Situation beim FC Schalke 04 ist bedrohlich - es geht um die Existenz
Denn sie wissen nicht, was sie tun
31.01.2024 | 09:59 Uhr
Vier Tore trennen S04 in der 2. Bundesliga noch von einem direkten Abstiegsplatz. Die Situation ist mehr als ernst, aber Teile der Mannschaft scheinen noch nicht verstanden zu haben, dass es für den Klub um die Existenz geht. Auch der Trainer ist in der Pflicht. Eine kommentierende Analyse.
Der FC Schalke 04 bewies am Betzenberg einmal mehr, dass er sich als perfekter Aufbaugegner eignet. Der 1. FC Kaiserslautern hatte seine letzten sieben Partien in der 2. Bundesliga allesamt verloren, aber feierte am Freitagabend gegen die Knappen einen deutlichen 4:1-Erfolg und zog in der Tabelle an Königsblau vorbei.
Als wäre das mitunter peinliche Debakel gegen Ex-Trainer Dimitrios Grammozis nicht schon schlimm genug, folgten im Verlauf des Spieltags weitere Tiefschläge. Hansa Rostock siegte Samstag in der Nachspielzeit gegen Elversberg und am Sonntag fuhr Braunschweig seinen vierten Dreier in Folge gegen Magdeburg ein.
Enges Rennen gegen den Abstieg
Die drei Klubs liegen nun punktgleich mit 20 Zählern auf den Plätzen 15, 16 und 17, Schalke ist nur dank der noch minimal besseren Tordifferenz vor der Konkurrenz gelistet. Dennoch wurde man beim Gastspiel in der Pfalz den Eindruck nicht los, dass zahlreiche Spieler den Ernst der Lage nicht verstanden haben. Ganz nach dem Motto: Sie wissen nicht, was sie tun.
Nach einer indiskutablen ersten Hälfte keimte zwar nach dem Seitenwechsel kurz Hoffnung auf, als der eingewechselte Neuzugang Darko Churlinov mit der ersten Schalker Chance den Ausgleich besorgte, aber drei Lauterer Tore innerhalb von nur elf Minuten sorgten für die zweite Niederlage des Jahres. Eine Woche zuvor hatte Schalke bereits gegen den Hamburger SV zu Hause mit 0:2 den Kürzeren gezogen.
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Keine Lizenz für 3. Liga
Anders als bei der Niederlage gegen den HSV ließ die Mannschaft die Klatsche beim FCK einfach über sich ergehen. Kein Aufbäumen, kein Dazwischengehen, kein gegenseitiges Anfeuern, nichts. Es ist ein Phänomen, dass diese völlig falsch zusammengestellte Mannschaft schon öfter in dieser Saison offenbart hatte, aber nach einer wirklich guten Vorbereitung schien es, dass ein Team entstanden ist. Dies war ein fataler Trugschluss und nun muss Trainer Karel Geraerts dementsprechend handeln. Der Coach wählte in der Vergangenheit wiederholt markige Worte, zog aber zu selten personelle Konsequenzen.
Damit muss Schluss sein. Spieler, die das Schicksal des Vereins augenscheinlich nicht groß interessiert, oder für die das stolze Schalke-Trikot zu schwer ist, müssen aus der ersten Elf fliegen, denn: Einen Abstieg würde Schalke nicht überleben.
Nach Sky Informationen ist eine S04-Lizenz für die 3. Liga im Grunde ausgeschlossen. Ein möglicher Abstieg hätte also Folgen, die aktuell noch gar nicht abzusehen sind, aber klar ist: Der Verein, wie es ihn aktuell gibt, wäre bei dem Horrorszenario tot. Für viele Spieler wäre ein Abstieg dagegen kein großes Problem, denn einen neuen Klub würden zumindest die besserverdienenden Schalker Profis gewiss wieder finden.
Es geht ums Überleben
Ohne Frage: In und um Schalke wurden in den letzten Monaten und Jahren mehr Fehler gemacht, als man aufzählen kann, aber dies ist in der aktuellen Situation egal. Es gilt nun, die Spieler zu finden, die die immense Belastung schultern und auf dem Platz Leistung bringen können. Es geht nicht mehr um Marktwerte aufbauen oder darum, jungen Spielern Einsatzzeit zu gewähren. Es geht einzig und allein um das nackte Überleben für einen der größten deutschen Fußballvereine.
Am kommenden Samstag geht es gegen Braunschweig also um weit mehr als drei Punkte. Geraerts muss eine Elf auf den Platz bringen, die sich den Respekt der Fans zurückholt und zeigt, dass noch Leben in der Truppe steckt. Es gilt als verbrieft, dass S04-Ikone Ralf Fährmann nicht dazuzählen wird. Zu inkonstant war der Oldie bisher, konnte nicht an seine Leistungen aus der vergangenen Rückrunde in der Bundesliga anknüpfen.
Fährmann wohl auf die Bank - und sonst?
Beim FCK erwischte Fährmann zuletzt einen rabenschwarzen Tag und wird nun wohl für Marius Müller Platz machen, der in der Hinrunde bis zu seiner Verletzung zu den besten Torhütern der Liga zählte. Müller ist sicherlich jemand, der Mitspieler mit seiner emotionalen Art mitreißen kann, aber er alleine wird nicht reichen. Auch Leute wie Dominick Drexler oder Churlinov müssen von Beginn an auf dem Platz sein.
In der Defensive sollte der neue Sportdirektor Marc Wilmots nach Möglichkeit noch einen neuen Rechtsverteidiger verpflichten. Denkbar ist, dass Derry-John Murkin in die Innenverteidigung rutscht, um mehr Geschwindigkeit auf der Position zu haben. Links könnte Thomas Ouwejan aufgrund seiner starken Standards wieder ins Team rotieren. Drexler wäre ein Kandidat für die Zehn, wodurch Kenan Karaman neben Simon Terodde in den Angriff rutschen könnte.
Wie auch immer sich Geraerts entscheidet: Wenn man ein weiteres Mal zum Aufbaugegner wird, dürfte auch der Coach in Bedrängnis geraten, denn auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht mehr genommen werden.