Halb Europa jagt das Stürmer-Einhorn: Deshalb ist Kalajdzic so begehrt
23.07.2021 | 10:39 Uhr
Auch wenn der VfB Stuttgart in Sachen Transfereinnahmen laut eigenen Angaben im Soll ist, könnte in diesem Sommer noch ein namhafter Abgang anstehen: Sasa Kalajdzic. Der Angreifer wird von einigen Top-Klubs gejagt. Nicht ohne Grund.
Zuletzt machten Gerüchte die Runde, der FC Chelsea plane eine Offerte für den Stürmer der Stuttgarter. Laut einem Bericht der englischen Zeitung The Athletic ist der 24-Jährige in den Fokus der Blues gerückt, für den Fall, dass Erling Haaland in diesem Sommer nicht von Borussia Dortmund loszueisen ist.
Doch der Champions-League-Sieger ist nicht der einzige europäische Top-Klub der auf den Österreicher aufmerksam geworden ist. Seit einigen Wochen wird der Angreifer mit Größen wie dem AC Milan, Tottenham Hotspur oder den Bundesligisten Dortmund, Leipzig und Frankfurt in Verbindung gebracht. Kalajdzic ist heiß begehrt - obwohl es auf dem Markt sicherlich noch andere talentierte Stürmer gibt.
Der 2,00-Meter-Mann ist allerdings keine Massenware. Für seine Größe ist Kalajdzic extrem beweglich und agil. Anders als viele Kollegen auf dieser Position ist der Hüne kein klassischer Strafraum-Stürmer, der nur den Abschluss sucht. Immer wieder lässt der österreichische EM-Fahrer sich zurückfallen, bringt sich schon in den Spielaufbau ein und setzt gerne Mitspieler in Szene, statt im Alleingang auf das Tor zu rennen.
Mit Spielwitz und feiner Technik, die für einen Spieler seiner Statur enorm selten sind, kann Kalajdzic stets für unerwartete Momente im Strafraum sorgen. Sieben Vorlagen in der vergangenen Bundesliga-Saison unterstreichen diese These. Ähnlich, wie die Weltklasse-Vorabeit zur 1:0-Führung im Test gegen Liverpool. Bedrängt von zwei Reds suchte Kalajdzic den Weg in die Tiefe und spielte den Ball nach Binden der Verteidiger mit der Hacke auf Philipp Förster. Der musste nur noch einschieben.
Neben der spielerischen Qualitäten, die Kalajdzic aus einigen Jahren als Sechser, Achter und im zentral-offensiven Mittelfeld erlernt hat, ist der charismatische Österreicher ein echter Goalgetter. Stolze 16 Treffer gelangen dem Stürmer in der abgelaufenen Spielzeit, was ihn in seiner Debüt-Saison in der Bundesliga auf Platz sechs der Torjägerliste katapultiert hat.
Kein Wunder also, dass renommierte Klubs auf den Knipser aufmerksam geworden sind. Hat der VfB überhaupt eine Chance, Kalajdzic zu halten? Sportdirektor Sven Mislintat hat dazu eine klare Meinung. "Sasa hat noch zwei Jahre Vertrag bei uns und fühlt sich pudelwohl. Das kann man sehen", erklärt der Kaderplaner im Interview mit Sky und fügt schmunzelnd hinzu: "Er hat den ganzen Sommer in VfB-Klamotten trainiert. Ich mache mir da nicht so viele Sorgen, um ehrlich zu sein."
Doch gänzlich ignorieren kann der Stuttgart-Funktionär das wachsende Interesse an seinem Top-Stürmer nicht. Auch Mislintat ist sich bewusst, dass es Angebote gibt, die man schlichtweg nicht ignorieren kann. Überhasten müssen die Schwaben allerdings nichts. Durch die Verkäufe von Nicolas Gonzalez (für rund 23 Millionen Euro zur AC Florenz) und Keeper Gregor Kobel (für rund 15 Millionen Euro zu Borussia Dortmund) sind die corona-bedingten Löcher in der Kasse bereits gestopft.
"Mit den zwei Transfers von Nico und Greg haben wir unsere Hausaufgaben auf der Einnahmen-Seite komplett erledigt. Das macht es deutlich entspannter, in jede Art von Verhandlungen zu gehen", meint Mislintat, der den Preis damit weiter nach oben schraubt. Ein Verkauf fände deshalb zur Zeit "nur im Konjunktiv" statt. Auch, wenn die Kalajdzic-Berater nach Sky Informationen bei den Klubs kräftig die Werbetrommel für ihren Klienten rühren.
Stand jetzt planen die Stuttgarter, die mit ihrer jungen Truppe zu den Überraschungsmannschaften der Vorsaison gehörten, fest mit dem 24-Jährigen. "Ich mache mir darüber gar keine Gedanken. Ich plane mit Sasa. Wir sind täglich im Gespräch über seine Schwerpunkte und wie es ihm geht", versichert Trainer Pellegrino Matarazzo gegenüber Sky.
Der 43-Jährige will sich an Spekulationen zu seinen Spielern nicht beteiligen und alles so nehmen, wie es kommt. Mararazzo: "Wenn irgendwas kommt, dann kommt es zum Zeitpunkt 'X' - und dann werde ich mich auch dazu äußert. Aber aktuell plane ich mit Sasa und bin froh, dass er im Team ist."
Froh darf der Aufstiegs-Coach der Stuttgarter auch über einen solchen Spieler sein. Das Stürmer-"Einhorn" Kalajdzic, das durch die Kombination aus Spielintelligenz, Laufbereitschaft, technische Finesse und Kaltschnäuzigkeit kaum ein zweites Mal zu finden ist, dürfte bei einem Verbleib auch in der Saison 2021/2022 zum Erfolgsgaranten werden.
Auch wenn man es beim VfB mit Bescheidenheit hält: Nach dem starken Vorjahr dürfte ein europäischer Platz durchaus greifbar sein. Vorausgesetzt, Kalajdzic knüpft im Zusammenspiel mit Silas, Didavi und Co. an den furiosen Fußball der Vorsaison an.