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Shkodran Mustafi im Sky Interview über Kroos, Kimmich und Nationalmannschaft

Mustafi exklusiv || "Sehe Kimmich als Außenverteidiger, aber ..."

Shkodran Mustafi wurde  2014 Weltmeister.
Image: Shkodran Mustafi wurde 2014 Weltmeister.  © Imago

Mit der Nationalmannschaft wurde Shkodran Mustafi 2014 Weltmeister und gewann 2017 denn Confed-Cup. Im 2. Teil des Exklusiv-Interviews mit Skysport.de spricht der Abwehrspieler über eine mögliche DFB-Rückkehr von Toni Kroos, die beste Position für Joshua Kimmich und die Heim-EM 2024.

Skysport.de: Julian Nagelsmann hat als Bundestrainer keinen leichten Stand. Unter anderem wurde er kritisiert, weil er Kai Havertz als Linksverteidiger eingesetzt hat. Was haben Sie von diesem Experiment gehalten?

Shkodran Mustafi: Ein Trainer entscheidet auf Basis von Gedanken und Gefühlen. Er sieht die Spieler im Training und hat eine Idee, die er auf den Platz bringen will. Man muss dem Trainer generell Zeit geben, etwas auszuprobieren. Selten funktionieren die Dinge auf Anhieb. Eine Aktion kann alles auf den Kopf stellen. Wenn du auf einer neuen Position spielst und etwas geht schief, dann fängst du praktisch nicht bei null, sondern bei minus 1.000 an. Es ist nicht so einfach, wie viele denken und für Außenstehende schwer zu beurteilen, was richtig oder falsch ist. Jeder darf sagen, was er will, aber ein Trainer hat seine eigenen Ideen. Nagelsmann ist der Bundestrainer und wir müssen ihn arbeiten lassen.

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Skysport.de: Nagelsmann hat nach dem 0:2 in Österreich gesagt: "Wir werden keine Abwehrmonster mehr". 2014 hat Deutschland mit vier Innenverteidigern in der Abwehr den Titel gewonnen, Sie waren in Brasilien dabei. Wie bewerten Sie Nagelsmanns Aussage?

Mustafi: Ich bin zwar Verteidiger, aber ich würde auch nicht wollen, dass meine Mannschaft ein Abwehrbollwerk baut oder den Bus vor dem Tor parkt. Es heißt doch immer 'Angriff ist die beste Verteidigung' und 'Verteidigen beginnt beim Stürmer', und ich stimme dem voll zu. Klar muss man Gegentore verhindern, aber wenn eine Mannschaft offensiv sehr stark ist, hat sie defensiv meistens weniger zu tun. Dadurch, dass die Nationalmannschaft zuletzt offensiv keine Akzente setzen konnte und defensiv nicht stabil war, hat das eine zum anderen geführt. Ich glaube: Wenn die Mannschaft es schafft, offensiv mit und ohne Ball den Gegner unter Druck zu setzen, wird sie defensiv weniger Probleme haben. Die Nationalelf war immer dann erfolgreich, wenn sie mutigen Fußball gespielt und vorne aggressiv verteidigt hat.

Skysport.de: Viel wurde und wird darüber diskutiert, auf welcher Position Joshua Kimmich spielen soll. Sie waren gemeinsam bei der EM 2016 im DFB-Team, damals hat er rechts gespielt. Wo sehen Sie ihn und warum?

Mustafi: Ich sehe Kimmich als Außenverteidiger, aber ich bin ein Fan davon, während des Spiels unabhängig von Positionen zu rotieren und viel auszuprobieren. Dass Rechtsverteidiger auch im defensiven Mittelfeld zu finden sind, machen viele Vereine. Bei Manchester City geht John Stones sogar als Innenverteidiger auf die Sechs, es gibt viele unterschiedliche Ideen. Ob Kimmich im Spiel von rechts auf die Sechs oder vielleicht auf die Zehn geht, ist abhängig von der taktischen Ausrichtung. Aber wenn man mich fragt: Kimmich auf die Sechs oder als Verteidiger, würde ich mich für die Rechtsverteidiger-Position entscheiden.

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Skysport.de: Dann wäre ein Platz im Mittelfeld vakant. Was halten Sie in diesem Zusammenhang von einer möglichen Rückkehr von Toni Kroos?

Mustafi: Ich gehe davon aus, dass der Bundestrainer und der DFB alles im Sinne des Erfolgs machen. Ich bin der Meinung, dass Toni Kroos jeder Mannschaft mit seiner Qualität und seiner Erfahrung nur helfen kann. Es wird nicht immer die eine optimale Lösung geben. Aber wenn alle zusammenarbeiten und in die gleiche Richtung gehen, kann ein Toni Kroos der Nationalmannschaft weiterhelfen. Es geht aber nicht nur darum, die EM gut zu bestreiten. Wir müssen auch sehen, wie wir langfristig erfolgreich sein können.

Skysport.de: Sie haben beim DFB viele Juniorenteams durchlaufen und waren 2009 U17-Europameister. Wie kann man den Erfolg der aktuellen U17-Weltmeister fortsetzen?

Mustafi: Ich habe mich sehr für die Jungs gefreut. Ich feiere den Titel von 2009 auch immer noch. Man hat das Gefühl, dass man vom Buben zum Mann wird und man hofft, in der Bundesliga und auf der internationalen Bühne aufzublühen. Machen wir uns nichts vor, wahrscheinlich werden nicht alle der U17-Weltmeister internationale Topspieler, aber beim DFB kann man sicherlich ganz gut einschätzen, welche Spieler potenziell zünden können. Der FC Barcelona war lange ein positives Beispiel, die Spielphilosophie der Barca-Profis war schon bei den ganz jungen Kickern zu erkennen. Das kann ein möglicher Weg sein. Damit so etwas gelingt, muss man viele richtige Entscheidungen treffen, aber auch falsche Entscheidungen zurücknehmen und versuchen, es besser zu machen.

UEFA EURO 2024

  • Datum: 14. Juni - 14. Juli 2024
  • Ort: Deutschland (zehn Austragungsorte)
  • Eröffnungsspiel: München Fußball Arena (14. Juni)
  • Finale: Olympiastadion Berlin (14. Juli)
  • Teilnehmer: 24 Länder, Deutschland in Gruppe A
  • Spielmodus: Rundenturnier (6 Gruppen à 4 Teams), K.-o.-System
  • Austragungsorte: München, Berlin, Dortmund, Stuttgart, Hamburg, Gelsenkirchen, Düsseldorf, Leipzig, Köln, Frankfurt
  • Ticketverkauf: Ab 3. Oktober 2023

Skysport.de: Kann Deutschland bei der Heim-EM den Titel holen? Was wünschen Sie sich für das Jahr 2024?

Mustafi: Ich wünsche der Mannschaft und dem Trainerteam nur das Beste und glaube, dass ein Erfolg auch dem ganzen Land sehr guttun würde. Wir haben in Deutschland leider viele Baustellen und Probleme. Es wäre schön, wenn im Sommer eine Euphorie wie bei der WM 2006 entstehen würde und wir wieder mehr über positive Dinge sprechen könnten.

Das Interview mit Shkodran Mustafi führte Thorsten Mesch

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