Real Madrid und Sergio Ramos - seit 2005 sind die Königlichen und der mittlerweile 32-Jährige aus Sevilla unzertrennlich. Die einstige Liebesbeziehung entpuppt sich nun aber immer mehr als Fluch für Real.
Als Ramos im Jahr 2005 seinen Jugendverein FC Sevilla in Richtung spanische Hauptstadt verließ, erahnten die Wenigsten, welch erfolgreiche Ära der Innenverteidiger bei Real Madrid prägen wird.
Ramos - der heimliche Machthaber bei Real
Viermal Champions-League-Sieger, viermal spanischer Meister, viermal Klub-Weltmeister, dreimal UEFA Supercup-Sieger, dreimal spanischer Superpokalsieger und zweimal spanischer Pokalsieger - sage und schreibe 20 Titel holte Ramos mit Real Madrid und führte das Team dabei seit 2013 als Kapitän aufs Feld. Seine Verdienste für die Königlichen sind somit unbestreitbar.
Ebenso unbestreitbar sind die in den letzten Jahren wachsende Macht und der Einfluss, den Ramos durch seine zahlreichen Erfolge im Verein hat. Dieser Umstand scheint nun aber seinen negativen Höhepunkt erreicht zu haben und möglicherweise sogar zum Zerwürfnis zwischen dem einstigen Traumpaar Madrid und Ramos zu führen.
Streit zwischen Ramos und Perez
Nach dem Ausscheiden im Champions-League-Achtelfinale gegen Ajax Amsterdam soll sich Ramos mit Präsident Florentino Perez angelegt und diesen in der Kabine vor der versammelten Mannschaft für dessen Transferpolitik kritisiert haben.
Perez drohte dem Mannschaftskapitän daraufhin sogar mit einem Rauswurf. Eine Drohung, die bislang nicht in die Tat umgesetzt wurde. Wieder einmal scheint Ramos einen Machtkampf innerhalb des Vereins zu gewinnen - und das gegen Klub-Oberhaupt Perez.
Ramos der Grund für Zidane-Rücktritt?
Wie nun aus einem Bericht des spanischen Radiosenders Cadena Ser hervorgeht, soll Ramos nicht nur diesen internen Fight gewonnen haben. Auch mit dem einstigen Erfolgscoach Zinedine Zidane, der mit den Königlichen unter anderem dreimal in Folge die Champions League gewann, ist der 32-Jährige aneinander geraten. Dies soll sogar soweit gegangen sein, dass Zidane seine Koffer packte und das Kapitel Madrid schloss.
Der Grund: Ramos organisierte interne Mannschaftssitzungen - ohne Zidane. Unter anderem soll dort vor dem letztjährigen Champions-League-Finale in Kiew entschieden worden sein, nicht wie vom Trainer gewünscht bereits zwei Tage vor dem Endspiel in die Ukraine zu reisen. Der Bruch zwischen Ramos und Zidane war perfekt!
Ramos' Aussagen verhindern Conte-Engagement
Des Weiteren verhinderte Ramos die Verpflichtung eines anderen Trainers. Als Real in der Hinrunde ein 1:5-Debakel im Clasico erlebte, war die Zeit von Julen Lopetegui bei den Königlichen gezählt. Antonio Conte galt als sicherer Nachfolger - bis Ramos sich zur Thematik äußerte.
"Respekt muss man sich verdienen, man kann ihn nicht diktieren. Weder durch einen Namen noch einen anderen Weg", spielte der Mannschaftskapitän auf die harte Gangart Contes bei der Mannschaftsführung an und ergänzte: "Am Ende ist die Verwaltung der Kabine wichtiger als das taktische Wissen des Trainers."
Die Folge: Dem Italiener kamen Zweifel, ob er die Mannschaft hinter sich bekommt, wenn Kapitän Ramos nicht voll zu ihm steht. Eine Vereinbarung zwischen Conte und Real kam somit nicht zustande.
Marcelo und Ramos - es knallt zwischen Führungsspielern
Auch vor Mitspielern macht Ramos mittlerweile nicht mehr Halt. Wie die vereinsnahe Marca berichtet, soll es im Abschlusstraining vor dem Duell mit Real Valladolid (4:1) am Samstag zu einem Zoff zwischen Ramos und Marcelo gekommen sein - ausgerechnet zwischen den beiden Anführern, die seit Jahren Seite an Seite große Erfolge für Real Madrid feiern.
Der Auslöser des Streits: Marcelo bejubelte ein gewonnenes Trainingsspiel ausgiebig und wohl etwas provokant - eine Art und Weise, die Ramos, dem Kapitän der Verlierer-Mannschaft, sauer aufstieß. Es kam zu einer lautstarken Auseinandersetzung. Letztendlich mussten sogar die Teamkollegen eingreifen, um eine Eskalation der Situation zu verhindern.
Ramos äußert sich
Über Twitter und Instagram äußerte sich Ramos zu den im Raum stehenden Gerüchten. Diese kommentierte der Kapitän zwar, ein Dementi seinerseits bezüglich des Streits mit Perez und der Auseinandersetzung mit Marcelo erfolgte jedoch nicht.
Zur aktuellen Trainerdiskussion um Santiago Solari äußerte sich Ramos ebenfalls. "Es ist eine Entscheidung, die nicht wir Spieler zu treffen haben und in die wir uns nie einmischen. Wir haben großen Respekt vor der Position und unterstützen den Trainer immer." Ob dies allerdings auch bei den Personalien Zidane und Conte der Fall war, ist nicht klar.
Für die verkorkste Saison übernahm Ramos dagegen die Verantwortung. "Die jüngsten Ereignisse waren verheerend, und ich verstecke mich nicht. Wir Spieler sind in erster Linie verantwortlich und ich als Kapitän mehr als jeder andere."
Real im Macht-Chaos
Eines zeigt sich durch die zahlreichen Konflikte dennoch ganz deutlich: Real Madrid hat ein Macht-Problem. Ramos hat sich seinen Status verdient - das steht außer Frage. Doch die Vereinsverantwortlichen müssen die Machtverhältnisse innerhalb des Klubs klar strukturieren und auch innerhalb der Mannschaft kommunizieren. Einem Spieler so viel Einfluss zu gewähren, könnte gerade in der aktuell sportlich schwierigen Lage zu nachhaltigen Problemen führen - zum Beispiel bei einer möglichen Nachfolger-Suche für den in der Kritik stehenden Solari.
Ramos muss zukünftig auf Macht verzichten und sich der Vereinsführung unterordnen - nur dann kann wohl endgültig Ruhe bei den Königlichen einkehren und die erfolgreiche Ära mit Ramos fortgesetzt werden.