Wer ist Favorit, wer kann überraschen? Die 32 WM-Teilnehmer im Check
27.09.2022 | 22:16 Uhr
Die letzte Länderspielpause und damit auch Generalprobe für die Winter-WM in Katar ist beendet. Sky zeigt, wie die Form der 32 Teilnehmer derzeit ist und ob die Nationen als Top-, Mitfavoriten, Überraschungskandidaten oder absolute Außenseiter in die Weltmeisterschaft gehen.
Frankreich: Der Titelverteidiger geht traditionell auch als einer der Top-Favoriten ins Rennen. Der Weltmeister von 2018 hat eine Weltklasse-Mannschaft, die in allen Teilen mit Stars wie Keeper Hugo Lloris, N'Golo Kante oder Kylian Mbappe bestückt ist. Doch die Formkurve der "Equipe Tricolore" zeigt nach Nations-League-Platz drei nach unten, zudem fehlten Stammkräfte wie Lucas Hernandez, Karim Benzema oder Paul Pogba, der für die WM wohl ausfallen wird, zuletzt. Hinzu kommt der gnadenlose "Weltmeister-Fluch". Ein Top-Favorit mit Abstrichen.
Brasilien: Die "Selecao" dürfte nach den schwachen Turnieren 2014 und 2018 mit hohen Ansprüchen nach Katar reisen. Grund dafür ist auch die Balance im starbesetzten Team. Formstarke Künstler wie Neymar jr., Vinicius jr. und Knipser Gabriel Jesus werden von Arbeitern wie Casemiro, Eder Militao oder Marquinhos ergänzt und unterstützt. Alle Stammkräfte stehen bei europäischen Top-Teams in der Startelf - die Form der Brasilianer selbst ist eindrucksvoll: Seit der Copa-Finalniederlage gegen Argentinien (0:1) im September 2021 ist das Team von Tite 14 Mal in Folge ungeschlagen.
Argentinien: Aus Südamerika kommt mit Argentinien noch ein zweiter Anwärter auf den WM-Titel. Die "Seleccion" ist nicht nur amtierender Südamerika-Meister, sondern seit mittlerweile 35 Spielen ohne Niederlage. Lionel Messi zeigt sich im Nationalmannschaftstrikot seit Monaten in Bestform - das gesamte Team scheint als eine eingespielte Einheit zu funktionieren. In dieser Form ist die Mannschaft von Trainer Lionel Scaloni heißer Kandidat in Katar.
Niederlande: Die "Elftal" hat sich jüngst für die Endrunde der Nations League qualifiziert und sich als eines der wenigen Top-Länder Europas in einer guten Form präsentiert. Das ewige Manko Abwehr wurde durch überragende Zweikämpfer wie Virgil van Dijk, Matthijs de Ligt, Jurrien Timber oder Nathan Ake längst behoben - in der Offensive ist Variabilität das Stichwort. Seit dem Amtsantritt von Altmeister Louis van Gaal im August 2021 sind die Niederländer nun ungeschlagen. Die Gruppe mit Katar, dem Senegal und Ecuador zählt zu den leichteren.
England: Wie gefährlich die "Three Lions" in Drangphasen sein können, haben sie nun auch noch einmal beim 3:3 gegen das DFB-Team bewiesen. Pfeilschnelle und kreative Offensivleute wie Harry Kane, Raheem Sterling oder Phil Foden und ein Abräumer wie BVB-Youngster Jude Bellingham stechen heraus. Die wacklige Defensive und noch offene Wahl des Stamm-Schlussmannes machen den Engländern allerdings sorgen.
Dänemark: Von der Überraschungsmannschaft der EM zu einem der Mit-Favoriten bei der WM. Für einen Titel müsste zwar so einiges zusammenkommen, doch das Team von Kasper Hjulmand zeigte sich bei der Nations League unverändert stark zum knapp verlorenen EM-Halbfinale 2021. Die Dänen zeichnet eine qualitativ-ausgewogene Truppe mit starkem Teamgeist aus.
Spanien: Mit dem Barca-Trio Pedri(19)/Gavi(18)/Busquets(34) spielt sich derzeit ein Zwei-Generationen-Zentrum fest. Auch in der Abwehr bekommen junge Spieler wie der 21-jährige Eric Garcia immer wieder Chancen neben den Altstars um Jordi Alba oder Cesar Azpilicueta. Ein echter Knipser fehlt. Noch scheinen die formschwankenden Spanier mitten im Umbruch zu stecken. Das Team hat eine hohe Qualität und darf nicht Außen vor gelassen werden. Gut möglich jedoch, dass "La Furia Roja" erst beim nächsten Turnier ihren großen Auftritt hat.
Deutschland: Das DFB-Team hat sich selbst das Ziel gesetzt, bis ins Finale der WM zu kommen. Die eigenen Ansprüche sind derzeit noch höher, als die tatsächlichen Leistungen auf dem Platz. Die Abwehr, bei der noch immer kein festes Innenverteidiger-Duo auszumachen ist, agiert oftmals zu unsortiert. Im Sturm fehlt ein echter Knipser. Die Formkurve zeigte zuletzt nach unten und noch liegt viel Arbeit vor Bundestrainer Hansi Flick. Gemessen an der Stärke des Kaders und den eigenen Ambitionen gehören die Deutschen allerdings noch immer zum erweiterten Kreis der Favoriten.
Belgien: Alle zwei Jahre werden die Belgier zum großen Geheimfavoriten ausgerufen. Wirklich geheim ist an der Qualität des Teams aber nichts mehr. Das belgische Nationalteam hat sich im europäischen Spitzenfußball etabliert, muss mittlerweile den Umschwung auf die nächste Generation bewerkstelligen. Gegen Top-Nationen wie die Niederlande, Frankreich und Italien musste sich Belgien in diesem Jahr viermal geschlagen geben. Dabei blieb es allerdings.
Kroatien: Seit der Vize-Weltmeisterschaft 2018 versuchen die Kroaten weiterhin oben mitzumischen. Bei der folgenden EM gelang das zwar nicht mehr so ganz, doch nach dem Gruppensieg in der Nations League ist die Euphorie im Team zurück. Der mittlerweile 37 Jahre alte Luka Modric dirigiert die Mannschaft noch immer auf absolutem Weltklasse-Niveau, trifft selbst regelmäßig. Für ein langes Turnier dürfte es auf die Leistungen von Spielern wie dem jungen Abwehrchef Josko Gvardiol und Knipser Andrej Kramaric ankommen.
Portugal: In der ersten Elf ist der Europameister von 2016 Weltklasse besetzt. Neben Superstar Cristiano Ronaldo glänzen regelmäßig auch ManUnited-Kollege Bruno Fernandes sowie die City-Stars Bernardo Silva oder Ruben Diaz. Das Team von Trainer Fernando Santos zeigte sich in diesem Jahr bislang gut in Form und gehört auch dank einer Gruppe mit Ghana, Uruguay und Südkorea zu den festen Anwärtern auf einen Gruppensieg.
Katar: Auch wenn man in der Mannschaft des Gastgebers vergeblich nach Stars sucht, so darf der Effekt der WM im eigenen Land nie außer Acht gelassen werden. Dazu kommen der Gewinn der Asien-Meisterschaft 2019 und eine vermeintlich machbare Gruppe mit Top-Nation Niederlande, Senegal und Ecuador.
Senegal: Der amtierende Afrika-Cup-Sieger hat das Potenzial zu überraschen. Unter der Führung von Bayerns Superstar Sadio Mane könnte es nach der Gruppenphase gegen die Niederlande, Katar und Ecuador durchaus in die K.o.-Phase gehen. Dort wartet dann der Gruppen-Erste oder Zweite aus der Gruppe England, Iran, USA und Wales. Mit etwas Glück, muss die WM also auch nicht im Achtelfinale vorbei sein.
USA: "Soccer" wird in den Staaten immer größer. Immer mehr Talente schaffen den Sprung von den USA zu Top-Klubs in Europa. Mit Giovanni Reyna, Weston McKennie, Brenden Aaronson oder Sergino Dest die voraussichtlich jüngste und unberechenbarste Startelf bei der WM.
Mexiko: Die schnelle Offensive der Mexikaner dürfte den meisten Fans des DFB-Teams nach der WM 2018 noch gut in Erinnerung geblieben sein. In diesem Jahr haben die Südamerikaner noch keines ihrer acht Pflichtspiele verloren.
Polen: Aus den letzten neun Partien konnte das Team des im Januar angetretenen Coaches Czeslaw Michniewicz lediglich drei gewinnen. Doch die Mannschaft hat Potenzial und mit einer spielentscheidenden Gala von Weltfußballer Robert Lewandowski muss man immer rechnen. In einer Gruppe mit Argentinien, Saudi-Arabien und Mexiko kommt es für ein Weiterkommen wohl auf das direkte Duell mit den Letztgenannten an.
Japan: Der deutsche Gruppengegner muss sich neben dem DFB-Team auch Spanien stellen. Die K.o.-Phase wäre bereits eine Überraschung, die allerdings nicht auszuschließen ist. Die Defensive der Japaner ist schwer zu knacken und mit Bundesliga-Stars wie Frankfurts Daichi Kamada oder Freiburgs Ristu Doan ist auch die Offensive nicht zu unterschätzen.
Kanada: Nach einer starken Phase zu Beginn des Jahres schwankte die Form der Nordamerikaner zuletzt. Bei der WM ruhen viele Hoffnungen auf Bayern-Star Alphonso Davies und Lille-Knipser Jonathan David, der im vergangenen Jahr auch mit Top-Klubs wie dem FCB in Verbindung gebracht worden ist. Ein Überstehen der Gruppe mit Belgien, Kroatien und Marokko ist jedoch kein leichtes Unterfangen.
Schweiz: Zuletzt überraschte die "Nati" mit einem 2:1-Erfolg gegen Spanien in der Nations League. Das Team von Trainer Murat Yakin ist gut besetzt, hat mit Keeper Yann Sommer, Manuel Akanji und Nico Elvedi einen soliden Rückhalt. In der Gruppe mit Brasilien, Serbien und Kamerun ist ein Weiterkommen kein Ding der Unmöglichkeit. Im Achtelfinale ginge es dann gegen einen der beiden Top-Platzierten aus der Gruppe mit Portugal, Ghana, Uruguay und Südkorea.
Serbien: Die Schweiz und Serbien werden sich wohl um das Überstehen der Vorrunde duellieren müssen. Ähnlich wie der Konkurrent sind auch die Serben mit Stars bestückt. Besonders gefährlich: Der Doppelsturm aus Juve-Star Dusan Vlahovic und Fulhams Aleksandar Mitrovic, der im Duell mit Schweden erst vor wenigen Tagen einen Dreierpack zum 4:1-Sieg beisteuerte.
Ghana: Angeführt vom langjährigen Bundesliga-Profi und heutigen Trainer Otto Addo hat das Team der Westafrikaner durchaus Potenzial. Einzelne Stars wie Inaki Williams und Tariq Lamptey heben die Qualität im Team, das sich in der Gruppe H vor allem gegen Uruguay und Südkorea durchsetzen muss.
Uruguay: Gleiches gilt für die Südamerikaner. Trainer Diego Alonso stehen dabei aber noch mehr Hochkaräter zur Verfügung. Mit Darwin Nunez (Liverpool), Federico Valverde (Real Madrid) und Ronald Araujo (FC Barcelona) sind gleich drei Durchstarter aus Weltklubs im Team. Letzterer droht die WM nach einer Operation an den Adduktoren zu verpassen. Die Chancen auf ein Weiterkommen sind trotzdem groß.
Ecuador: Bei der kommenden WM ist den Südamerikanern der große Wurf wohl eher nicht zuzutrauen. Die Form ist schwankend und anders als der Konkurrenz mangelt es an Ausnahmespielern.
Saudi-Arabien: Die Gruppe mit Argentinien, Mexiko und Polen dürfte eine Nummer zu groß sein.
Iran: Verglichen mit den Gruppengegnern England, USA und Wales haben die Iraner das schwächste Team. Alles andere als ein Vorrunden-Aus wäre eine große Überraschung.
Wales: Der Zenit von Führungsspieler Gareth Bale scheint überschritten. Der Ex-Real-Star hat nicht mehr das Weltklasse-Niveau, das Team alleine nach vorne zu bringen. Im restlichen Kader sind zwar vereinzelt Premier-League-Kicker, aber gegen die USA und England wird es schwer.
Australien: In Down Under mangelt es schlichtweg an der Qualität, verglichen mit der großen Konkurrenz beim größten Fußball-Turnier der Welt.
Tunesien: Die Mannschaft hat durchaus technisch-versierte Spieler im Kader, doch in einer Gruppe mit Frankreich und Dänemark reicht das voraussichtlich nicht.
Costa Rica: In einer Gruppe mit Spanien, Deutschland und Japan hat der Karibik-Staat das schwächste Team. Die Qualifikation war bereits eine gefeierte Überraschung.
Marokko: Trotz Hoffnungsmachern wie Starspieler Achraf Hakimi, einer technisch starken und teils schnellen Truppe, sind die Hürden voraussichtlich zu groß. Belgien, Kanada und Kroatien werden ein Weiterkommen mehr als schwer machen.
Kamerun: Mit einzelnen Stars wie Kapitän Vincent Aboubakar, Bayerns Eric Maxim Choupo-Moting oder Inter-Keeper Andre Onana ist das Team der Zentralafrikaner durchaus solide aufgestellt. Doch hier gilt wie für andere Nationen: Die Konkurrenz in der Gruppe mit Brasilien, Schweiz und Serbien scheint zu groß.
Südkorea: Die WM der Ostasiaten steht und fällt aller Voraussicht nach mit den Leistungen von Spurs-Superstar Heung-min Son. Allein ein Spieler wird die Südkoreaner aber nicht durch die WM tragen.
Die Reihenfolge der Teams in den einzelnen Kategorien erfolgt nach Gruppenreihenfolge und stellt keine Bewertung dar.