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Super League News: Champions League auf der Kippe, EM ohne Stars?

Folgen der Super League: Halbfinal-Chance für Bayern & BVB in Königsklasse?

Das ist das Objekt der Begierde.
Image: Wie geht es mit der UEFA Champions League jetzt weiter?  © Imago

Die angekündigte Gründung der Super League stellt die Fußballwelt auf dem Kopf. Nach den Ankündigungen der UEFA sind auch laufende Wettbewerbe wie die Champions League sowie Turniere wie EM und WM in Gefahr. Wie geht es mit den Wettbewerben und auch Spielern der Klubs weiter? Fragen und Antworten.

Nach dem Statement der zwölf "Gründungsvereine" und der offiziellen Ankündigung einer Super League in der Nacht von Sonntag auf Montag überschlagen sich die Ereignisse. Sky Sport verschafft einen Überblick und zeigt nun die wichtigsten Fragen und soweit möglich Antworten rund um die laufende Champions League, die anstehende Europameisterschaft und die Top-Ligen.

Alles zur Super League
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Die neuesten Infos, Entwicklungen und Reaktionen zur angekündigten Super League im Ticker.

Was wird aus der laufenden Saison in der Champions League?

In der kommenden Woche stehen eigentlich die beiden Champions-League-Halbfinals zwischen Real Madrid und dem FC Chelsea (27. April) sowie Paris Saint-Germain und Manchester City (28. April) an. Drei der Halbfinalisten sind Mitgründer der neuen Super League und sind demnach von einer Drohung der UEFA betroffen, dass Klubs aus den Wettbewerben des Verbands ausgeschlossen werden.

Nach Sky Informationen könnte dieser Ausschluss auch schon für die gerade laufende Saison gelten. Die UEFA prüft und beratschlagt derzeit darüber, wie mit den Halbfinals umgegangen werden soll. Die Spiele sind demnach alles andere als sicher. "Jeder Verein und Spieler, der an der Super League teilnimmt, von allen UEFA- und FIFA-Wettbewerben auf europäischer oder internationaler Ebene ausgeschlossen werden kann", ließ UEFA-Präsident Aleksander Ceferin am Montag verlauten.

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DFL-Chef Christian Seifert spricht über mögliche Folgen einer Super League (Videolänge: 1:04 Min.).

Wie würde die Champions League ohne Super-League-Klubs aussehen?

Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es noch nicht. Dafür aber drei mögliche Optionen.

  1. Die Saison wird mit der aktuellen Besetzung und regulär zu Ende gespielt.
  2. Die Saison wird abgebrochen. Ohne Sieger - oder aber mit PSG als Gewinner, da die Franzosen der einzige Halbfinalist außerhalb des Super-League-Konglomerats sind.
  3. Die Halbfinalisten werden mit ausgeschiedenen Teilnehmern nachbesetzt. Sprich: Bayern München, Borussia Dortmund und der FC Porto rücken als CL-Viertelfinalisten ohne Beteiligung an der Super League nach.

Was wird aus der Europa- und Weltmeisterschaften?

Die EM ist offiziell ein Turnier der UEFA, die WM ist offiziell Turnier der FIFA. Diese ist der Dachverband der kontinentalen Verbände, zu denen auch die UEFA als europäische Organisation gehört. Beschlüsse der UEFA, die hier als verlängerter Arm der FIFA agiert, würden somit nicht nur für die EM, sondern auch WM greifen.

Die UEFA hat in ihrer Drohung auch den Ausschluss von Spielern in Aussicht gestellt. "Meiner Meinung nach müssen die Teams und Spieler von all unseren Wettbewerben ausgeschlossen werden. Es wird ihnen auch nicht mehr erlaubt sein, für ihre Nationalmannschaften aufzulaufen", erklärte UEFA-Präsident Ceferin. Bei kommenden Turnieren könnten Spieler von Vereinen, die zur Super League gehören, nicht mehr in offiziellen Spielen ihrer Nationalmannschaft antreten. Vorausgesetzt, die UEFA greift hart durch und lässt ihren Worten Taten folgen.

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Sky Reporter Max Bielefeld berichtet von der Pressekonferenz von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. (Videolänge: 1:42 Minuten)

Fehlen Stars wie Kroos, Gündogan und Ronaldo schon bei der EM 2021?

Eine Frage, die wie die der laufenden Champions-League-Saison noch von der UEFA geprüft werden muss. Doch selbst wenn es zu einem Ausschluss der Spieler für alle UEFA- beziehungsweise FIFA-Wettbewerbe kommt, bleibt die Frage nach der kommenden EM. Denn: Die Europameisterschaft findet vor dem geplanten Start der Super League im August 2021 statt.

Zudem haben die Spieler selbst bis zum Start der Europameisterschaft kaum die Chance, sich von ihren Vereinen zu lösen. Eine Teilnahme von Profis der "abtrünnigen" Vereine könnte so zumindest für die nächste EM noch gewährleistet sein. Auch hier gilt: Sollte die UEFA ihren Worten Taten folgen lassen.

Was wird aus den verschiedenen Liga-Betrieben?

Eine der wohl komplexesten Fragen. Denn hier hat nicht nur die UEFA mitzureden, sondern auch die jeweiligen Verbände der einzelnen Ligen. Auch wenn die Verbände offiziell der UEFA angehören. Die DFL hat sich in Form von Christian Seifert bereits klar gegen die Super League positioniert. Doch die deutschen Vereine sind ohnehin (zunächst) außen vor.

Auch andere Verbände wie Spaniens La Liga haben sich bereits klar gegen die Super League geäußert und mit einem Ausschluss der "Abtrünnigen" aus dem eigenen Wettbewerb kokettiert. Sprich: Es könnte sein, dass Klubs wie der FC Barcelona oder Real Madrid und deren Spieler künftig nur noch in von der Super League organisierten Turnieren mitwirken dürfen. Die Vereine der Super League erklärten in ihrem Statement wiederum, eng mit den Verbänden zusammenarbeiten und den Liga-Betrieb wie gehabt fortführen zu wollen.

Was ist mit den deutschen Teams?

Die zwölf bisherigen Gründungsvereine stammen alle aus England, Spanien und Italien. Bei der Ankündigung zur Super League erklärten die Klubs in ihrem Statement, dass bis Saisonende drei weitere Vereine zum Stamm aus 15 Klubs hinzustoßen. Laut einem Bericht des Spiegels soll aus Dokumenten zur Gründung der Super League hervorgehen, dass der FC Bayern, Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain die Gruppe komplettieren sollen.

Sowohl die Bayern (zum Statement) als auch der BVB (zum Statement) seien laut eigenen Aussagen allerdings nicht an den Plänen zur Super League beteiligt gewesen sein. Auch große deutsche Vereine wie RB Leipzig, Bayer Leverkusen oder Borussia Mönchengladbach haben sich geäußert und in ihren Statements durchklingen lassen, dass sie die Gründung der Super League scharf verurteilen und glücklich über die Solidarität aller deutschen Klubs seien.

ABER: Gemäß dem Fall, die Super League setzt sich durch, könnte es für ein Spitzenteam wie den FC Bayern auf lange Sicht schwierig werden, das neue System zu ignorieren. Im Wettbewerb sollen im ersten Jahr rund 3,5 Milliarden Euro ausgeschüttet werden. Eine Summe, die sich bei der Champions League nach Absprung zahlreicher Top-Klubs kaum umsetzen lässt.

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Sky Sport News hat DFL-Chef Christian Seifert zum Interview getroffen und über die geplante Super League gesprochen. Das ganze Interview im Video (Videolänge: 12:26 Min.).

Wie ist rechtliche Handhabe? Kann die UEFA die Super League unterbinden?

Die UEFA hat den Gründungsteams der Super League bereits mit rechtlichen Konsequenzen gedroht. Allerdings kann die UEFA die Gründung der Liga selbst nicht verhindern. Sportrechtler Paul Lambertz erklärt: "Die UEFA hat nach meiner Einschätzung keine Handhabe. Denn rechtlich ist sie Monopolist, schließlich ist sie der einzige Anbieter eines europäischen Wettbewerbs. Sie darf also nicht alles machen, was sie will."

Schwierig wird es allerdings, wenn die UEFA die Klubs nicht aus der Champions League ausschließt, sondern auf die vertragliche Situation hinweist. Denn: Die Vereine sind der UEFA und ihren Wettbewerben rechtlich bis 2024 verpflichtet. Lassen beide Parteien es drauf ankommen, droht eine juristische Odyssee.

Gibt es einen Mittelweg - könnten die Parteien sich noch einigen?

Stand jetzt scheint eine Einigung weit entfernt. Spätestens nach den harten Worten von UEFA-Präsident Ceferin in Richtung des alten UEFA- und neuen Super-League-Vizepräsidenten Andrea Agnelli scheint ein Zurück schwierig. Ceferin bezeichnete seinen ehemaligen Vize in einem Statement als "größte Enttäuschungen von allen". Zudem wetterte der UEFA-Präsident über den Klubchef von Juventus Turin: "Ich habe noch nie eine Person getroffen, die so viel gelogen hat." Agnelli war in großen Teilen an der neuen Champions-League-Reform beteiligt. Die plötzliche Abkehr von der UEFA ist für Ceferin Hochverrat.

Unterm Strich bleiben aber noch zwei Optionen. Variante eins: Die Top-Klubs machen ernst und ziehen ihren Plan von der Super League durch. Dafür werden Vereine und Spieler von den UEFA-Turnieren ausgeschlossen. Variante zwei: UEFA und Super League kommen zu einer Einigung. Dafür müsste die UEFA aber sehr viel Macht an die einzelnen Vereine abtreten und den CL-Modus weiter zu den Bedingungen der Klubs verändern.

Eine Einigung ist allerdings noch nicht in Sicht. Die Super League und die dadurch entstehenden Konflikte bleiben vorerst das wohl spannendste Thema der jüngeren Fußball-Historie.

Mehr zum Autor Lars Pricken.

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