WM News: Italiens EM-Zauber ist verflogen - ein Kommentar
Kommentar: Blamage hoch 4! Italiens EM-Zauber ist verflogen
Peer Kuni
25.03.2022 | 11:21 Uhr
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Im Juli 2021 verzückte die Squadra Azzurra noch Europas Fußballwelt und sicherte sich die EM-Krone. Keine neun Monate später herrscht in Italien die pure Ernüchterung nach dem Scheitern in den WM-Playoffs. Der EM-Zauber ist schnell verflogen. Ein Kommentar.
Abwehrchef Giorgio Chiellini saß gegen Nordmazedonien lange angeschlagen auf der Ersatzbank, sein kongenialer Partner Leonardo Bonucci fehlte ebenso verletzt wie auch die beiden EM-Helden Federico Chiesa und Leonardo Spinazzola.
Die beiden letztgenannten haben ebenso wie der Großteil des italienischen Kaders noch nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Vielleicht werden es einige italienische Stars auch nie. Denn die Squadra Azzurra war bereits vor vier Jahren auf dem Weg zur WM in Russland in den Playoffs gescheitert. Damals an Schweden. Zuvor waren die Südeuropäer nur 1958 nicht bei der Endrunde mit dabei.
Italien und die WM, was einst wie die perfekte Symbiose einfach zusammengehörte, stößt nun seit 16 Jahren auf keine Gegenliebe mehr. Nach dem vierten WM-Triumph 2006 in Deutschland folgte bei den kommenden beiden Turnieren zweimal das Vorrunden-Aus. Nun ist Italien zum zweiten Mal in Serie sogar nur Zuschauer. Eine Blamage hoch 4!
Und das, obwohl dem Team von Nationaltrainer Roberto Mancini in den vergangenen Jahren auf dem Platz so gut wie alles gelang. Von September 2018 bis Oktober 2021 blieb Italien in 37 Partien ohne Niederlage und stellte damit einen neuen Rekord auf internationaler Ebene auf.
In dieser Zeit kassierte der viermalige Weltmeister nur zwölf Gegentore, gewann sämtliche EM-Qualifikationsspiele und spielte im vergangenen Sommer auch die perfekte EM-Endrunde. Mit sieben Siegen in sieben Partien krönte sich Italien schließlich zum zweiten Mal zum Europameister.
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Italien am Tiefpunkt
Der Zauber ist allerdings schnell verflogen. In der WM-Qualifikation lief die Schweiz in der Gruppe vor Italien ins Ziel, beim Umweg über die Playoffs knockte Nordmazedonien die Südeuropäer nun K.o. Chiellini sprach anschließend von einer langen Fehlerkette nach der EM, Mancini von "der größten Enttäuschung seiner Karriere".
Dabei schoss Italien satte 32-mal Richtung Tor der Nordmazedonier, die Gäste hingegen nur viermal. Doch der Squara Azzurra wollte kein Treffer gelingen, die Zielstrebigkeit im gegnerischen Sechzehner fehlte. Die Niederlage war die erste für Italien im 60. Heimspiel einer WM-Qualifikation.
"Der italienische Fußball erreicht sein niedrigstes Niveau aller Zeiten", schrieb der Corriere della Sera. Spielerisch stimmt das zwar nicht, aber im Fußball zählen nur Ergebnisse. Übrigens verpassten in der Historie zuvor nur drei amtierende Europameister (Tschechoslowakei, Dänemark und Griechenland) anschließend auch die WM. Nun reiht sich Italien dort ein.
In Katar wird damit eine der größten Nationen und ein Mitfavorit auf den Titel fehlen. Insbesondere Cristiano Ronaldo dürfte sich insgeheim darüber gefreut haben. Die Portugiesen müssen im Playoff-Finale nun nicht gegen Italien ran, sondern eben gegen Außenseiter Nordmazedonien.
Und wie geht personell in Italien weiter? Mancini ließ nach dem K.o. seine Zukunft offen, Chiellini und Bonucci sind bereits im fortgeschritten Fußballeralter. Italien braucht nun Veränderungen und neue Gesichter, die Verantwortung schultern und für eine neue Begeisterungswelle sorgen.
Die Ernüchterung wird aber erst einmal bleiben. Denn erst in vier Jahren kommt die nächste Chance für Italien, sich endlich wieder für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren.