Nach Derby-K.o.: Nur einer glaubt noch an den HSV
Spielerische Schwächen und Fan-Krawalle
25.02.2018 | 19:59 Uhr
Die Uhr im Hamburger Volksparkstadion tickt noch - zumindest bis zum 12.05.2018, dem letzten Spieltag der laufenden Bundesliga-Saison. Nach der 0:1-Pleite gegen Werder Bremen ist es an der Elbe aber noch später als fünf vor zwölf.
Am Sky Mikro wütet HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen zunächst gegen den Video-Assistenten. Dann spricht er resignierend von einer "Restchance". Die Mannschaft hat ihm im Nordderby genügend Gründe gegeben, nicht nur die Fassung, sondern auch langsam die Hoffnung zu verlieren.
Ein emotionales, aber erfolgloses Fußballspiel, das sinnbildlich für eine verkorkste Saison steht: Sportliche Mängel und der Hang zur Selbstüberschätzung fallen bei den Hamburgern ins Gewicht - garniert mit dem Fehlverhalten der Fans.
Nur sieben Treffer für HSV-Torjäger-Duo Kostic/Hahn
In der Offensive mangelt es an Qualität, wirkliche Torgefahr ist eine Seltenheit im HSV-Spiel. Gegen Bremen kam das Team auf sechs Schüsse, davon einer auf das Tor - und das in einem Derby mit Endspiel-Charakter. "Wenn es darum geht, etwas zu Ende zu spielen, haben wir große Schwächen. Immer wieder ein Abwehrbollwerk aufzubauen, ist schwierig durchzuhalten", so Bruchhagen am Sky Mikro.
HSV-Toptorjäger ist Filip Kostic mit vier Treffern (!). Der aus Mönchengladbach gekommene Sturmkollege Andre Hahn erzielte bisher drei Tore und liegt damit auf Platz zwei im internen Ranking. Auch diese magere Statistik spiegelt die aktuelle Misere wider.
Hahn: "Wir sind der HSV, wir haben es immer geschafft"
Bei Sky Reporter Ecki Heuser gibt sich Hahn nach der Zu-Null-Pleite dennoch verzweifelt kämpferisch: "Wir sind der HSV, wir haben es immer geschafft. Und wir werden alles dafür tun, es auch in diesem Jahr wieder zu schaffen. Da hindert uns auch die Niederlage nicht."
Fakt ist aber: Nie waren die Rothosen in einer Bundesliga-Saison so schwach. 24 Spiele, 17 Punkte - es ist die schwächste Runde der Vereinshistorie. Hinzu kommt, dass voranstehende Teams Moral beweisen und zu wichtigen Zählern kommen. Stuttgart, Berlin, Mainz, Wolfsburg, Freiburg und Bremen punkteten in den vergangenen Wochen - und an diesem Spieltag. Das Wasser steht dem HSV mit sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz nicht mehr nur bis zum Hals, sondern bis zur Unterlippe.
Pyro-Eklat und Fan-Krawalle
Das Desaster perfekt machten einige Pyro-Chaoten mit ihrem Verhalten im HSV-Fanblock. Schiedsrichter Felix Zwayer unterbrach die Partie gleich zweimal. "In erster Linie geht es um die Sicherheit der Spieler. In der einen oder anderen Situation hat das Abbrennen von Pyrotechnik Überhand genommen. Dann haben wir zweimal unterbrochen. Am Ende ist es dann doch glimpflich abgegangen", so der FIFA-Schiedsrichter bei Sky.
Doch die Bilder von fliegenden Raketen und einer Leuchtkugel am Mittelkreis werden wohl ein Nachspiel haben. Der HSV rechnet mit Sanktionen. Nach Spielende kam es zudem am Stadion zu Krawallen - die Polizei musste Wasserwerfer einsetzen. Bereits in der Vorwoche hatte ein geschmackloses Ultra-Plakat mit der Aufschrift "Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt" für Aufsehen gesorgt.
Nächstes Spiel gegen Mainz
Coach Bernd Hollerbach - der übrigens seine persönliche Sieglos-Serie auf 22 Spiele ausgebaut hat - ist Stolz auf die wahren Anhänger beim Gastspiel: "Unsere Fans waren sensationell - die Fans. Das hat uns zwar nicht viel geholfen, aber unsere Fans waren klasse. Dass ich solche Sachen und die Plakate der letzten Woche nicht gut finde, habe ich ja schon gesagt."
Es spricht nicht viel dafür, dass im Herbst die 56. Bundesliga-Spielzeit mit dem HSV startet. Aber es ist nun mal diese Mannschaft aus Hamburg, sie hat es ja "immer geschafft". Endspiel Nummer zehn kommt am nächsten Samstag: Vor heimischem Publikum gegen Relegationsplatz-Beleger Mainz (Sa., ab 13 Uhr live und exklusiv auf Sky)