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Werder Bremen: Chefscout Clemens Fritz im Interview

Ex-Werder-Kapitän Fritz: "Wissen, wie gefährlich die Situation ist"

Clemens Fritz spielte von 2006 bis 2017 für Werder Bremen.
Image: Clemens Fritz spielte von 2006 bis 2017 für Werder Bremen.  © Getty

Clemens Fritz spricht bei Sky Sport über seinen neuen Job als Chef der Scoutingabteilung und schätzt die sportliche Situation bei Werder Bremen ein. Zudem nimmt er Stellung zu einer möglichen Verpflichtung von Augsburgs Michael Gregoritsch.

Für Werder Bremen absolvierte Clemens Fritz von 2006 bis 2017 insgesamt 363 Spiele. Nach seinem Karriereende startete der ehemalige Kapitän bei Werder seine zweite Laufbahn. Der Ex-Nationalspieler durchlief als Trainee mehrere Stationen im Verein und sammelte Erfahrungen.

Am Montagabend wurde der 38-Jährige auf der Werder-Mitgliederversammlung offiziell seine Berufung zum Scouting-Chef. Im exklusiven Interview spricht Fritz bei Sky Sport über seinen neuen Job, die sportliche Situation bei den Grün-Weißen und mögliche Verstärkungen in der Winterpause.

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Sky Sport: Herr Fritz, Glückwunsch zu Ihrem neuen Job. Wie wichtig ist gerade der Posten als Chef der Scouting-bteilung bei Werder?

Clemens Fritz: Jede Position im Verein ist sehr wichtig, Scouting ist sein sehr sensibles Thema. Ich habe die Möglichkeit, mit einem sehr guten Team zusammenzuarbeiten. Gerade in Verbindung mit Frank Baumann, der sehr viel Erfahrung hat. Wir sind tagtäglich im Austausch, das hilft mir natürlich auch, mich weiterzuentwickeln und in den vergangenen Monaten die Möglichkeit gehabt zu haben tiefer ins Unternehmen hinein zu blicken. Es freut mich, dieses Vertrauen vom Verein zu bekommen. Ich will das Vertrauen natürlich zurückzahlen.

Sky Sport: Angesichts der finanziellen Situation wird es entscheidend für den Verein sein, dass Sie junge, talentierte Spieler finden, die möglicherweise auch wieder mit Gewinn verkauft werden können. Oder, ist es so, dass Werder jetzt nach drei, vier Jahren mit Gewinn schon wieder größere Schritte machen kann?

Fritz: Nein, das ist natürlich die Herausforderung, denn wir sind nicht der Verein, der sich die ganz großen finanziellen Sprünge erlauben kann. Deshalb ist es wichtig, kreativ zu sein und Lösungen zu finden. In der Scoutingarbeit und in der engen Verbindung zu Frank Baumann treffen wir gemeinsam die Entscheidungen. Wir haben das in den letzten Monaten schon ganz gut umgesetzt, denke ich, und wir wollen das natürlich so fortsetzen und verbessern.

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Sky Sport: Wie beurteilen Sie die momentane sportliche Situation?

Fritz: Sie ist sicherlich nicht so, wie wir uns das selber vorgestellt hatten. Dafür gibt es Gründe: Florian (Kohfeldt, Anm. d. R.) hat nie geklagt über die ganzen Verletzungsprobleme, die wir gerade zu Beginn der Saison hatten. Bei uns sind so viele wichtige Spieler ausgefallen, darunter auch sehr wichtige Spieler, die Mannschaft hat sich teilweise von alleine aufgestellt und so hattest du keinen Konkurrenzkampf. Das sind alles Punkte, die natürlich dazu beitragen, dass du nicht so in die Saison startest, wie du dir das vorstellst, das Selbstvertrauen wird ein bisschen weniger, es kommt vielleicht auch ein Stück weit die Angst, wenn du im unteren Tabellendrittel stehst. Wir müssen sehen, dass wir jetzt den viel genannten Bock umstoßen und uns das Selbstvertrauen zurückholen. Wir haben die spielerische Qualität, aber wir können uns auch nicht nur darauf verlassen. Wir müssen Spiele gewinnen, egal ob wir schön oder schlecht spielen. Wir haben einen hervorragenden Trainer und wir haben vollstes Vertrauen in ihn.

Bei seinem Karriereende wurde Clemens Fritz von den Fans von Werder Bremen gefeiert.
Image: Bei seinem Karriereende wurde Clemens Fritz von den Fans von Werder Bremen gefeiert.  © Getty

Sky Sport: Trotzdem wird relativ selten das Wort Abstiegskampf in den Mund genommen. Wie gefährlich macht es die Situation, dass man das Kind nicht beim Namen nennt?

Fritz: Wir wissen, wie gefährlich die Situation ist und machen uns da nichts vor. Unsere Aufgabe ist sehr schwierig, aber wir wollen positiv an sie herangehen und nicht nach hinten, sondern nach vorne schauen. Wenn du immer nur nach hinten schaust und negative Gedanken in dir hast, dann bist du nicht frei, dir fehlt die Leichtigkeit und du kannst dein Spiel nicht umsetzen. Es ist zu früh in der Saison um nach hinten zu schauen. Wir wollen nach vorne schauen, aber wir wissen auch, dass es ein hartes Stück Arbeit wird, um uns in der Tabelle nach vorn zu arbeiten.

Sky Sport: Es zeichnet Werder aus, dass man in schwierigen Situationen relativ ruhig bleibt. Die Mitgliederversammlung am Montag lief auch recht harmonisch ab. Aber ist zu viel Kuschelkurs nicht auch gefährlich?

Fritz: Definitiv kann zu viel Kuschelkurs gefährlich werden. Aber wir wissen um die Situation und Sie können sich sicher sein: Die Analysen, die wir machen, sind deutlich und jeder weiß, woran er ist und was er zu tun hat. Es ist mit Sicherheit kein Kuschelkurs. Ich habe es gerade schon gesagt: Unsere Sinne sind geschärft, aber wir wollen positiv an diese schwierige Aufgabe herangehen.

Sky Sport: Im Sommer wurde über die Personalie Michael Gregoritsch spekuliert. Nach Sky Informationen will der Österreicher den FC Augsburg im Winter verlassen. Wie groß sehen Sie die Chance, dass er nach Bremen wechselt?

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Fritz: Michael Gregoritsch ist ein Spieler des FC Augsburg. Ich möchte mir nicht anmaßen, dazu ein Statement abzugeben. Klar ist es kein Geheimnis, dass wir im Sommer über ihn gesprochen haben. Was in der Zukunft passiert, werden wir sehen. Aktuell ist er für mich kein Thema.

Sky Sport: Gregoritsch hatte sich öffentlich über seine Situation beklagt und wurde vom FCA suspendiert. Haben Sie Verständnis für sein Verhalten? Sie selbst waren ja immer ein sehr loyaler Spieler.

Fritz: Ich bin da nicht so im Detail drin, was da in Augsburg vorgefallen ist. Der Spieler hat seine Unzufriedenheit ausgedrückt, aber es hilft nicht dem Verein, es hilft nicht Stefan Reuter (FCA-Sportdirektor, Anm. d. R.), nicht dem Trainer und nicht der Mannschaft, sondern solche Aussagen sorgen für Unruhe. Augsburg befindet sich auch in einer ähnlichen Tabellensituation wie wir. Da ist es wichtig, dass sich jeder ein Stück weit zurücknimmt und alles für den Erfolg der Mannschaft gibt. Auf der anderen Seite kann ich verstehen, wenn man seinen Unmut äußert, aber es muss der richtige Zeitpunkt sein.

Sky Sport: Gregoritsch zu kaufen würde aufgrund der finanziellen Situation in Bremen vermutlich schwierig sein, oder?

Fritz: Es ist kein Geheimnis, dass wir nicht das Riesengeld zur Verfügung haben. Aber wie gesagt: Wir sind noch nicht so weit, dass wir intensiv darüber gesprochen haben. Es ist viel zu früh, dazu eine Aussage abzugeben.

Sky Sport: Was kann Werder in dieser Saison noch erreichen?

Fritz: Das Entscheidende ist, dass wir uns auf das Jetzt und die auf die jetzige Situation konzentrieren. Wenn wir bis zur Winterpause drei Siege holen, haben wir die Hinserie nach der ganzen Konstellation mit Verletzungen, usw. ganz gut abgeschlossen. Was dann am Ende der Saison unter dem Strich steht, darüber brauchen wir jetzt noch nicht zu reden. Unser nächstes Spiel ist in Wolfsburg, danach können wir weiterschauen.

Das Interview führte Christian Akber-Sade

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