Premier League: Hamann-Kolumne mit Liverpool, Manchester, Chelsea

Hamann-Kolumne: Darum ist Chelsea kein Titelkandidat

Dietmar Hamann analysiert für skysport.de das Geschehen in der Premier League.
Image: Dietmar Hamann analysiert für skysport.de das Geschehen in der Premier League.  © Imago

Die Premier League startet in die neue Saison. Meister FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp geht als Top-Favorit ins Rennen. Der FC Chelsea will mit den deutschen Zugängen Kai Havertz und Timo Werner an erfolgreiche Zeiten anknüpfen.

Sky Experte Didi Hamann erklärt, was für Klopps Liverpool und was gegen Pep Guardiolas Manchester City spricht, wo er Thiago sieht, warum es für Chelsea noch nicht für ganz oben reicht und auf welchen Aufsteiger er sich besonders freut.

Die Premier League ist zurück! Diese Spiele siehst Du live auf Sky
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Die Premier League startet in die neue Saison 2020/21. Für Jürgen Klopp und den FC Liverpool beginnt damit die Mission Titelverteidigung. Mit Sky bist Du live dabei - ein Überblick über alle Spiele und Sendezeiten.

Liverpool - Meister und Top-Favorit

Was Liverpool vor allem vor der Corona-Pause geleistet hat, war herausragend. Sieben oder acht Spieltage vor Saisonende Meister zu werden mit fast 20 Punkten Vorsprung, wird schwer zu wiederholen sein. Das müssen die Reds aber auch gar nicht, normalerweise reichen hohe 80 bis niedrige 90 Punkte zum Titelgewinn, und ich bin mir sicher, dass Liverpool die holen kann und das zu schlagende Team ist.

Die Mannschaft ist eingespielt, die großen Stars sind alle geblieben. Lallana und Lovren sind weggegangen. Sie waren zwar keine Stammspieler, aber wichtige Teile der Gruppe. Klopp hat es angesprochen, wie wichtig Lallana für die Mannschaft gerade außerhalb des Platzes war.

Die größte Gefahr sehe ich darin, dass durch die wenigen Zugänge der Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft leiden könnte. Klopp hätte sich vielleicht auch gewünscht, noch zwei oder drei Neue zu bekommen, aber dennoch glaube ich, dass Liverpool vom Kader her - zusammen mit Manchester City - weit vor den anderen Teams liegt.

ZUM DURCHKLICKEN: Der Meister-Check zur Premier League

  1. James Rodriguez und Carlo Ancelotti arbeiteten einst beim FC Bayern zusammen.
    Image: Platz 7 - FC EVERTON: Carlo Ancelotti übernahm die "Toffees“ im Dezember 2019 auf Platz 16. Mehr als Rang 12 sprang am Ende nicht heraus. Mit James, den Ancelotti aus Madrid und München kennt, soll es deutlich weiter nach oben gehen. © DPA pa
  2. Neapels Allan wechselt in die Premier League zum FC Everton.
    Image: "Ancelotti hat eine spannende Aufgabe“, erklärt Hamann. "Mit Allan (Neapel) und Doucoure (Watford) hat Everton zwei interessante Spieler geholt. Es ist ein toller Verein und ich würde den Fans wünschen, dass es nach oben geht." © DPA pa
  3. Jose Mourinho wurde in der Corona-Pause mit seinem Spieler Tanguy Ndombele (r.) auf dem Platz gesichtet.
    Image: PLATZ 6 - TOTTENHAM HOTSPUR: Jose Mourinho hatte bei seiner Amtsübernahme einen großen Rückstand aufzuholen. Die Lücke, die Mauricio Pochettino hinterlassen hatte, war groß. Doch die Spurs berappelten sich, wurden Sechster. Ziel ist die Königsklasse. © Imago
  4. 8. Harry Kane (Tottenham Hotspurs): 120 Millionen Euro
    Image: "Die Spurs haben es besser gemacht, als ich gedacht hätte. Ich war positiv von Mourinho überrascht", meint Hamann. "Kane und Son gehören zu den besten Stürmern der Liga, aber sie haben zu wenig Entlastung. Ob es für die Top 4 reicht, bezweifele ich." © Getty
  5. Mikel Arteta ist der erste Trainer, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde.
    Image: PLATZ 5 - FC ARSENAL: Die letzte Meisterschaft liegt 16 Jahre zurück. Zuletzt waren die Gunners nicht einmal mehr in der Champions League vertreten. Als FA-Cupsieger schaffte die Mannschaft von Trainer Mikel Arteta die Europa League. © Getty
  6. Hier ist die Welt noch in Ordnung: Matchwinner Aubameyang holt den Pokal nach dem Sieg im FC-Cup-Finale gegen Chelsea.
    Image: Hamanns Einschätzung. "Nach dem schlechten Start haben die Erfolge in FA Cup und Supercup am Ende der Saison den Gunners Riesenselbstvertrauen gegeben. Es sieht so aus, dass Pierre-Emerick Aubameyang bleibt. Ich traue Arsenal einiges zu." © Getty
  7. Kai Havertz und Chelsea-Trainer Frank Lampard freuen sich auf ihre Zusammenarbeit. (Bildquelle: Twitter/@ChelseaFC)
    Image: PLATZ 4 - FC CHELSEA: Kai Havertz, Timo Werner, Hakim Ziyec und Ben Chilwell. Chelsea hat auf dem Transfermarkt ordentlich zugelangt. Das weckt hohe Erwartungen. Doch die Frage ist, wie schnell Frank Lampards neue Stars im Team funktionieren.
  8. Der FC Chelsea und Trainer Frank Lampard greifen in dieser Saison mit vollen Händen in die Kasse.
    Image: Das Problem ist, dass drei der vier Neuen noch nicht in England gespielt haben“, analysiert Hamann. "Gerade Offensivspieler haben oft größere Schwankungen. Dazu kommt die ungeklärte Torwartfrage. Als Titelkandidat sehe ich Chelsea eigentlich nicht." © DPA pa
  9. Oleksandr Zinchenko kritisiert Trainer Pep Guardiola für seine gewählte Taktik beim CL-Aus gegen Olympique Lyon.
    Image: PLATZ 3 - MANCHESTER CITY: In der Liga von Liverpool abgehängt, in der Champions League im Viertelfinale gescheitert. Der Titel im Liga-Pokal ist der einzige, den das Starensemble von Pep Guardiola in der vergangenen Saison gewann. Zu wenig. © Getty
  10. Sergio Aguero (Manchester City): 41 Mio. Euro, -13,77 Mio. Euro
    Image: "Vom Kader her gehen sie als zweiter Favorit ins Rennen, aber die Gefahr bei Guardiola ist, dass er sich mit der Zeit abnutzt“, findet Hamann: "Agüero ist auch schon 32. Ich glaube, dass die Mannschaft ihren Zenit überschritten hat." © Imago
  11. Manchester United hat mit einem Sieg gegen Leicester City die Champions League klar gemacht.
    Image: PLATZ 2 - MANCHESTER UNITED: Den Reds Devils fehlte es in der vergangenen Saison lange an Konstanz, doch nach dem Restart verbesserten sie sich und wurden am Ende Dritter. Im entscheidenden Spiel setzten sie sich gegen Leicester City durch. © Imago
  12. Fernandes und Solskjaer
    Image: "Fernandes hat wichtige Tore gemacht und gut mit Pogba harmoniert. Ich glaube, dass sie sich stabilisieren und den Abstand zu Liverpool (66 zu 99) verringern können", meint Hamann: "Ich gehe davon aus, dass United die 70 Punkte knacken wird." © Imago
  13. Thiago und der FC Liverpool: Was ist dran an den Gerüchten?
    Image: PLATZT 1 - FC LIVERPOOL: Die Mannschaft von Jürgen Klopp spielte bis zur Corona-Pause wie von einem anderen Stern. Alle großen Stars sind geblieben, Konstantinos Tsimikas kommt aus Piräus, vielleicht kommt noch Thiago vom FC Bayern dazu.  © Imago
  14. Der FC Liverpool feiert die Übergabe der Premier League Trophy.
    Image: "Klopp hätte sich wohl auch gewünscht, noch zwei, drei Neue zu bekommen, aber ich denke, dass Liverpool wieder das zu schlagende Team ist“, sagt Hamann. "Normalerweise reichen hohe 80 bis niedrige 90 Punkte zum Titelgewinn. Die werden die Reds holen. © Getty

Thiago würde gut zu den Reds passen

Sollte Wijnaldum nach Barcelona wechseln, gehe ich davon aus, dass Thiago von den Bayern kommt. So wie er in den letzten Monaten gespielt hat, würde er zu Liverpool und auch zu Manchester United passen. Er ist ein sehr filigraner Spieler, so einen hat Liverpool im Mittelfeld nicht in seinen Reihen. Die Sache zieht sich, was nicht gut ist, aber ich gehe doch davon aus, dass Thiago nach Liverpool wechselt.

Manchester City: Bei Guardiola besteht Abnutzungsgefahr

Bei Manchester City bin ich skeptisch. Ich glaube nicht, dass sie Liverpool in der neuen Saison gefährlich werden. Pep Guardiola ist eigentlich nie länger als drei, vier Jahre bei einem Verein geblieben. Es besteht die Gefahr, dass er sich mit der Zeit abnutzt.

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Die Spieler haben zwar (in München und Barcelona) in den höchsten Tönen von ihm gesprochen. Sie waren aber auch froh, wenn ein Trainer die Zügel etwas lockerer lässt. City hat in der Champions League eine gute Chance verpasst, ein Ausrufezeichen zu setzen. Sie haben wieder einen Weg gefunden, sich vorzeitig zu verabschieden.

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In diesem Video spricht Sky Experte Dietmar Hamann über City-Trainer Pep Guardiola. (Länge: 2:21 Minuten)

Citys Mannschaft hat den Zenit überschritten

Sie haben jetzt mit Nathan Ake den gefühlt zwölften Innenverteidiger unter Guardiolas Regie geholt. Die Abwehr bleibt ihre Achillesferse. Fernandinho ist ins Alter gekommen, Rodrigo hat es zwar ganz gut gemacht, aber sie haben es nicht geschafft, in entscheidenden Momenten die Null zu halten.

Mit Laporte und Ake haben sie zwei Linksfüße in der Innenverteidigung, das birgt zusätzliches Risikopotenzial. Agüero ist auch schon 32. Ich glaube, dass sie als Mannschaft ihren Zenit schon überschritten haben.

Manchester United: Abstand zu Liverpool wird kleiner

Manchester United hatte sich nach dem Re-Start verbessert und sind am Ende noch Dritter geworden. Ich hätte nicht gedacht, dass sie Leicester noch überholen. Fernandes hat wichtige Tore gemacht, hat gut mit Pogba harmoniert. Sie haben in den letzten Monaten einige Feuerproben bestanden und sind auf einem guten Weg. Ich glaube, dass bei United etwas gewachsen ist, aber das müssen sie jetzt bestätigen.

Ein Havertz oder Sancho hätte ihnen natürlich gutgetan, gerade die Konstanz in den Leistungen eines Sancho hat Manchester gefehlt. Ich glaube aber nicht, dass sie Sancho in diesem Sommer noch bekommen werden. Dennoch denke ich, dass sie sich stabilisieren und den Abstand zu Liverpool verringern können. Ich gehe davon aus, dass United (vergangene Saison 59 Punkte) die 70 Punkte knacken muss - und auch wird.

Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte
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Chelsea: Sehr interessant, aber kein Titelkandidat

Nicht nur aus deutscher Sicht ist Chelsea im Moment der interessanteste Verein der Liga. Sie haben mit Havertz und Werner zwei unheimlich interessante Spieler geholt, dazu Ziyech und Chilwell, der neben Liverpools Robertson der beste Linksverteidiger der Premier League ist. Das Problem, das ich sehe ist, dass drei der vier Neuen noch nicht in England gespielt haben.

Sie werden Wochen oder sogar Monate brauchen, um sich an den englischen Fußball anzupassen. Offensivspieler haben zudem oft größere Schwankungen in ihren Leistungen. Dazu kommt die ungeklärte Torwartfrage. Kepa hat die Erwartungen bei weitem nicht erfüllt. Ich glaube, dass sie einen Torwart brauchen. Sie werden die Differenz zu Platz eins verringern können, aber als Titelkandidat sehe ich Chelsea nicht.

Darauf kommt es bei Havertz und Werner an

Ich traue es beiden zu, sich schnell zurechtzufinden und durchzusetzen. Es kommt weniger auf die Spielweise an als auf die Mentalität. Du musst bereit sein, dass Spiel anzunehmen. Je schneller du das kapierst, desto schneller wirst du dich anpassen und deine Leistung bringen. Es wird einige Tacklings geben, bei denen sie wahrscheinlich auf den Pfiff warten, der aber nicht kommt. Dann musst du aufstehen und dann geht es weiter.

Die Tatsache, dass beide den Schritt in relativ jungen Jahren wagen, zeigt mir, dass sie absolut die Herausforderung suchen. Es wäre für Havertz in Spanien vielleicht etwas weniger hart zur Sache gegangen. Vom Charakter her traue ich es beiden zu. Werner hat die Situation nach den Schwalbenvorwürfen sehr gut gemeistert. Damals hat er gezeigt, dass er erwachsen geworden ist. Ich habe keine Zweifel, dass beide einschlagen werden.

Tottenham: Mourinho hat mich positiv überrascht

Mauricio Pochettino hatte bei Tottenham lange großartige Arbeit geleistet, aber Jose Mourinho hatte bei seiner Amtsübernahme einen großen Rückstand aufzuholen. Letztendlich haben es die Spurs besser gemacht als ich gedacht hätte. Ich war positiv von Mourinho überrascht.

Der ehemalige Bayer Emile Höjbjerg kam als Neuzugang aus Southampton. Ein Spieler wie er ist prädestiniert für den Fußball, den Mourinho spielen lassen will. Ich glaube, dass er ein hervorragender Einkauf ist. Er hat Präsenz und bringt taktisches Geschick mit.

Kane und Son reichen nicht

Einen Spieler wie Harry Kane zu haben, ist für Tottenham ein Luxus. Entgegen aller Gerüchte über einen Wechsel zu Manchester United ist er immer noch da. Abgesehen von Kane und Son haben sie kaum Spieler, die für Entlastung sorgen. Kane und Son gehören zu den besten Stürmern der Premier League. Ob es für die Spurs für die Top 4 reicht, wage ich aber zu bezweifeln.

Arsenal traue ich einiges zu - Özil hat seine Zukunft selbst in der Hand

Ich glaube, dass Arsenal zusammen mit Chelsea die interessanteste Geschichte der Liga ist. Mikel Arteta hatte bei ManCity in Pep Guardiola einen guten Lehrmeister, und nach dem schlechten Start haben die Erfolge in FA Cup und Supercup am Ende der abgelaufenen Saison den Gunners riesen Selbstvertrauen gegeben. Es sieht so aus, dass Pierre-Emerick Aubameyang bleibt und ich traue Arsenal einiges zu.

Ich habe gehört, dass Mesut Özil von Arteta noch einmal eine Chance bekommt. Wenn er sie nutzt, kann ich mir für ihn eine Zukunft bei Arsenal vorstellen. Es liegt nur an ihm selbst.

Everton: Ancelotti hat eine spannende Aufgabe

Für Ancelotti lief es nach seiner schwierigen Zeit in München anschließen in Neapel ordentlich und in Everton hat er eine spannende Aufgabe. Wenn Ancelotti das Beste aus James herausholt, ist alles okay. Von James hatte ich zuletzt gelesen, dass er über seine Zeit in München und das Wetter dort geklagt hat. Ich hoffe, er hat sich über das Klima in Nordengland informiert.

In Liverpool ist es vielleicht im Winter nicht ganz so kalt, dafür regnet es mehr als in München. Everton hat mit Allan (Neapel) und Doucoure (Watford) zwei interessante Spieler geholt. Allan passt nach England wie die Faust aufs Auge. Everton ist ein Arbeiterverein und Allan hat keine Angst auch mal hinzulangen. Es ist ein toller Verein und eine tolle Stadt und ich würde den Fans wünschen, dass es nach oben geht.

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Robin Koch wechselt vom SC Freiburg zu Leeds United und freut sich auf die Premier League und die neuen Erfahrungen (Videolänge: 29 Sek.).

Diese Teams könnten Probleme bekommen

Ralph Hasenhüttl hat beim FC Southampton fantastische Arbeit geleistet und die Mannschaft auf Platz elf geführt. Man muss aber sehen, wie sie den Weggang von Höjbjerg verkraftet. Ich glaube nicht, dass Aufsteiger Leeds United (mit dem deutschen Nationalspieler Robin Koch) gleich wieder absteigt, Fulham hat auch eine gute Chance, die Klasse zu halten, für West Bromwich Albion wird es schwer.

Wirklich aufpassen muss aus meiner Sicht Sheffield United. Die haben zwar letzte Saison lange an der Champions League geschnuppert, aber wenn man sich die Mannschaft anschaut, glaube ich, dass sie Probleme bekommen werden. Sie werden nicht absteigen, aber sehr viel mehr Stress haben als letzte Saison.

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