Vereine brauchen gestandene Manager
09.09.2017 | 17:43 Uhr
Professor Hennig Zülch hat das Bundesliga-Management unter wissenschaftlichen Aspekten untersucht. Und sein Resümee in einem Interview mit dem Münchner Merkur fällt nicht besonders positiv aus - nicht einmal für den FC Bayern, Borussia Dortmund oder Vizemeister RB Leipzig.
Henning Zülch ist Professor an der Leipzig Graduate School of Management, einer der führenden deutschen Business-Schulen, er ist Spezialist für Bilanzierung und Kapitalmarktkommunikation. Der 44-Jährige hat das Bundesliga-Management unter wissenschaftlichen Aspekten untersucht. Sein Resümee: Bundesliga-Vereine werden zum Teil "geführt wie eine Pommesbude."
Aus Leipzig kam kurzerhand eine recht gereizte Reaktion: "Sie haben sich erbost von mir abgewandt", sagte der Professor in einem Interview mit Merkur.de.
Der Auslöser für das extreme Verhalten zeigt der Blick auf die Tabelle. Die roten Bullen rangieren nur auf Relegationsplatz 16. "Sie sind im sportlichen Erfolg solide, besser als andere, die lange mitspielen", aber von der finanziellen Performance ist der Professor weit weniger angetan: "RB Leipzig ist als ein Wachstumsunternehmen naturgemäß fremdfinanziert und nicht profitabel wie andere. Und das Branding: Keiner weiß, wofür der Verein steht."
Richtig weit hinten liegen die Sachsen bei den Führungsstrukturen: "Der Verein ist komplett intransparent, er kommuniziert sehr wenig. Die Governance-Strukturen sind zu hinterfragen aufgrund der nicht zu leugnenden Nähe zu Red Bull. Und Mitglieder hat RB kaum welche, analysierte der Dortmund-Fan die Leipziger Außendarstellung.
Nicht einmal der Rekordmeister FC Bayern bekommt ein gutes Zeugnis ausgestellt. "Bayern und Dortmund haben Bereiche, die geführt werden wie eine Pommesbude", gibt der Professor eine Einschätzung.
Die Wahl des FC Bayern, den Sportdirektorposten mit Hasan Salihamidzic zu besetzen empfindet, der Akademiker "mehr als kurios." Damit setzt der Professor einen gezielten Angriff auf die Vereinsphilosophie der Münchner, die durchweg von Vereinsikonen wie Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß geführt werden: "Da müsste mal das Milieu raus."
Vor dem Duell des Rekordmeisters mit Paris St. Germain, einem der Branchenprimusse, sagt Zülch: "Sie können an internationaler Strahlkraft nur verlieren."
Der Professor gibt klare Ansätze, wie die Bundesliga sich im internationalen Vergleich behaupten kann: "Die Klubs müssen gestandene Manager etablieren, nicht nur Sportfunktionäre" und ergänzt: "Traditionsklubs wie der 1. FC Köln dürfen sich nicht begreifen als Verein, der nur für Köln da ist. Er hebt sein Potenzial nicht."
Trotzdem könne man "stolz auf die Tradition sein". In Dortmund, findet der Henning Zülch, klappe das ganz gut.
Das Management-Ranking der Bundesliga-Saison 2016/2017 im Überblick:
Der FC Bayern führt wie nicht anders zu erwarten auch nach den Kriterien von Professor Henning Zülch die Bundesliga-Tabelle an. Dauerrivale und Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund folgt direkt auf den Fersen des Rekordmeisters. Auf Schalke herrscht oftmals Unruhe im Umfeld und Verein - das macht sich aber im Ranking mit Platz drei kaum negativ bemerkbar. Die Überraschung kommt aus Sachsen - RB Leipzig muss mit Platz 16 um den Klassenerhalt zittern.