WM 2022: Müller, Musiala, Gnabry & Co.: Bayern-Stars erleben Horror-WM
Debakel & Dämpfer für FCB-Stars bei WM – mit Folgen für Bayern?
06.12.2022 | 19:29 Uhr
Kein Team stellte in Katar mehr WM-Fahrer als der FC Bayern. Das spricht einerseits für die Qualität der Mannschaft, andererseits könnte es einen echten WM-Bumerang geben. Denn ein Großteil der Bayern-Stars erlebte ein Horror-Turnier.
Es hätte die WM der Bayern-Stars werden können. 17 Spieler der Münchner wollten dieses Jahr um den Weltmeistertitel kämpfen, doch schon vor Beginn des Turniers dezimierte sich die Zahl mit Sadio Mane um einen Top-Star. Im Nachhinein beinahe ein Zeichen dessen, was in den darauffolgenden Wochen passieren sollte. Verletzungen, Formtiefs und Enttäuschungen. Bei den Bayern herrscht kurz vor Weihnachten eher Kater- statt Partystimmung.
Hat das Auswirkungen auf die Rückrunde? Für Sky Experte Lothar Matthäus kommt es nun auf die Verantwortlichen beim Rekordmeister an: "Für Bayern München und die Bundesligavereine, die Nationalspieler gestellt haben, ist es jetzt der Job, die Spieler wieder aufzurichten", so der Rekord-Nationalspieler in seiner Kolumne. Sky nimmt die FCB-Stars unter die Lupe.
Manuel Neuer (Deutschland):
Als Kapitän der Nationalmannschaft erlebt Neuer die dritte Enttäuschung in Folge und konnte sein Team nach 2018, 2021 und 2022 nie über das Achtelfinale hinaus führen. In Katar hielt er zwar ein ums andere Mal stark, lieferte aber auch den einen oder anderen spielerischen Fehler. Aufgeben will der mehrfache Welttorhüter im Dienste des DFB nicht ("Wenn ich gefragt und weiterhin eingeladen werde und meine Leistungen bringe, dann komme ich."), auch wenn das Aus für ihn "brutal frustrierend" sei und es "einige Zeit" brauche, um es zu verdauen. Neuer schaffte es jedoch auch nach den vergangenen Turnieren nicht in ein Leistungsloch zu fallen. Es wäre eine Überraschung, wenn es dieses Mal dazu kommen würde, befand sich die Nummer eins nie über längere Zeit in einem Formtief. - 3 Spiele / 270 Minuten
Leon Goretzka (Deutschland):
Für ihn begann die WM schon enttäuschend, als er erfuhr, dass Ilkay Gündogan den Vorzug bekommen würde. Hatte sich dann in die DFB-Startelf hineingespielt, konnte aber bei keinem seiner WM-Auftritte überzeugen. Erlebte nach der WM 2018 (nur gegen Südkorea eingesetzt) und der EM 2021 (nur ein Spiel über 90 Minuten) seine dritte Enttäuschung in Folge und war bei keinem Turnier gesetzt. Bei Bayern darf er sich keine Schwächen erlauben. Mit Sabitzer und Gravenberch scharren zwei nicht WM-Fahrer mit den Hufen. Der Druck auf Goretzka bleibt also hoch - 3 Spiele / 158 Minuten / 0 Tore / 0 Vorlagen
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Serge Gnabry (Deutschland):
Von seiner starken Tor-Quote in der Nationalmannschaft (0,54 Tore/Spiel) war bei der WM nicht viel zu sehen. Er erzielte zwar das 1:0 gegen Costa Rica, von ihm wurde aber viel mehr erwartet. Erhielt von Sky die Durchschnittsnote 4,3. Mit Jamal Musiala, Leroy Sane und Kingsley Coman ist die Konkurrenz in der Bayern-Offensive groß. Inwiefern er die schlechte WM mit zu den Bayern nimmt, lässt sich nicht sagen. Auch für ihn ist es schon das zweite Turnier ohne Erfolg. - 3 Spiele / 265 Minuten / 1 Tor / 1 Vorlage
Joshua Kimmich (Deutschland):
Schon nach dem Russland-Debakel hatte der 27-Jährige lange mit dem Aus zu kämpfen. Seinen Aussagen zufolge wird ihn das erneute Aus nach der Gruppenphase wieder lange beschäftigen ("Habe Angst, in ein Loch zu fallen"). Auch weil er die Mannschaft in den entscheidenden Situationen führen sollte, wird viel der Kritik auf ihn projiziert. Seiner Leaderrolle wurde er mindestens mal gegen Japan und auch gegen Costa Rica nicht gerecht. Wie schon bei der WM 2018, über weite Teile der EM 2016 oder der EM 2021 spielte er immer die volle Länge der Spiele und gehört damit zu den Hauptakteuren des DFB-Teams. Als einer der Dienstälteren wird das Debakel folglich mit ihm in Verbindung gebracht. Er kündigte auf Social Media schon an, dass aufgeben keine Option sei. - 3 Spiele / 270 Minuten / 0 Tore / 0 Assists
Jamal Musiala (Deutschland):
Er war die große Hoffnung im deutschen DFB-Team. Der 19-Jährige wird vermutlich noch einige große Turniere in seiner Karriere spielen. Und wenn alles normal läuft, dann wird er diesen auch seinen Stempel aufdrücken, wie er es in Katar schon andeutete. Auch ihm stand die Frustration nach dem Costa-Rica-Spiel verständlicherweise ins Gesicht geschrieben. Für den Edeltechniker ist es wohl die bisher größte Enttäuschung seines jungen Fußballerlebens. Insgesamt agierte der wuselige Shootingstar glücklos. Hätte er auch nur bei einer Handvoll seiner Aktionen ein Quäntchen mehr Glück gehabt, dann wäre das DFB-Team wohl nicht schon in der Vorrunde gescheitert. So wie er bisher in seiner Karriere aufspielte, ist ihm zuzutrauen, dass er auch diese herbe WM-Niederlage schnell wegsteckt. Für ihn kann die Heim-EM 2024 wahrscheinlich gar nicht schnell genug kommen. - 3 Spiele / 259 Minuten / 0 Tore / 1 Vorlage
Thomas Müller (Deutschland):
Er stellte seine Rückkehr ins Nationalteam direkt nach dem Spiel gegen Costa Rica zur Disposition. Dass er immer an seiner WM-Form von 2010 gemessen wird, macht es für die deutsche Identifikationsfigur nicht einfacher. Müller dürfte seinen DFB-Nimbus nun endgültig verloren haben. Ihn plagten vor der WM noch Hüftprobleme und andere Blessuren. Die Top-Saison eines Thomas Müllers sieht definitiv anders aus. Er muss selbst aus dem Leistungstief kommen, um dann seinen unerfahreneren Mitspielern helfen zu können. - 3 Spiele / 204 Minuten / 0 Tore / 0 Vorlagen
Leroy Sane (Deutschland):
Wurde beim WM-Auftakt verletzungsbedingt noch zum Zuschauen gezwungen, spielte gegen Spanien dann nach seiner Einwechslung gut auf. Die Rufe nach ihm wurden nach der Niederlage gegen Japan schnell laut. Für einen selten unumstrittenen Spieler wie Sane sicherlich Balsam für die Seele. Doch auch bei ihm wird das nicht über das frühe Aus hinwegtrösten. - 2 Spiele / 110 Minuten / 0 Tore / 1 Vorlage
Benjamin Pavard (Frankreich):
Um den Verteidiger gibt es derzeit allerlei Diskussionen. Nach einer durchwachsenen Auftaktpartie bei der WM gegen Australien spielte Pavard bisher keine Rolle mehr bei den Franzosen. Er scheint sich generell auch abseits des Platzes in einer schwierigen Phase zu befinden und mehr und mehr darauf zu pochen, nicht mehr als Rechtsverteidiger eingesetzt zu werden. Nebenkriegsschauplätze wie seine offene Bayern-Zukunft prägen die Schlagzeilen über ihn. Definitiv eine gebrauchte WM für den 26-Jährigen. Ihm droht eine schwierige Rückrunde bei den Bayern, findet er aus dem persönlichen Loch nicht zeitig heraus. - 1 Spiel / 89 Minuten / 0 Tore / 0 Vorlagen
Lucas Hernandez (Frankreich):
Bayerns Stammverteidiger wird wohl am längsten an der WM zu knabbern haben. Hernandez verletzte sich im ersten Spiel schwer, riss sich das Kreuzband. Für ihn ist die Saison schon beendet. Der 26-Jährige habe nach der 13-Minuten-WM sogar an ein Karriereende gedacht, so niedergeschmettert sei er nach der erneut schweren Verletzung gewesen. Kaum vorstellbar, wie sich ein Spieler aus diesen sich ständig wiederholenden Verletzungen herauskämpfen kann. Bewiesen hat er es schon ein ums andere Mal. - 1 Spiel / 13 Minuten / 0 Tore / 0 Vorlagen
Kingsley Coman (Frankreich):
Der Flügelstürmer der Bayern kommt über die Reservistenrolle bisher nicht hinaus. Bei seinem einzigen Startelf-Einsatz gegen Tunesien enttäuschte er wie die anderen B-Elf-Kollegen. Frankreichs Nationalcoach Didier Deschamps hat seine Elf gefunden. Dass Coman im Verlaufe der WM an Mbappe oder Dembele vorbeikommt, ist unwahrscheinlich. Das Selbstvertrauen des 26-Jährigen dürfte ohne einen entscheidenden Moment nicht gerade wachsen während des Turniers. Sein Glück im Unglück könnte in diesem Falle sein, dass seine deutsche Konkurrenz auf den Flügelpositionen ein WM-Debakel erlebte. Für die Münchner insgesamt ist das jedoch kein gutes Zeichen. - 4 Spiele / 105 Minuten / 0 Tore / 0 Vorlagen
Matthijs de Ligt (Niederlande):
Der Neuzugang von Juventus war lange Zeit Stammspieler in der niederländischen Innenverteidigung neben Virgil van Dijk. Durfte er gegen den Senegal am ersten WM-Spieltag noch von Beginn an spielen, folgte nur noch ein Mini-Einsatz gegen die USA. Gegen Ecuador und Katar verzichtete Louis van Gaal gänzlich auf den Bayern-Verteidiger. De Ligt verlor seinen Platz an Jurrien Timber. Zuletzt erklärte der 23-Jährige sogar, mit der geringen Einsatzzeit gerechnet zu haben. "Ich hatte erwartet, überhaupt nicht zu spielen", so de Ligt, der weiterhin hart um Minuten kämpfen wolle. Für einen Mann seiner Klasse dennoch eine bisher persönlich ernüchternde WM. - 2 Spiele / 91 Minuten / 0 Tore / 0 Vorlagen
Josip Stanisic (Kroatien):
Bayerns Back-up-Außenverteidiger ist bei seinem ersten großen Turnier dabei. Mehr als WM-Luft schnuppern ist für den 22-Jährigen aber wohl nicht drin. Im Achtelfinale fehlte Stanisic aufgrund einer Muskelverletzung, absolvierte zuvor keine einzige WM-Minute. - 0 Spiele / 0 Minuten / 0 Tore / 0 Vorlagen
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Die Bayern lieferten bei der aktuellen WM bisher aber nicht nur Schatten, sondern auch ein paar Lichtblicke. Alphonso Davies zum Beispiel. Er führte Kanada nicht nur zur ersten WM-Teilnahme, er schoss dort auch das erste Tor seiner Nation und das erste Tor eines Bayern-Spielers seit Mario Götze 2014 bei einer WM. Er verschoss zwar einen Strafstoß, doch die Freude dürfte beim immer fröhlichen Phonzie am Ende trotz des Vorrunden-Aus doch überwiegen.
Eric Maxim Choupo-Moting hätte sich als Vize-Kapitän sicherlich mehr von der WM versprochen, musste sich mit Kamerun aber am Ende in einer starken Gruppe gegen Brasilien und die Schweiz geschlagen geben. Immerhin konnte man sich die Achtelfinalchancen bis zum dritten Spieltag wahren, - auch weil "Choupo" beim 3:3 gegen Serbien einen wichtigen Treffer beisteuerte. Das Positive dürfte deshalb überwiegen.
Auch für Dayot Upamecano oder Noussair Mazraoui verläuft die Weltmeisterschaft aktuell erfreulich. Beide sind Stammspieler in ihren Teams und stehen im Viertelfinale - und das mit überzeugenden Leistungen. Der anfängliche Schrecken, dass auch Mazraoui sich schon am ersten Spieltag verletzt haben könnte, verflog schnell wieder. Mit Mazraoui holten die Nordafrikaner sogar den Gruppensieg vor Kroatien und Belgien und schafften gegen Spanien sogar die Sensation. Als einziges Land Afrikas halten sie damit die Fahne des Kontinents im WM-Viertelfinale hoch. Der Bayern-Star durfte im Elfmeterschießen jedoch nicht ran, er wurde schon in der 82. Minute ausgewechselt.
Die Weltmeisterschaft ist noch in vollem Gange. Gerade Pavard, Coman und de Ligt haben noch die Chance, aus einer persönlich durchwachsenen Weltmeisterschaft eine versöhnliche zu machen. Die deutschen Nationalspieler der Bayern haben diese Chance hingegen nicht mehr. Stand jetzt wird ein Großteil der WM-Fahrer mit einem angeknacksten Selbstbewusstsein in die Rückrunde der Bundesliga starten.
Dort werden vor allem die zwischenmenschlichen Fähigkeiten von Trainer Julian Nagelsmann oder Hasan Salihamidzic gefragt sein.