viele Diven bei Schalke

Ich habe Christian Heidel oft für seine Einkaufspolitik kritisiert. Aber er hat auch Spieler für wenig Geld geholt, die zu Schalke passen und alles geben oder gaben. Naldo, Caligiuri oder beispielsweise Burgstaller sind dafür gute Beispiele.

Das sind vielleicht nicht die Spieler, die den größten Glanz versprühen oder Superstars sind. Aber es sind feine Charaktere, Malocher und Spieler, auf die man sich zu 100 Prozent verlassen kann. Und das sind Eigenschaften, die Schalker immer ausgemacht haben. Heute stehen aber zu viele Diven bei Schalke auf dem Rasen. Spieler, die auf und neben dem Platz nicht das zeigen, was man von ihnen erwarten kann. Empfindlich bei Kritik und weich im Zweikampf. Nun endet die Zeit von Christian Heidel bei Schalke und ein neuer starker Mann wird gesucht. Jonas Boldt wäre als Kaderplaner oder Sportdirektor für mich gut nachvollziehbar.

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Bei der Suche nach einem Nachfolger für Christian Heidel schätzt Sky Reporter Dirk große Schlarmann die Chancen der möglichen Kandidaten ein. (Länge: 2:59 Minuten)

Michael Reschke soll als Sport-Vorstand im Gespräch sein. Dass sich beide kennen und bereits in Leverkusen erfolgreich zusammen gearbeitet haben, kann ein großer Vorteil sein und leuchtet mir ein. Nichtsdestotrotz fände ich eine Lösung mit Boldt und Horst Heldt vielversprechender. Ich bin dafür, dass Menschen den Verein führen, die sich mit ihm identifizieren, ihn kennen und wissen, wie er tickt. Heldt war vielleicht der zweitbeste Manager, nach Rudi Assauer, den Schalke 04 gehabt hat. Er war und kann wieder das Gesicht dieses großen Clubs werden.

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Bei Wontorra - der o2 Fußballtalk fordert Sky Experte Lothar Matthäus Schalke auf, Horst Heldt als neuen Sportvorstand zu verpflichten. In diesem Video erklärt er, warum (Länge: 1:14 Min).

Er hat bewiesen, dass er mit den vorhandenen finanziellen Möglichkeiten das Bestmögliche rausholen kann. Die Einkaufspolitik unter Heidel war einfach nicht so, wie man das erwarten kann. 150 Millionen, einmal Vizemeister, zweimal Mittelmaß.

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S04 keine Kontermannschaft

Und selbst der zweite Platz wurde mit einem Fußball erreicht, der absolut unansehnlich war. Irgendwas passt auf Schalke einfach nicht zusammen. Passen die Spieler nicht ins System des Trainers, die Mentalität nicht zu der des Klubs oder passt das Gesamtkonzept nicht?

Spieler wie Uth, Konoplyanka, Rudy, Mascarell, McKennie oder Bentaleb sind keine "Klopper". Die wollen den Ball, die können was mit ihm anfangen, die wollen Fußball und nicht stumpf auf Konter spielen und dem Gegner den Ball überlassen. Es macht mir keine Freude und schmerzt auch ein wenig, so kritisch über Schalke sprechen zu müssen. Das ist so ein großer und toller Verein mit einer überragenden Fan-Gemeinde und dem Potenzial auch international den deutschen Fußball richtig gut zu vertreten. An der Spitze Clemens Tönnies, der sich für diesen Verein aufreibt.

Mit der richtigen Schalke-Mentalität, hätte man die große Chance auch nicht vertan, im Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester City zu gewinnen. Bei einer 2:1-Führung und einem Mann mehr, muss das Team versuchen, das 3:1 zu machen und der Sensation einen Schritt näher zu kommen und nicht in der letzten Minute 2:3 zu verlieren. Man muss erfolgsorientiert denken.

Bei Schalke steht erneut ein Wieder-Aufbau an. Ich finde, dass die Schalker kein neues Buch schreiben müssen, sondern ihre Historie pflegen sollten. Dieser Verein lebt wie kaum ein anderer von seinen Gesichtern, Idolen und Identifikationsfiguren. Stevens, Heldt, Assauer, Wilmots, Thon, Büskens, Fischer.

Schalke gibt Top-Elf ab

In der jüngeren Vergangenheit hat die Schalker Jugendarbeit, die weltbekannte Knappen-Schmiede, unglaubliche Spieler rausgebracht. Man könnte eine ganze Spitzen-Mannschaft daraus basteln. Neuer beziehungsweise Fährmann im Tor. Eine Viererkette mit Kehrer, Höwedes, Matip und Kolasinac. Das Mittelfeld mit McKennie, Goretzka, Meyer, Draxler und Sané und Kutucu im Sturm.

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In den letzten Jahren verließen viele Stars den FC Schalke 04 - auch ablösefrei. Sky Sport zeigt, wie S04 ohne diese Abgänge heute spielen könnte.

Einige wurden für viel Geld verkauft. Andere hat man zum Nulltarif gehen lassen. Einer sitzt auf der Bank und wie lange der junge Stürmer bleibt, darf abgewartet werden. Diese Elf zeigt, welche Qualität in der Schalke Jugendarbeit steckt. Sie zeigt aber auch, dass das viele eingenommene Geld nicht intelligent reinvestiert wurde und man es nicht geschafft hat, auch nur eines dieser großartigen Talente zu halten. Wenn die größten Klubs anklopfen, ist es schwer. Aber bei Max Meyer hätte man auf falsche Eitelkeiten verzichten können, den Gehaltswunsch erfüllen und so andere teure Transfers vermieden.

Dortmund hält dem Druck stand

Der BVB hatte fünf Spiele in Folge nicht gewonnen. Die Bayern sind in den letzten Wochen wieder ran gekommen. Aber von Hektik und Nervosität keine Spur. Der Druck gegen Leverkusen war groß, aber am Ende steht der Sieg. Nicht unverdient, aber doch etwas glücklich. Das hat mit dem Trainer-Fuchs Lucien Favre zu tun, aber auch mit Watzke, Zorc, Kehl und Matthias Sammer.

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Alle kennen den Klub. Alle haben große Erfolge gefeiert. Drei von ihnen waren großartige Spieler. Dass alles führt zum Erfolg. Natürlich waren die letzten Wochen holprig. Man hat sicher geglaubte Siege aus der Hand gegeben. Vor allem in den Schlussphasen war man leichtsinnig und unkonzentriert. Aber solche Phasen gibt es in der Saison. Wichtig ist, wie man sich aus ihnen befreit. Die Köpfe und Gesichter des BVB auf und neben dem Platz garantieren Erfolg. Und nicht nur deshalb bin ich der Meinung, dass auch Schalke vergangene Gesichter wieder integrieren muss.

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