DFB-Elf: Düstere Aussichten – aber zwei Lichtblicke
03.12.2022 | 14:11 Uhr
Das DFB-Team versagt bei der WM in Katar. Personelle Konsequenzen müssen folgen. Doch es gibt auch zwei Lichtblicke in der Mannschaft.
Das deutsche WM-Debakel und ihre Folgen. Bundestrainer Hansi Flick und Geschäftsführer Oliver Bierhoff müssen in der kommenden Woche zum Rapport bei den DFB-Bossen Hans-Joachim Watzke und Bernd Neuendorf. Es geht um Fehleranalysen und Perspektiven, die EM 2024 im eigenen Land schon im Blick. Nicht nur Flick und Bierhoff müssen hinterfragt werden, sondern auch die Mannschaft.
Der Gruppen-K.o. ist das nächste frühe und ernüchternde Turnier-Aus nach der WM 2018 und der EM im vergangenen Jahr. Dunkle Wolken über Fußball-Deutschland. Doch trotz des desaströsen Ausscheidens gab auch zwei Lichtblicke im DFB-Team: Jamal Musiala und Niclas Füllkrug.
Mit gerade einmal 19 Jahren war Musiala bei dieser WM schon der Fixpunkt im deutschen Offensivspiel. In den ersten beiden Gruppenspielen über den linken Flügel, gegen Costa Rica als Zehner im Zentrum - der Bayern-Star überzeugte jedes Mal. Mit seinen Tempodribblings war er (zu) oft der einzige echte Antreiber im Angriffsspiel.
Musiala brachte Mut, Tempo und Spielwitz mit. War der Teenager am Ball, mussten die gegnerischen Verteidiger hellwach sein. Immer wieder suchte er den direkten Weg zum Tor. Musiala beeindruckte mit Entschlossenheit und Zielstrebigkeit in seinen Aktionen. Gegen Costa Rica hatte er 24 Ballaktionen im gegnerischen Strafraum - absoluter Höchstwert in der WM-Geschichte seit 1966!
Seit dieser Saison blüht der Youngster beim FC Bayern auf und ist auch im Klub nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Musiala ist auf dem besten Weg ein Unterschiedsspieler zu werden. Einen, wie ihn die DFB-Elf unbedingt braucht. Das weiß auch Flick: "Was Jamal hier gezeigt hat: Es war einfach fantastisch. Seine Fähigkeiten im Eins-gegen-eins sind richtig gut. Es ist echt schade, dass so ein Spieler bei dieser WM nicht mehr spielen darf."
Das hat einen Grund, denn auch bei Musiala gab es ein Aber: die fehlende Effizienz. Gegen Japan und Spanien vergab er beste Chancen zu wichtigen Toren, auch gegen Costa Rica traf er nicht. Beim am Ende bedeutungslosen 4:2-Sieg scheiterte der Münchner zweimal am Pfosten. Beim 1:1 gegen die Spanier gelang ihm zumindest ein Assist, als Füllkrug ihm den Ball vom Fuß klaute und ins Netz jagte. Nach dem bitteren Aus sagte er selbstkritisch: "Ich konnte kein Tor erzielen. Ich weiß nicht, was mit meinem Abschluss los war."
Musiala hätte einer der großen Stars dieser WM werden können - doch genau wie dem deutschen Team zum Weiterkommen fehlte ihm der letzte Punch. Trotzdem: Der in Stuttgart geborene Super-Dribbler ist unsere große Hoffnung für die Heim-EM 2024!
Auf die darf sich nach diesem Turnier trotz des frühen Ausscheidens auch Füllkrug berechtigte Hoffnungen machen. Der Angreifer von Werder Bremen gab im letzten Testspiel vor dem Abflug nach Katar sein Debüt in der A-Nationalmannschaft - und erzielte als Einwechselspieler gleich den Siegtreffer beim müden 1:0 gegen den Oman.
Ein Spiel, das als Vorbote für die behäbigen Auftritte der deutschen Mannschaft während der WM dienen sollte. Im Fall von Füllkrug ein Vorbote für neue Impulse im Angriffsspiel. Wie gegen den Oman wurde der Mittelstürmer in allen drei Gruppenspielen eingewechselt. Gegen Spanien und Costa Rica traf er, legte gegen die Mittelamerikaner auch noch ein weiteres Tor auf.
Drei Scorerpunkte in 66 Minuten Einsatzzeit. Wären seine Mitspieler in der Offensive nur halbwegs so effizient wie Füllkrug gewesen, stünde die DFB-Elf im Achtelfinale. Dabei hatte den Bremer wenige Wochen vor Turnierstart kaum jemand auf dem Zettel. Mit zehn Treffern in 14 Ligaspielen machte er im Werder-Trikot jedoch auf sich aufmerksam. So aufmerksam, dass Flick ihn für die WM nominierte. Für Füllkrug ein Abenteuer, das abrupt endete.
"Es war mega schön, dabei gewesen zu sein. Für mich ist es das größte Fußball-Ereignis, das ich miterleben durfte. Aber ich habe es mir auch anders vorgestellt, das muss ich ganz ehrlich sagen", sagte Füllkrug nach dem Katar-K.o..
Seine Enttäuschung konnte er nicht verbergen: "Ich bin wirklich fassungslos, dass es heißt Koffer packen und nach Hause fahren. Es ist viel zu schade, dass wir das so hergeschenkt haben. Wenn man die gesamte Gruppenphase sieht, ist es schon eigenes Unvermögen, das muss man einfach ganz realistisch so einschätzen."
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Deshalb suchte der 29-Jährige die Schuld am WM-Debakel auch nicht bei den Spaniern, die im Parallelspiel gegen Japan eine entscheidende 1:2-Pleite kassierten und der deutschen Mannschaft Schützenhilfe verwehrten: "Wenn ich auf irgendjemanden sauer bin, dann auf uns."
Was ihn mit ein bisschen Abstand etwas trösten dürfte: Mit seinen Leistungen betrieb Füllkrug mächtig Eigenwerbung. Seine Chancen, bei der EM 2024 wieder dabei zu sein, haben sich trotz des kläglichen Scheiterns der DFB-Elf in Katar gesteigert.