Toni-Kroos-Jubiläum: Deutsche mit 100 Länderspielen oder mehr
Kroos vor Jubiläum: Diese Deutschen sind im 100er-Klub
13.10.2020 | 20:03 Uhr
Geisterspiel statt volles Stadion, Nations League statt EM: Der Rahmen für die Aufnahme von Toni Kroos in den erlauchten Klub der Hunderter fällt deutlich kleiner aus als geplant.
Die Lobeshymnen von Joachim Löw für seine Passmaschine von Real Madrid könnten aber nicht größer sein.
"Toni Kroos ist ein Spieler, der Weltklasse darstellt. Was er an Konstanz und Klasse zeigt, ist einmalig", schwärmte der Bundestrainer vor dem Nations-League-Spiel gegen die Schweiz am Dienstag in Köln. Besonders seine Abgeklärtheit beeindruckt Löw: "Er zeigt nie irgendwelche Anzeichen von Nervosität. Als ich ihn vor dem WM-Finale 2014 gesehen habe, habe ich eins gesehen: Ruhe."
Als 15. deutscher Nationalspieler wird Kroos sein 100. Länderspiel bestreiten. Das Jubiläum ist für ihn "schon was Besonderes". Es sei ein Zeichen, "dass es nicht ganz so schlecht gelaufen ist, wenn man so oft dabei war", sagte Kroos der Bild-Zeitung: "Trotzdem werde ich mich damit nicht lange aufhalten. Die Qualität der Länderspiele war und ist mir immer wichtiger als die Anzahl."
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Sein Debüt gab er am 3. März 2010 gegen Argentinien. Seitdem ist viel passiert im Leben des Greifswalders, der selbst bei seinen größten Erfolgen immer ein bisschen unnahbar wirkte.
Und Triumphe gab es viele. Weltmeister, Champions-League-Sieger, deutscher Meister, spanischer Meister - Kroos stemmte reihenweise Pokale in die Höhe. "Er hat unglaubliche Erfolge gefeiert", sagte sein Teamkollege Leon Goretzka: "Er weiß, wie man Titel gewinnt. Er ist kein aggressiver Leader. Aber ein Fixpunkt im Spiel. Er will den Ball immer haben und findet immer eine Lösung. Das ist sehr beeindruckend."
Kroos muss sich früh auswärts beweisen
Dass der 30-Jährige immer ein wenig distanziert erschien, mag mit seinem Werdegang zusammenhängen. Schon als Teenager musste er sich fernab der Heimat in München beweisen. Es schien jahrelang, als habe er als Schutz eine Mauer um sich errichtet.
In den vergangenen Jahren wurde aber auch der stolze Familienvater immer offener. Über seine Social-Media-Kanäle postete er private Fotos, tiefe Einblicke in sein Leben gestattete Kroos in einem Dokumentarfilm mit seinem Namen. Im Podcast "Einfach mal luppen" mit seinem Bruder Felix geht es öfter auch mal launig zu.
"Geht der Verantwortung nicht aus dem Weg"
In der Nationalmannschaft genießt das Metronom im Mittelfeld einen Sonderstatus, auch wenn Kroos im Kreise der neuen Spieler-Generation mit Serge Gnabry und Leroy Sane ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt. "Er geht der Verantwortung nicht aus dem Weg", lobte Löw.
Deswegen ist Kroos neben Joshua Kimmich, der gegen die Schweiz sein 50. Länderspiel bestreitet, gesetzt. "Wenn ich nichts höre von Jogi, dann reise ich auch an. Egal ob ich nominiert bin oder nicht: Ich komme dann", verriet Kroos zuletzt in seinem Podcast. Der Bundestrainer meldet sich nur noch, wenn er Kroos eine Pause geben möchte.
Länderspiele ohne Kroos die Ausnahme
Doch beim Neuaufbau nach dem WM-Debakel 2018 ist Kroos eigentlich unverzichtbar, Länderspiele ohne ihn sind daher die Ausnahme.
Kroos ist immer noch voller Ehrgeiz. Den letzten fehlenden großen Titel will er bei der ins kommende Jahr verschobenen EM gewinnen. "Den würde ich tatsächlich gern noch holen", sagte der Fußballer des Jahres 2018, der bei der Frage nach dem größten Länderspiel nicht lange überlegen muss: "Das schönste Länderspiel war das, mit dem man am erfolgreichsten war. Also das WM-Finale. Vor allem mit den Emotionen danach."