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Premier League: Rene Adler über Kai Havertz, Jadon Sancho und die Gewinner/Verlierer

... dann komme und moderiere ich im Spurs-Trikot

Die Premier League Kolumne von Rene Adler.
Image: Sky Experte Rene Adler analysiert in seiner Premier League Kolumne die Situation um Kai Havertz und Jadon Sancho.  © Sky

Sky Premier-League-Experte Rene Adler nimmt in seiner Kolumne die spannendsten Themen der Insel unter die Lupe. In der zweiten Ausgabe analysiert er den unglücklichen Auftakt von Kai Havertz beim FC Arsenal und reagiert auf den Zoff um Ex-BVB-Star Jadon Sancho. Außerdem kürt Adler die Gewinner und Verlierer der ersten Spieltage und macht eine etwas andere Ankündigung.

Was für ein Endspurt! Mit dem späten 3:1-Sieg gegen Manchester United bleiben die Gunners heißer ManCity-Verfolger. Auch Kai Havertz wird schon bald funktionieren, wenngleich ihm der Start noch ein wenig schwerfällt und die erste Torbeteiligung nach wie vor aussteht. Macht Euch da keine Sorgen, liebe Arsenal-Fans.

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Premier League, 4. Spieltag: Der FC Arsenal ist nach dem 3:1 gegen Manchester United Fünfter. Ödegaard glich für die Gunners postwendend die Führung durch Rashford aus. Den Sieg sicherten Rice und Jesus in der Nachspielzeit.

Auch wenn er noch in derselben Stadt wohnt, ist es bei den Gunners dennoch ein anderes Umfeld, sind es andere Mechanismen, eine andere Erwartungshaltung und ein anderes System. Es ist völlig normal, dass man da eine gewisse Zeit benötigt, um anzukommen. Jetzt spielt er plötzlich wieder auf der Acht, beim FC Chelsea hatte er von Coach zu Coach unterschiedliche Rollen und ist häufig als Neuner aufgestellt worden.

Havertz hat innerhalb von wenigen Monaten so viele verschiedene Trainer gehabt, die so viele unterschiedliche Sachen von ihm wollten. Da weiß man als Spieler irgendwann gar nicht mehr, was man eigentlich machen soll. Und dennoch muss er sich gefallen lassen, dass seine Scorerwerte immer leicht (?) unter den Erwartungen geblieben sind. Nie hat Havertz mehr als acht Treffer in einer PL-Spielzeit erzielt und auch nur bedingt die Assists geliefert, die man sich erhoffte. Das ist für seine Veranlagungen unter dem Strich vielleicht doch etwas zu wenig. Da muss mehr Konstanz rein.

Es wird sich herausstellen, ob der ehemalige Leverkusener am Ende wirklich der Spieler ist und die Winner-Mentalität mitbringt, um Arsenal zur ersten Meisterschaft seit 2004 führen zu können.

Die Erwartungshaltung ist natürlich nach wie vor groß, logisch: Er kam für 75 Millionen Euro vom FC Chelsea (ist damals schon für 80 Millionen Euro aus Leverkusen nach England gewechselt), hat den entscheidenden Treffer im Champions-League-Finale erzielt, spielt schon seit drei Jahren auf höchstem Premier-League-Niveau und ist mit 24 Jahren auch kein Talent mehr.

Ich bin da aber völlig entspannt. Havertz ist ein sehr cleverer Spieler, der 1A zu Arsenal passt. Habt ein bisschen Geduld.

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Sancho sollte sich an die eigene Nase fassen

Bei Jadon Sancho scheint dagegen die Geduld am Ende zu sein. Nach seiner Nichtberücksichtigung für den Kader gegen Arsenal setzte sich der ehemalige Dortmunder zur Wehr. Er selbst fühlt sich als "Sündenbock". Teammanager ten Hag hatte den Engländer zuvor aus dem Kader gestrichen und die Ausbootung mit mangelhafter Trainingsleistung begründet.

Dieser Social-Media-Post ist für mich kontraproduktiv. Das sollte intern gehalten und über direkte Gespräche geklärt werden. Sind wir mal ehrlich: ten Hag ist ein sehr direkter Coach, immer ehrlich und stellt das wohl der Gemeinschaft immer über alles. Er wird da schon einen Punkt gehabt haben. Schließlich lässt kein Trainer dieser Welt Spieler außen vor, die richtig gut drauf sind, einen Mehrwert für das Team haben und den Unterschied machen können. Das habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt. Und Sancho ist ja auch beispielsweise schon beim BVB unter Lucien Favre aufgrund disziplinarischer Verfehlungen aus dem Kader gestrichen worden, das nur mal nebenbei...

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Ich würde mir an seiner Stelle mal an die eigene Nase fassen und hinterfragen, weshalb ich vielleicht nicht so gut performe wie zuvor in Dortmund, weshalb ich nicht die Scorer-Werte liefere und den Erwartungen hinterherhinke. Im Grunde ist es ganz banal: Er muss ten Hag in jedem Training zeigen, dass der Trainer mit jeder Nichtberücksichtigung einen Fehler macht. Wenn ihm das über einen längeren Zeitraum gelingt, werden auch die Mitspieler sagen, dass es ein Riesenfehler ist, ihn nicht aufzustellen. Und dann führt kein Weg mehr an Sancho vorbei.

Dass er die beleidigte Leberwurst spielt, bewirkt allerdings genau das Gegenteil. Das ist der falsche Weg, damit tut sich Sancho keinen Gefallen. Gerade auf Social-Media wird mir oftmals zu viel geredet: Zu viele Worte für zu wenig Taten. Und vor allem gegen ten Hag in einen öffentlichen verbalen Machtkampf zu gehen? Schwierig. Er ist da geübt und hat sich schon gegen Stars behauptet, die weit größer sind als Sancho (Stichwort CR7).

Generell ist die Kraft, die ein Spieler mittlerweile aufgrund von Reichweite und Follower-Zahlen hat, so viel stärker als zu meinen aktiven Zeiten. Das wissen die Profis auch. Diese Macht, über Social-Media Unmut zu äußern, hattest du früher in der Form nicht. Der Verein sollte immer größer sein als der Spieler und der Spieler sollte sein Ego hinten anstellen. Ich habe aber manchmal das Gefühl, dass Star-Spieler genau das oftmals verkennen: Es werden Wechsel erzwungen, es wird erpresst, es wird revidiert. So verschiebt sich das Machtverhältnis immer mehr. Und wo kommen wir denn dann hin? Wir sind ja kein Einzelsport.

Abschließend zu Sancho: ManUnited weiß, dass es in Richtung Fernost zahlungskräftige Vereine gibt. Wenn da bis zum Ladenschluss in den nächsten zwei Tagen noch ein Angebot reinflattern sollte, kann ich mir vorstellen, dass man auf Seiten Uniteds zumindest gesprächsbereit wäre...

Die Spurs sind bisher (leider) die größte Überraschung

Aber gut, machen wir hier mal einmal einen Cut und ziehen ein erstes Zwischenfazit. Vier Spiele sind gespielt und stand jetzt scheine ich vor allem bei einem meiner Tabellentipps grob daneben zu liegen. Ich habe von Freuden, bekannten und unbekannten Followern zu hören bekommen, was ich denn für einen "Scheiß" mit Tottenham getippt habe. Und die haben aktuell alle völlig recht. Vor der Saison und nach dem Abgang von Harry Kane sah ich sie maximal auf dem neunten Rang - das scheint mir stand jetzt mehr und mehr unrealistisch.

Das ist die Abschlusstabelle von Rene Adler.
Image: Das ist die Abschlusstabelle von Rene Adler.  © Sky

Hut ab vor Ange Postecoglou und der Mannschaft - die machen Spaß, die spielen wieder Fußball, das ist man von Tottenham gar nicht gewohnt. Intern wird ja auch mit Augenzwinkern behauptet, dass Antonio Conte eingesperrt gehört, weil er Pape Matar Sarr und Yves Bissouma versteckt hat. Was die beiden gerade auf der Sechs gespielt haben, war die ersten Spiele absolut herausragend.

Auch ohne Kane beeindrucken die Spurs in der Offensive. James Maddison hat sich gleich hervorragend eingefügt, auch Heung-min Son ist spätestens nach seinem Dreierpack in Burnley in der neuen Saison angekommen. Wenn ein Superstar geht, ist es ja oftmals der Fall, dass die anderen dann in die Bresche springen müssen und sich dadurch die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Da ist es manchmal echt gut und hilfreich - wie bei den Spurs mit Kane - einen Cut zu machen und sich neu zu erfinden.

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Premier League, 4. Spieltag: Tottenham Hotspur bleibt nach dem Abschied von Harry Kane weiter ungeschlagen. Der Klub aus London setzt sich bei Aufsteiger FC Burnley deutlich mit 5:2 (2:1) durch. Heung-min Son erzielt dabei ein Dreierpack.

Wenn das so weitergeht, war mein Tipp der schlechteste der letzten Jahre, das sehe ich dann auch selbstkritisch ein: Wenn es so bleibt, komme und moderiere ich im Tottenham-Trikot und zolle allen Spurs-Fans Tribut. Es sind ja noch ein paar Spieltage zu gehen, aber momentan sieht es schlecht für mich aus.

Neben den Spurs ist West Ham mit Teammanager David Moyes positiv hervorzugeben. Auch ohne Superstar Declan Rice haben die Hammers mit zehn Punkten einen hervorragenden Start hingelegt und mit Standardspezialist James Ward-Prowse eine zusätzliche Waffe hinzugewonnen. Der Neuzugang aus Southampton ist ein sensationell guter Spieler. Mich wundert es schon, dass er am Ende "nur" bei West Ham gelandet ist. Er hätte sicherlich vielen Mannschaften geholfen.

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Premier League, 4. Spieltag: West Ham United fährt einen Zittersieg im Auswärtsspiel bei Aufsteiger Luton Town nach Hause. Der späte Anschlusstreffer in der 92. Minute reicht den „Hatters“ nicht mehr.

Mickrige Newcastle-Bilanz, Everton enttäuscht Jahr für Jahr

Natürlich muss Newcastles Fehlstart hinterfragt werden, allerdings hatten die Magpies auch das mit Abstand schwerste Auftaktprogramm. Gegen Villa, bei Manchester City (da kannst du mal verlieren), daheim gegen Liverpool (das hätten sie in Überzahl gewinnen müssen) und auswärts in Brighton (da steckt vielleicht noch das Spiel gegen die Reds in den Knochen) - das ist schon ein Brett, wenngleich der Start mit gerade einmal drei Punkten niemanden zufriedenstellen kann- insbesondere mit Blick auf die anstehende Challenge "Mehrfachbelastung" samt Champions League.

Diese Wochen dürfen die Magpies nicht unterschätzen, schließlich ist der Kader nicht so breit wie der von Manchester City und Co., nicht in der Quantität und auch nicht in der Qualität. Newcastle wird die Länderspielpause sicherlich begrüßen und von nun an versuchen, die Negativspirale abzuwenden.

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Premier League, 4. Spieltag: Der FC Chelsea kommt weiter nicht in Fahrt und bleibt auch das dritte Spiel in Serie sieglos. Gegen Nottingham Forest verliert das Team von Mauricio Pochettino 0:1.

Bei Chelsea bin ich geneigt zu sagen: Ja, nothing new - da muss unter Mauricio Pochettino deutlich mehr kommen. Vielmehr enttäuschen mich aber die Toffees. Beim FC Everton sollte man eigentlich denken, dass sie den Schuss mal gehört haben. Sie kratzen seit Jahren am Abstieg, ziehen aber einfach nicht die richtigen Schlüsse und fallen immer wieder in alte Muster zurück. Die Offensivabteilung funktioniert in Abwesenheit des verletzten Dominic Calvert-Lewin überhaupt nicht, defensiv ist die Sean-Dyche-Elf zu anfällig.

Irgendwann wird es sie erwischen, wenn sich nichts verändert. Vielleicht auch schon nach dieser Saison. Stand jetzt bleibt zu hoffen, dass sich wieder einmal drei schwächere Teams finden - vielleicht die Aufsteiger Luton Town und Sheffield United und dann noch ein dritter Klub. Darauf sollte sich Everton aber wirklich nicht verlassen.

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