Pep Guardiola: Hund, Osterhase oder Top-Top-Trainer?
Seit sieben Jahren ohne Champions-League-Titel
10.04.2018 | 09:28 Uhr
Josep "Pep" Guardiola hat 2009 und 2011 mit dem FC Barcelona die Champions League gewonnen. Seitdem versucht der Trainer der Fußballwelt und vor allem sich selbst zu beweisen, dass ihm das auch mit einem anderen Klub gelingt. Bislang vergeblich.
In den vergangenen Jahren war Pep Guardiola sportlich betrachtet immer ein großartiger Nikolaus, aber leider auch ein ganz mieser Osterhase. So würde es Uli Hoeneß vermutlich ausdrücken. Denn weder beim FC Bayern, noch bei Manchester City schaffte es der Coach seine Teams nach begeisternden Hinrunden in die optimale Frühjahrs-Form für die K.o.-Phase in der Champions League zu bringen.
Und es sieht mal wieder nicht gut aus für den besessenen Katalanen: Nach dem 0:3 seiner Mannschaft bei Jürgen Klopps FC Liverpool am vergangenen Mittwoch steht Guardiola zum sechsten Mal in Folge vor dem vorzeitigen Aus. Im Stadt-Derby gegen Manchester United verlor der Premier-League-Spitzenreiter am Samstag nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3.
Raiola nennt Guardiola "Feigling" und "Hund"
Dazu mehr sich die Kritik: Mino Raiola, der Berater des United-Matchwinners Paul Pogba (zwei Tore gegen ManCity), führt die Riege der Guardiola-Kritiker derzeit an. Als Person sei dieser "eine absolute Null. Er ist ein Feigling, ein Hund" - so wetterte Raiola jüngst über den perfektionistischen Trainer.
Vorangegangen war eine Aussage Guardiolas, dass Raiola ihm Pogba im Sommer zum Kauf angeboten habe - erfolglos. "Ich habe abgelehnt. Wir haben nicht genügend Geld, um Pogba zu kaufen. Er ist zu teuer", erklärte Guardiola. Gleichzeitig lobte er aber Pogba als einen "Top-Top-Spieler".
Müller-Wohlfahrt und Ibrahimovic kritisieren Pep
Dass der dreimalige deutsche Meistertrainer alle Eigenschaften hat, die einen "Top-Top-Trainer" auszeichnen, daran äußert nicht zum ersten Mal jemand Zweifel. Bayerns Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt rechnete vor wenigen Wochen mit seinem Ex-Vorgesetzten ab: Guardiola sei ein "Mensch mit einem schwachen Selbstbewusstsein, der alles dafür tut, um andere darüber hinwegzutäuschen", schrieb der Doc in seiner Biografie. Der 75-Jährige hatte den Verein nach einem Streit mit Pep verlassen und war erst nach dessen Weggang zurückgekehrt.
Auch Zlatan Ibrahimovic (ebenfalls ein Spieler von Mino Raiola), der von 2009 bis 2010 unter Guardiola beim FC Barcelona spielte, äußerte im Nachhinein Kritik am Charakter seines Ex-Coachs: "Er ist kein schlechter Mensch, aber der kindischste Trainer, den ich hatte. Ein Mann löst seine Probleme." Guardiola habe ihn seinerzeit auf die Bank verbannt und nie wieder mit ihm gesprochen.
Sarkastischem Guardiola hilft nur ein Wunder
"Endlich haben die Leute meine Geheimnisse herausgefunden. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich bin ein Feigling", flüchtete sich Guardiola jüngst im Streit mit Raiola in Sarkasmus und übte seinerseits Kritik an der Kritik: "Der Vergleich mit einem Hund ist schlecht. Er muss den Hund respektieren."
Ob der Erfolgstrainer auf der Insel noch glücklich wird, darf bezweifelt werden. Seine sportlichen Ambitionen kann am Dienstagabend im Rückspiel gegen Liverpool (ab 19 Uhr live auf Sky) nur ein Fußball-Wunder retten. Auch Leute, die Guardiola mögen, vermuten, dass er sich mitunter selbst im Weg steht. "Pep ist nie glücklich, weil er ein Perfektionist ist", verrät sein einstiger Bayern-Lieblingsspieler Thiago.
Vorerst sieht es tatsächlich so aus, als wäre Guardiola auch bei Manchester City nicht zum begehrten Titel, sondern nur auf den Hund gekommen.