Der Sancho-Terzic-Kniff
18.01.2024 | 09:42 Uhr
Jadon Sancho eröffnet Edin Terzic beim BVB taktisch neue Möglichkeiten. Nach Sky Informationen bestand bereits während der Rückholaktion die Überlegung, den flinken Engländer in ein besonderes Offensiv-System einzubetten. Folgt nun der Terzic-Kniff mit Sancho?
Trotz der knappen Führung am Böllenfalltor dürfte Edin Terzic zur Halbzeit gegen Darmstadt 98 nicht vollends zufrieden gewesen sein (zum Spielbericht). Der BVB hatte die Partie zwar besser im Griff, vorne fehlte es der Borussia aber zu oft an Durchschlagskraft.
Donyell Malen auf Linksaußen, Jamie Bynoe-Gittens auf dem rechten Flügel und Niclas Füllkrug in der Spitze kreierten als Offensiv-Reihe mitunter vielversprechende Situationen, größtenteils fehlte es den drei Angreifern aber an der nötigen Kaltschnäuzigkeit. Nach der Pause reagierte Terzic. Bynoe-Gittens verließ den Platz, auch Julian Brandt musste runter, für die beiden kamen in der 55. Minute die wiedervereinten Marco Reus und Jadon Sancho.
Gerade letzterer - der "verlorene Sohn" des BVB, wie Sky Experte Lothar Matthäus ihn jüngst bezeichnet hat - sorgte prompt für Spielwitz und eine neue Dynamik auf dem Platz. In der 77. Minute dann die Szene des Spiels: Sancho wird nach einem cleveren Sprint auf der rechten Seite in den Strafraum geschickt und legt bedacht in die Mitte, wo Partner Reus nur noch einschieben muss. Am Ende steht ein klarer Sieg, auch dank Neuzugang Sancho.
Ein geglücktes Comeback des 23-Jährigen, der zuvor fast fünf Monate lang keine Partie bestritt. Auch Coach Terzic wird der Auftritt seines neuen alten Edeltechnikers gefreut haben. Für den 41-Jährigen eröffnen sich mit dem Engländer auf dem Rasen taktisch völlig neue Möglichkeiten.
Klar, Sancho wurde in erster Linie als Verstärkung für die Flügel des BVB geholt, aber auch, um grundsätzlich variabler im System zu sein. Nach Sky Informationen gab es bereits während der Rückholaktion die Überlegung, den Offensiv-Mann in einer Doppelspitze spielen zu lassen.
Schon 2021 war das Terzics Mittel der Wahl im DFB-Pokalfinale gegen Leipzig. Sancho und Ex-Torjäger Erling Haaland drehten als Sturmduo mächtig auf, erzielten beide je zwei Treffer und sicherten Schwarz-Gelb so die nächste Trophäe in der vereinsinternen Galerie. Auf diesen Taktikkniff könnte Terzic in den kommenden Wochen wieder setzen. Ohne Haaland, aber dafür mit Moukoko.
Womöglich könnte Sancho in der Spitze zusammen mit dem jungen Youssoufa Moukoko auflaufen, der sich aufdrängt und auch gegen Darmstadt kurz vor Schluss sehenswert traf. Der 19-Jährige geht trotz einer mitunter schwierigen Hinrunde aktuell selbstbewusst zu Werke und hätte sich einen Startelfeinsatz verdient.
Denkbar wäre die Doppelspitze um Sancho natürlich auch mit Füllkrug, der die Bälle als Wandspieler festmacht und den pfeilschnellen Rückkehrer so in Szene setzen kann. Der 30-Jährige selbst ist derzeit jedoch alles andere als in Topform unterwegs. Im Trainingslager in Marbella hat er sich nicht gerade aufgedrängt, auch gegen die Lilien blieb er nahezu das gesamte Spiel über blass.
Terzics Taktikkniff könnte vielleicht auch eine neue Chance für Reus bedeuten. Der 34-Jährige versteht sich auf (und neben) dem Platz blind mit Sancho, wie die 77. Minute am Böllenfalltor eindrucksvoll belegt hat. Zuletzt hatte er einen schweren Stand unter dem Coach, seine Zukunft in Dortmund ist ungewiss. Eine Systemumstellung könnte der Vereinslegende vielleicht entgegenkommen.
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