Zum Inhalte wechseln

Präsident Christian Constantin vom FC Sion sorgt wieder für Aufsehen

Der skandalträchtigste Präsident Europas

Christian Constantin ist seit 20 Jahren Präsident des FC Sion.
Image: Christian Constantin ist seit 20 Jahren Präsident des FC Sion.  © Imago

Christian Constantin ist kein normaler Präsident. Der Boss des FC Sion führt den Schweizer Erstligisten seit 20 Jahren, leistete sich dabei zahlreiche Skandale und entließ Trainer schneller als andere ihre Unterhosen wechseln. Sky Sport stellt den schrillen Unternehmer vor.

Nur 98 Tage hat sich Fabio Celestini als Trainer beim FC Sion gehalten. Nach sechs Spielen ohne Sieg und nur zwei Punkten hatte Constantin genug gesehen. Die Entscheidung ist prinzipiell nicht überraschend, denn der Klub aus dem Wallis befindet sich im Abstiegskampf. Überraschend sind an der Geschichte dennoch zwei Dinge, wie aus der offiziellen Pressemitteilung herauszulesen ist.

WOW – Dein neues Zuhause für den besten Live-Sport
WOW – Dein neues Zuhause für den besten Live-Sport

WOW bietet Dir nicht nur alle Samstagsspiele der Bundesliga, sondern die gesamte 2. Bundesliga, den DFB-Pokal, Formel 1, Handball und vieles mehr.

Entlassung "für eine Woche"?

"Der FC Sion bestätigt die Beurlaubung von Fabio Celestini für eine Woche. In der Zwischenzeit übernimmt Christian Constantin die Mannschaft und wird in den beiden anstehenden Spielen gegen den FC Lugano auf der Bank des FC Sion sitzen", ließ der Klub nämlich am Sonntag verlauten. Richtig gelesen: Celestini ist keinesfalls gefeuert, sondern könnte theoretisch in wenigen Tagen zurückkehren und der Nachfolger ist der mächtige Präsident höchstselbst.

Dass Celestini aber wirklich noch einmal auf der Trainerbank in Sion sitzt, darf durchaus bezweifelt werden, denn Constantin hat in der Vergangenheit schon öfter derartige Formulierungen verwendet - ein Comeback gab es nie. 2018 beurlaubte der Boss beispielsweise Mauricio Jacobacci, den aktuellen Coach von 1860 München, "für das Wochenende". Andere Übungsleiter wurden "in die Ferien geschickt", mit einer "Ruhepause" belegt oder einfach mit "anderen Aufgaben im Verein" betraut.

SPORTFANS FÜR KLIMASCHUTZ - MACH MIT!
SPORTFANS FÜR KLIMASCHUTZ - MACH MIT!

Der Klimawandel betrifft uns alle - auch den Sport. Lasst uns zusammen schützen, was wir lieben – damit alle weiterhin einen Ort zum Spielen haben!

Zwölf Trainer in nicht weniger als sechs Jahren

Besonders skurril war die Entlassung von Peter Zeidler, der im Mai 2017 zu einer zweiwöchigen "Auszeit" verdonnert und später entlassen wurde. Dabei war Sion unter dem aktuellen Trainer des FC St. Gallen durchaus erfolgreich. In den 28 Partien unter dem heute 60-Jährigen holte Sion im Schnitt 1,93 Punkte und stand im Pokalfinale - wenige Wochen vor dem Endspiel musste Zeidler dennoch gehen.

Seitdem wurden im Wallis auch Sebastien Fournier, Paolo Tramezzani, Gabri, Mauricio Jacobacci, Murat Yakin, Stephane Henchoz, Ricardo Dionisio, nochmals Tramezzani, Fabio Grosso, Marco Walker, nochmals Tramezzani und nun eben auch Celestini beurlaubt. Das sind zwölf Trainer in nicht einmal sechs Jahren. Insgesamt hat Constantin seit 2003 über 50 (!) Trainer entlassen.

Zum News Update: Alle Sport News im Ticker
Zum News Update: Alle Sport News im Ticker

Alle wichtigen Nachrichten aus der Welt des Sports auf einen Blick im Ticker! Hier geht es zu unserem News Update.

Großteil des Kaders während Corona gekündigt

Doch der Sion-Boss fällt nicht nur durch Trainerentlassungen auf. Mitten in der Corona-Pandemie hatte er im Jahr 2020 kurzerhand allen Profis fristlos gekündigt, die nicht bereit waren, in Kurzarbeit zu gehen. Rund zwei Drittel der Profis - unter anderem auch der Ex-Hamburger Johan Djourou, mussten damals gehen. Im Jahr 2011 schickte der gelernte Architekt zudem dem damaligen FIFA-Präsidenten Josef Blatter laut Handelszeitung einen Zahlungsbefehl über 8,5 Millionen Euro ins Haus.

Mehr Fußball

Mit Blatter war Constantin auf Kriegsfuß, da die FIFA den FC Sion mit einer Transfersperre belegt hatte, weil der Klub 2009 Ägyptens Nationaltorhüter Essam El-Hadary zum Vertragsbruch angestiftet haben soll. Constantin war dies egal. Trotz Transfersperre kaufte er fleißig ein. Dem Klub wurden - auf Druck von der FIFA - vom Schweizer Verband SFV daraufhin drakonische 36 Punkte (!) abgezogen. Der Klassenerhalt gelang mit den Neuzugängen dennoch.

Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte
Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte

In unserem täglichen Liveblog halten wir Dich über alle Gerüchte und fixe Transfers auf dem Laufenden.

2016 der nächste Skandal von CC, wie sich Constantin selbst nennt, als er ein Kopfgeld auf einen Schiedsrichter aussetzte: Nach einem Spiel gegen die Young Boys Bern war CC so erzürnt über die Leistung von Sascha Amhof, dass er eine Verschwörung gegen Sion witterte. In einem sechsminütigen Video auf Facebook (hier zu sehen) erklärte Constantin ausführlich, warum er ein korruptes Verhalten des Unparteiischen vermutete und setzte 23.000 Euro Belohnung für Hinweise aus, die den Schiri der Manipulation überführen.

Tritte gegen TV-Experten vor laufender Kamera

Doch den größten Fehltritt - im wahrsten Sinne des Wortes - leistete sich Constantin ein Jahr später, als er vor laufender Kamera mehrfach auf einen TV-Experten einschlug. Rolf Fringer, ehemaliger Nationaltrainer der Schweiz und auch in der Bundesliga aus seiner Zeit beim VfB Stuttgart bekannt, hatte Constantin kritisiert und ihn unter anderem als Narzissten, der keine Gefühle für andere Leute habe, bezeichnet.

Grund genug, sich den Experten zur Brust zu nehmen: Constantin schlug ihm mehrmals ins Gesicht und trat dem zu Boden gestolperten Fringer sogar noch in den Hintern und in den Rücken.

Jetzt Push-Nachrichten zu Deinen Lieblingssportarten!
Jetzt Push-Nachrichten zu Deinen Lieblingssportarten!

Du willst personalisierte Sport-Nachrichten als Push auf dein Handy? Dann hol Dir die Sky Sport App und wähle Deine Lieblingssportarten- und wettbewerbe aus. So funktioniert's.

All diese Eskapaden konnten Constantin, der Sion bereits von 1992 bis 1997 als Präsident anführte und in seinem letzten Jahr der ersten Amtszeit das Double gewann, nicht vom Thron stoßen. Mitte 2024 will der dennoch abtreten und Sion seinem Schicksal überlassen.

Constantin übernimmt als Trainer - zum letzten Mal?

Doch zuvor setzt er sich erstmal auf die Trainerbank und will seinen Klub endlich wieder siegen sehen. Das klappte bei seinen früheren Ausflügen auf die Trainerbank übrigens recht gut: 2009 gewann er das Pokal-Halbfinale gegen den FC Luzern als Interimstrainer mit 5:3 nach Elfmeterschießen, 2016 siegte er in der ersten Runde des Pokals mit 6:1 gegen CS Romontois, unterlag aber in der Liga mit 1:2 gegen die Grasshoppers und bei seinem letzten Intermezzo siegte Sion unter seiner Leitung im März 2021 mit 3:1 in Lausanne. Vier Spiele, drei Siege - auch das ist eben Constantin.

Christian Constantin ist seit 20 Jahren Präsident des FC Sion.
Image: Christian Constantin ist seit 20 Jahren Präsident des FC Sion.  © DPA pa

Gegen Lugano - erst im Pokal, dann in der Liga - soll diese Serie ausgebaut werden. Deutschland-Schreck Mario Balotelli, den Constantin eigenhändig verpflichtet hat, soll am besten die nötigen Tore schießen. Danach kommt wohl ein neuer Coach. Ob dieser sich aber länger als die 98 Tage von Fabio Celestini hält, darf durchaus bezweifelt werden...

Mehr zum Autor Robert Gherda

Weiterempfehlen: