Spanien: Luis Rubiales will weitermachen nach Kuss-Eklat
Rubiales lehnt Rücktritt ab - Verband prüft Suspendierung
25.08.2023 | 17:28 Uhr
Trotz seines übergriffigen Verhaltens beim WM-Finale verzichtet Luis Rubiales auf einen Rücktritt als Präsident des spanischen Fußballverbandes RFEF. Das teilte der 46-Jährige am Freitag auf einer außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes in Madrid mit.
Nachdem Rubiales die Nationalspielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem Endspiel gegen England (1:0) fünf Tage zuvor unvermittelt auf den Mund geküsst hatte, entschuldigte er sich erneut für den Vorfall. Er rief den Zuhörern inmitten seiner Rede bei der Versammlung aber auch gleich fünfmal nacheinander zu: "Ich trete nicht zurück."
Auch die FIFA schaltet sich ein
Dabei erregte die Aktion zum Abschluss des Turniers in Australien und Neuseeland international Aufsehen und sorgte selbst in spanischen Regierungskreisen für Empörung. Ministerpräsident Pedro Sanchez sprach von einer "inakzeptablen Geste", Felix Bolanos, Minister des Präsidialamtes, drohte am Donnerstag, die Regierung werde handeln, sollte der Verband nicht die nötigen Schritte tätigen.
Auch die FIFA schaltete sich am Donnerstag ein. Der Weltverband eröffnete ein Disziplinarverfahren und prüft einen möglichen Verstoß gegen Artikel 13 des eigenen Reglements. "Die FIFA bekräftigt ihr uneingeschränktes Bekenntnis zur Achtung der Integrität aller Personen und verurteilt deshalb jedes gegenteilige Verhalten aufs Schärfste", hieß es in einer Mitteilung.
Hermoso fordert Maßnahmen
Hermoso hatte nach dem Vorfall in Sydney in einem Instagram-Livestream gesagt, dass ihr die Aktion "nicht gefallen" habe. Später veröffentlichte der Verband eine Mitteilung mit relativierenden Aussagen von ihr. Unter der Woche forderte Hermoso aber in einer Stellungnahme mit der Spielerinnengewerkschaft Futpro "beispielhafte Maßnahmen" gegen den Verbandschef.
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Rubiales war im Mai 2018 zum Präsidenten des spanischen Verbandes gewählt worden. Der Funktionär sitzt auch als Vizepräsident im UEFA-Exekutivkomitee, die Europäische Fußball-Union hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert.
Scharfe Kritik an der Entscheidung
Spanische Politiker und Vertreter des Fußballs haben am Freitag mit heftiger Kritik auf die Weigerung von Verbandschef Luis Rubiales reagiert, im Kuss-Skandal zurückzutreten. "Herr Rubiales weiß immer noch nicht, wo er ist und was er getan hat. Er ist nicht auf der Höhe der Zeit. Er muss sofort zurücktreten und uns weitere Peinlichkeiten ersparen", schrieb die geschäftsführende Vize-Regierungschefin Yolanda Díaz auf der vormals Twitter genannten Plattform X.
Der Leiter der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Víctor Francos, kündigte an, seine Institution werden nun gegen Rubiales vorgehen. "Wir werden handeln, wir haben alle Mechanismen aktiviert, um die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen", schrieb er ebenfalls auf X.
Die oberste spanische Sportbehörde CSD will nach dem verweigerten Rücktritt von Luis Rubiales beim Sportgerichtshof Tad die Suspendierung des Fußball-Verbandschefs beantragen. Dies werde die Behörde noch am Freitag in die Wege leiten, sagte CSD-Chef Víctor Francos bei einer Pressekonferenz in Tarragona im Nordosten Spaniens. «Heute werden wir eine Beschwerde beim Tad einreichen, damit dieser beurteilen kann, ob ein schwerwiegendes Fehlverhalten vorliegt», sagte Francos. Er bat den Sportgerichtshof, bereits am Montag zusammenzukommen.
Der amtierende Regierungschef Pedro Sanchez hatte das Verhalten von Rubiales schon vor Tagen zwar als "inakzeptabel" bezeichnet, zugleich aber eingeräumt, dass die Regierung keinen direkten Einfluss auf den RFEF habe. Ob Rubiales noch Präsident des spanischen Fußball-Verbandes bleiben dürfe, sei nicht seine Sache, betonte Sánchez. Der Verband werde nicht von der Regierung kontrolliert.
Auch Alexia Putellas reagierte auf X. Zu dem Statement von Rubiales schrieb die Ballon d'Or-Gewinnerin: "Das ist inakzeptabel. Es ist vorbei." Putellas ist nicht die einzige Fußballerin, die sich mit Hermoso auf der Plattform solidarisierte. Die Spielerinnen Aitana Bonmati, Mapi Leon, Mariona, Irene Paredes, Caroline Graham, Ana Maria Crnogorcevic, Patri Guijarro, Ona Batlle, Bruna Vilamala, Marta Torrejon, Laia Codina, Cata Coll, Jana Fernandez, Sandra Panos, Ingrid Engen, Claudia Pina und Maria Perez meldeten sich auf dem sozialen Netzwerk ebenfalls zu Wort.
Besonders hart ging der Chef der Liga, Javier Tebas, mit Rubiales ins Gericht. "Beleidigungen, Angeberei, Erpressung, Drohungen, Spionage und Verfolgung, betrügerische Nutzung von Verbandsorganen, wir leiden unter vielem und haben vieles angeprangert. Die Liste der Frauen und Männer, die in diesen Jahren von Luis Rubiales geschädigt wurden, ist zu lang und das muss aufhören", schrieb Tebas auf X. "Es ist unmöglich, sein frauenfeindliches und verabscheuungswürdiges Verhalten einer absurden Verschwörung zuzuschreiben, wenn der Rufschaden für den gesamten spanischen Fußball bereits unvermeidlich ist", fügte Tebas hinzu.
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