Schmadtke im Interview zu Liverpool, Klopp und Transfers
Schmadtke im Interview: Deutscher Markt für Liverpool attraktiv
20.07.2023 | 09:38 Uhr
Jörg Schmadtke ist zurück und seit dem 1. Juni Sportdirektor beim FC Liverpool. Im exklusiven Interview mit Sky hat sich der langjährige Bundesliga-Manager zu seinem neuen Job, zur Zusammenarbeit mit Jürgen Klopp und zu den Transferaktivitäten der Reds geäußert.
Für Schmadtke, der unter anderem bei Wolfsburg, Köln und Hannover in der Verantwortung war, ist Liverpool der mit Abstand größte Verein seiner Karriere. Dabei wollte sich der 59-Jährige nach seinem Engagement beim VfL Wolfsburg eigentlich in den Ruhestand verabschieden.
"Letztendlich war ernsthaft gewollt, aufzuhören und in Rente zu gehen. Dann kam die Anfrage von Liverpool. Für mich persönlich ist das eine ganz neue Herausforderung, die ich gerne angenommen habe: eine spezielle Nummer, ein anderes Land, andere Abläufe. Mit Jürgen haben wir einen Trainer, den ich schon lange verfolge - mit dem ich nicht ganz eng war, den ich jetzt nicht sehr gut kannte, bis dahin - den ich aber verfolgt habe aus der Ferne. Wenn Liverpool ruft, ruft ein Großer. Dann verändert man sein Mindset und überlegt, ob es vielleicht nicht doch gut wäre, nochmal was Neues auszuprobieren. Deswegen ist es am Ende auch so gekommen und bisher bin ich auch sehr happy darüber", erklärt Schmadtke.
Liverpool zum Ende seiner Karriere ganz sicher nochmal ein anderes Kaliber als Hannover, Köln oder Wolfsburg - die Klub-DNA hat ihm den Start trotzdem leicht gemacht: "Es ist schon eine Herausforderung, sich in dem Markt zu bewegen und neu zu orientieren. Aber wir haben tolle Leute. Ich bin extrem herzlich und freundlich aufgenommen worden. Es ist ein unglaublich großer Klub, mit großem Renommee und einer großen Strahlkraft, aber trotzdem völlig frei von jeglicher Arroganz - ohne dieses Getue, was oft um den Fußball herum geschieht. Alle sind sehr natürlich sehr offen und trotzdem konzentriert in der Arbeit", sagt Schmadtke.
Schmadtke: "Ich bin Sportdirektor und im Prinzip Dienstleister"
Dabei unterscheidet sich sein neuer Job von seinen letzten Stationen, bei denen Schmadtke als Geschäftsführer jeweils die volle Verantwortung und Entscheidungskompetenz für den sportlichen Bereich hatte: "Ich bin Sportdirektor und im Prinzip Dienstleister. Ich versuche Dinge von Jürgen wegzunehmen, damit er sich auf sein Kerngeschäft fokussieren kann. Trotzdem ist klar, dass er am Ende der Entscheider ist. Das Rollenverständnis ist für alle Beteiligten klar. Es geht darum, Dinge aus den einzelnen Departments zu filtern und Jürgen dann eine möglichst gute Entscheidungsgrundlage vorzulegen. Auf der Basis wird dann entschieden."
Trending
- Interesse wird konkreter! Topklub will Davies
- Füllkrug-Flucht aus England?
- Nur Platz 16! BVB will den ersten Auswärtsdreier
- Drastische Maßnahmen bei Chelsea || Mbappe-Streit mit PSG geht weiter
- 360 Mio.! Details zu Reds-Deal durchgesickert
- Kuriose PK-Momente! Kind amüsiert Rose
- Drastische Maßnahmen! Chelsea setzt Top-Talent unter Druck
- "Irritiert über die Kritik": Weltmeister nimmt Neuer in Schutz
- Money Messi! Superstar in anderen Sphären
- Streit zwischen Mbappe und PSG geht in die nächste Runde
Dass er sich Jürgen Klopp unterordnen muss, ist für Schmadtke kein Problem: "Wir haben im Vorfeld telefoniert und uns ausgetauscht, aber die Rollenverteilung ist in England völlig klar: Wir haben einen Owner, der mitentscheidet und wir haben Jürgen Klopp, der ist nicht nur Trainer, sondern der Manager, also der Entscheider. Es geht darum, ihm möglichst gute Vorlagen zu geben, damit er die bestmöglichen Entscheidungen treffen kann. Das Wichtigste ist, dass man ein Rollenverständnis hat und sich alle an ihre Rolle halten. Deswegen gibt es da keine Probleme, ganz im Gegenteil: Wir sitzen viel zusammen, diskutieren viel - haben aber auch viel Spaß", führt Schmadtke aus.
Deutscher Markt für Liverpool interessant
Bei den Reds steht ein großer Umbruch an: Roberto Firmino und James Milner haben den Verein schon verlassen. Fabinho und Jordan Henderson stehen kurz vor einem Wechsel nach Saudi-Arabien. Damit drohen zwei weitere Identifikationsfiguren verloren zu gehen. Schmadtke will diesen Umbruch aktiv mitgestalten und formuliert die Zielsetzung für die Neugestaltung des Kaders: "Verjüngen, Geld zusammenhalten und trotzdem sportlich erfolgreich sein."
Mit Dominik Szoboszlai (70 Millionen Euro Ablöse) kommt der bisherige Königstransfer der Reds aus der Bundesliga. Im Sky Interview schließt Schmadtke nicht aus, dass noch ein weiterer Spieler aus Deutschland verpflichtet werden könnte:
"Es gibt natürlich immer auch in Deutschland Spieler, die eine Attraktivität haben. Dann ist meine Erfahrung auf dem Markt gefragt. Weil ich natürlich ein bisschen weiß, wie bezahlt wird, wie die Gegenseite bei Verhandlungen vorgeht. Der deutsche Markt ist mein Heimatmarkt und für mich natürlich leichter. Aber es ist nicht so, dass wir jetzt alle Fernrohre nach Deutschland gerichtet haben."
Schmadtke-Zukunft noch offen
Ob Schmadtke seine Erfahrung dauerhaft beim LFC einbringen wird, ist nach eigener Aussage noch nicht abschließend geklärt. "Wir warten bis Ende August. Wir haben einen Jahresvertrag abgeschlossen, haben aber die Möglichkeit, uns im August zu fragen, sind wir uns beide noch sicher oder nicht. Wenn sich einer nicht sicher ist, dann geben wir uns die Hand und ich kriege vielleicht mal ein Ticket, wenn ich vorbeischauen möchte."
Auf die Frage, ob er seinen 60. Geburtstag im kommenden März als Liverpool-Mitarbeiter feiern wird, äußert sich Schmadtke dann aber doch etwas optimistisch: "Das könnte sein!"
Das Interview führte Sven Töllner