Matthäus-Kolumne über Champions League, Bayern, Leipzig & Co.
Matthäus: Bayern beeindruckender als Liverpool im letzten Jahr
17.08.2020 | 19:53 Uhr
Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Dieses Mal geht es um die anstehenden Halbfinals und personelle Veränderungen beim FC Barcelona und Manchester City.
Die Champions League spricht Deutsch!
Bayern München gegen Olympique Lyon und Paris Saint-Germain gegen RB Leipzig. So lauten also die Paarungen im Halbfinale der Champions League. Zwei Deutsche Teams sind unter den letzten vier. Das sind wirklich super Nachrichten für unseren Fußball. Und nicht nur das. Mit Thomas Tuchel, Hansi Flick und Julian Nagelsmann sind sogar noch drei deutsche Trainer mit dabei und das nach dem Sieg von Liverpool unter Jürgen Klopp im letzten Jahr. Schön zu sehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sowohl mit unseren Vereinen auf höchster Ebene, als auch mit den Cheftrainern aus der Bundesliga und dem europäischen Ausland. Die spanisch-englische Vormachtstellung wurde dieses Jahr durchbrochen und es kommen Erinnerungen an das Finale von 2013 hoch, als Bayern gegen Dortmund im Finale stand.
Ein deutscher Trainer wird die Champions League gewinnen
Ich bin sicher, dass nun wieder ein deutscher Trainer die Champions League gewinnen wird, denn die Bayern werden gegen Lyon ins Endspiel einziehen. Und wenn die Wahl stattfinden sollte, wird dieser dann hoffentlich auch Welttrainer des Jahres.
Natürlich muss man Olympique ein riesengroßes Kompliment machen. Sie haben mit Juventus und Manchester City zwei Hochkaräter aus dem Wettbewerb geworfen und RB die einzige Niederlage beigebracht. Die Franzosen sind verdient im Halbfinale.
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Aber diese Bayern-Mannschaft ist eine Nummer zu groß für sie. Nicht nur weil die Elf von Hansi Flick 8:2 gegen Barcelona gewonnen hat, sondern weil diese Bayern in allen Belangen aktuell die beste Mannschaft in Europa sind.
Bayern noch beeindruckender als Liverpool im vergangenen Jahr
Und wer hätte das vor knapp zehn Monaten gedacht? Als Hansi die Bayern übernommen hat, waren diese unglaubliche Entwicklung und dieser fantastische Fußball so nicht zu erwarten. Ich finde die Bayern momentan sogar noch dominanter und beeindruckender als den FC Liverpool in der letzten Champions-League-Saison. Sie haben in keinem Spiel gewackelt, hatten Glück oder sind mit einem blauen Auge davon gekommen und haben alle neun Spiele hochverdient gewonnen!
Unter Flick sind Dominanz, Spielfreude, Zusammenhalt und Siegeswille an der Tagesordnung. Auch deshalb ist und bleibt der FC Bayern für mich der große Favorit auf die europäische Krone und damit das nächste historische Triple.
Leipzig ist gegen PSG nicht chancenlos
Das andere Halbfinale ist ausgeglichener. Aufgrund der Ansammlung von Superstars um Neymar und Mbappe gehen Thomas Tuchel und Paris als leichter Favorit in die Partie. Aber Leipzig ist gewiss nicht chancenlos. Sie haben gegen Atletico gezeigt, wozu sie in der Lage sind und ich drücke ihnen natürlich die Daumen. Ein Finale zwischen Bayern und Leipzig wäre eine herrliche Geschichte für unseren Fußball.
RB hat gegen Atletico gezeigt, dass es so spielen kann, wie man es eigentlich von den Spaniern gewohnt ist. Das war Herrenfußball. Robust, Körperbetont, kämpferisch. In der Bundesliga versuchen sie es meist spielerisch und über taktische und technische Finesse. Aber es war schon beeindruckend, wie sie gegen diese Mannschaft nicht nur dagegenhalten, sondern sogar verdient gewonnen haben.
Finaltipp: Bayern vs. PSG
Es wurde viel darüber spekuliert, für wen es ein Vorteil ist. Ob für diejenigen, die vor dem Turnier eine Pause haben, oder ob einem der Spielrhythmus entgegenkommt. Nachdem City, Barcelona, Atletico und Atalanta rausgeflogen sind, sieht es deutlich danach aus, als habe die Pause den Mannschaften in die Karten gespielt. Bayern, Lyon, Leipzig und Paris hatten vor dem Start der Champions League mehr Zeit. Die Spieler konnten regenerieren, ein wenig Urlaub machen und sich dann gezielt ein paar Tage vorbereiten. Den anderen ging aufgrund der vielen Spiele in den letzten Wochen doch schneller die Luft aus.
Ich bleibe bei meinem Final-Tipp Bayern gegen Paris, aber ich wünsche mir RB anstelle von PSG. Ich bin in den letzten Jahren zu einem Fan der Leipziger geworden und habe höchsten Respekt vor der Arbeit der Verantwortlichen und Spieler auf und neben dem Platz. Da ist fußballerisch wirklich etwas Großartiges herangewachsen.
Barcelona hat seine DNA verloren
In anderen Vereinen wird es wohl Veränderungen geben und geben müssen. Allen voran beim FC Barcelona. Es war bewundernswert, welchen Fußball dieses Team angeführt von Messi oft zelebriert hat. Die Ergebnisse der vergangenen Jahre in Europa zeigen aber, dass dieser Zyklus spätestens jetzt beendet ist. Vor zwei Jahren verlor man in Rom mit 0:3 nachdem das Hinspiel 4:1 gewonnen wurde. Letztes Jahr die 0:4-Niederlage in Liverpool nach einem 3:0 zuhause und nun die Mega-Pleite gegen die Bayern.
Der Neuanfang muss nun beginnen. Es werden Spieler, Trainer und vielleicht auch Bosse ausgetauscht werden. Sie haben ihre DNA verloren und sind nicht mehr das, was sie waren. Die Gerüchte über einen Abgang von Messi nehmen nicht ab. Inter und Manchester City sollen angeblich heftig um den Superstar buhlen. Ich weiß natürlich nicht wie die Pläne dieses Jahrhundert-Spielers sind, ich weiß nur, dass ich ihn mir in keinem anderen Trikot vorstellen kann. Für die superreichen Investoren von Inter und City wäre die riesige Ablöse sicherlich zu stemmen und sowohl das Merchandising als auch der ganze Hype um so eine Verpflichtung wären überdimensional und würden die Vereine zum Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit verhelfen.
Ob der großartige Messi, der seit seinem 14. Lebensjahr für Barca zaubert, einer anderen Mannschaft mit nun 33 Jahren wirklich lange weiterhelfen kann, ist fraglich. Barcelona hätte dann eventuell das nötige Geld für einen großen Wiederaufbau, würde aber die größte Figur ihrer Historie verlieren. Es wird spannend sein, dies zu beobachten. Ich glaube nicht, dass er geht. Allerdings werden sie viele Schlüsselpositionen wie die Innenverteidigung, die Sechser-Position um Busquets und das Sturmzentrum mit dem in die Jahre gekommenen Luis Suarez verändern müssen. Es ist ja kein Zufall, dass sie erstmals seit 2007/08 eine Saison ohne Titel beenden und gegen den FC Bayern ein nie dagewesenes 2:8 erlebt haben.
Davies ist der beste Linksverteidiger der Welt
Die Bayern wiederum sind für die nächsten Jahre überragend aufgestellt. Sie haben einen ganz tollen Trainer, einen fantastischen Kader und auf fast jeder Position mehrere Optionen. Das Mittelfeld ist großartig besetzt. Die Abwehr steht wie eine Eins und auch die etwas älteren Manuel Neuer und Robert Lewandowski haben noch ein paar Top-Jahre vor sich. Sie sind auf ihren Positionen ohnehin das Nonplusultra. Dazu haben sie noch Entdeckungen wie Alphonso Davies, der auf dem Weg ist, der beste Linksverteidiger der Welt zu werden, wenn er es aktuell nicht ohnehin schon ist. Für diesen Transfer kann sich Hasan Salihamidzic wirklich auf die Schulter klopfen. Tempo, Technik, die nötige Lockerheit, aber auch die absolute Professionalität werden von diesem herrlich erfrischenden Spieler verkörpert. An Davies sieht man aber auch, wie wichtig es für einen jungen Neuzugang aus dem Ausland ist, in einer funktionierenden und harmonischen Mannschaft zu spielen, die ihn unterstützt und schätzt.
Mit Leroy Sane wurde zudem ein toller Spieler für die Flügel verpflichtet. Hier hat man mit Gnabry, Coman und auch Perisic (den ich bei einem vernünftigen Preis übrigens behalten würde) nun vier Top-Varianten und muss im Grunde nie wieder auf Verlegenheits-Lösungen wie Thomas Müller auf den Außen zurückgreifen.
Das City-Aus geht fast allein auf die Kappe von Guardiola
Trainer müssen die Spieler auf ihren besten Positionen spielen lassen. Das ist im Grunde eine wirklich einfache aber wichtige Regel. Ein Profi kann nur absolute Höchstleistungen abliefern, wenn er dort eingesetzt wird, wo er sich wohlfühlt. Das kann weder ein Thomas Müller noch ein Kevin de Bruyne auf der Außenbahn und das war einer der großen Fehler von Pep Guardiola beim Spiel gegen Lyon. Er ist und bleibt ein großartiger Trainer. Aber das Aus gegen Olympique geht fast allein auf seine Kappe. Er hat sich wieder einmal in einem wichtigen K.o.-Spiel vercoacht. Ich darf als Trainer in so einer Partie kein unnötiges Risiko eingehen und Sachen ausprobieren, die möglicherweise schief gehen. Das hat er einige Male mit den Bayern getan und nun auch wieder mit City.
Ich bin sicher, dass es dort nun interne Diskussionen gibt, auch um seine Person. Je nachdem wie fest er im Sattel sitzt, wird er womöglich noch ein Jahr bleiben. Aber wenn man in knapp vier Jahren um die 700 Millionen für neue Spieler ausgibt und drei Mal in Folge nicht über das Viertelfinale hinauskommt, hat man etwas falsch gemacht. In der Liga ist Manchester 18 Punkte hinter Liverpool geblieben und nun gegen eine Mannschaft ausgeschieden, die 28 Zähler hinter Paris auf Platz sieben in der französischen Meisterschaft lag. Auch ein Trainer mit 28 Titel muss sich dieser berechtigten Kritik stellen.