SC Paderborn: Benjamin Weber über Tuchel, Gündogan, Verratti und Thiago Silva
Von Chelsea zu Paderborn: Weber schwärmt von Tuchel und Thiago Silva
17.02.2023 | 14:01 Uhr
Aus den Metropolen Paris und London ins beschauliche Paderborn. Vom Champions-League-Sieger zum Zweitligisten. Das ist der Weg von Benjamin Weber. Der 39-Jährige ist seit Januar Geschäftsführer Sport. Bei Sky spricht er über seinen Freund Thomas Tuchel, Stars wie Gündogan, Verratti oder Thiago Silva und den SCP.
Als enger Vertrauter von Thomas Tuchel hatte Weber den Startrainer in den vergangenen Jahren auf seinen Stationen begleitet.
Von 2006 bis 2015 war er Videoanalyst und Chefscout bei Mainz 05 und arbeitete beim 1. FSV unter anderem eng mit Cheftrainer Tuchel zusammen.
Mit Tuchel wechselte er zu Borussia Dortmund und gewann als Co-Trainer mit dem BVB 2017 den DFB-Pokal. Mit Paris Saint-Germain gewann er zwei französische Meisterschaften (2019 und 2020), mit dem FC Chelsea folgten Champions League (2021), UEFA-Supercup und FIFA-Klub-Weltmeisterschaft (beide 2022).
Insgesamt 516 Spiele bestritt Weber in 16 Jahren zusammen mit Tuchel bis zum unfreiwilligen Abschied aus London im vergangenen Jahr. Was ihn am meisten an seinem ehemaligen Weggefährten beeindruckt?
"Da bräuchte man ein paar Tage und Abende", sagt Weber im Gespräch bei Sky in der Sendung 2. Bundesliga - Deine Vorschau. Es sei "schwer, Komplimente zu machen. Wir sind sehr, sehr gute Freunde und haben sehr, sehr gut zusammengearbeitet", erklärt er.
"Es hat uns ausgezeichnet, dass wir zusammengewachsen sind, dass wir einander vertraut und uns sehr wertgeschätzt haben. Es ging nie darum, wer Chef ist, sondern einfach darum, dass wir gemeinsam als Team besser werden wollten."
Mit Tuchel hat Weber mit vielen nationalen und internationalen Stars zusammengearbeitet. Bei Sky nennt er diejenigen, die ihn auf seinen verschiedenen Stationen am meisten beeindruckt haben.
Bo Svensson (Mainz 05):
"In Mainz habe ich viele tolle Menschen kennengelernt, aber vor allem die Geschichte von Bo Svensson finde ich sehr beeindruckend. Weil er unser Spieler war und wir recht schnell erkannt haben, dass er mal Trainer werden könnte, er es selbst aber vielleicht gar nicht so geglaubt hat. Bo ist ein ganz toller Mensch und es freut mich sehr, dass er es geschafft hat, Trainer zu werden. Es ist schön, dass Mainz in der Kombination aus Christian Heidel und ihm wieder erfolgreich in der Bundesliga stattfindet."
Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund):
"Ili war ein Spieler, der neue Situationen schaffen konnte durch seine schnellen Bewegungen und Richtungsänderungen. Als Spieler ist er eine riesige Bereicherung und als Typ ein 1-A-Mensch."
Marco Verratti (Paris Saint-Germain):
"Marco ist einer der netteste Mensch, den ich in Paris kennengelernt habe. Wie er auf engem Raum die Bälle sichert, ist unglaublich. Er ist für mich der heimliche Star bei PSG und könnte von seiner Qualität her bei jedem Weltverein spielen."
Thiago Silva (PSG und FC Chelsea):
"Die gemeinsame Geschichte, die wir als Trainerteam mit ihm hatten, war sehr besonders. Wir wollten in Paris zusammen die CL gewinnen, das hat nicht geklappt. In London haben wir uns wiedergetroffen und ein halbes Jahr später den Henkelpott hochgehoben. Ich habe selten einen Profi gesehen, wie er trainiert, sich ernährt, regeneriert. Es ist unfassbar, dass er immer noch auf diesem Level verteidigt und sich dem Fußball angepasst hat über die Jahre."
Weber schätzt die Ruhe in Paderborn
Während Tuchel momentan ohne Trainerjob ist, hat Weber in Paderborn seine eigene, ganz neue Karriere gestartet.
"Ich habe mir das bewusst ausgesucht. Viele Dinge sind anders, aber bewusst gewählt, weil sie schöner für mich sind", erklärt Weber, der die familiäre Atmosphäre beim SCP schätzt.
"Man kann in Ruhe arbeiten und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Die Wege sind kürzer, alles ist deutlich enger zusammen. So wie ich es 2005 bei meinem ersten Klub zum ersten Mal kennengelernt habe. Das finde ich sehr sympathisch", erklärt er.
Winter-Transfer vom FC Chelsea eingefädelt
Seine Verbindung nach London ist aber immer noch intakt, und so gelang es ihm, Innenverteidiger-Talent Bashir Humphreys vom FC Chelsea nach Paderborn zu lotsen.
"Da ich diese kurzen Wege nach London habe, wusste ich, dass er verfügbar ist", erzählt Weber: "Wir haben ihn zusammen geholt und gescoutet und waren uns dann sicher, dass er der Richtige ist."
Er habe sich "überlegt, ob ich einen Transfer mache, der gleich so viel Aufmerksamkeit auf uns zieht", gibt Weber zu, "aber seine Qualität hat uns überzeugt."
Verfolgerduell gegen Kaiserslautern
Auch ein englischer Nationalspieler habe Humphries den Wechsel nach Paderborn empfohlen, verrät Weber. "Den größten Einfluss hatte Reece James, da bin ich mir sicher", so der SCP-Geschäftsführer, der mit den Paderbornern am Freitagabend mit einem Sieg im Verfolgerduell gegen Kaiserslautern (ab 18 Uhr live auf Sky) auf Platz drei klettern kann.
Vom Aufstieg will er jedoch (noch) nicht reden. "Es ist ganz wichtig, dass wir nicht zu langfristig, sondern und wochen- und monatsweise unsere Ziele stecken. Wir versuchen realistisch zu sein, aber auch optimistisch und wollen jedes Spiel gewinnen. Wenn wir alle an Siege glauben, kannst du auch immer Spiele gewinnen."