Wimbledon: 16-jährige Mirra Andreeva der nächste Superstar?
Auf den Spuren von Graf & Co.! Eine 16-Jährige mischt Wimbledon auf
09.07.2023 | 18:42 Uhr
Mit ihren 16 Jahren und 71 Tagen steht Mirra Andreeva im Achtelfinale von Wimbledon. Das russische Supertalent ist auf den Spuren der ganz großen Tennisspielerinnen.
Am 29. April 2007 wurde Andreeva im sibirischen Krasnojarsk geboren. Im Alter von sechs Jahren begann sie mit dem Tennis spielen. Mit starken Leistungen in den Juniorinnen-Wettbewerben machte die 1,71 Meter große Rechtshänderin auf sich aufmerksam. Ihr Debüt auf der WTA-Tour feierte sie in Tunesien im Oktober 2022. Beim Turnier in Monastir bekam Andreeva eine Wildcard, unterlag noch einem harten Fight jedoch in ihrer Auftaktpartie gegen ihre Landsfrau Anastasia Potapova in drei engen Sätzen.
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Nachdem sie das Finale im Juniorinnen-Wettbewerb der Australian Open erreichte, spielte Andreeva in Madrid ihr zweites Turnier auf der WTA-Bühne. Nach überraschenden Erfolgen gegen Leylah Fernandez (CAN) und Beatriz Haddad Maia (BRA) bezwang sie an ihrem 16. Geburtstag auch Magda Linette (POL) und zog ins Achtelfinale ein. Dort war dann gegen die spätere Turniersiegerin Aryna Sabalenka Endstation. Andreeva hinterließ jedoch eine erste echte Duftmarke.
Starke Auftritte in Paris und London
Bei den French Open spielte sie sich anschließend ohne Satzverlust erstmals durch die Qualifikation ins Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers in der Damen-Konkurrenz. Dort schlug sie zunächst die ehemalige Top-20-Spielerin Alison Riske-Amritraj (USA) sowie Lokalmatadorin Diane Parry (FRA/WC) jeweils glatt in zwei Sätzen und gab in beiden Duellen jeweils nur drei Spiele ab. In Runde drei war dann nach drei Sätzen gegen Coco Gauff Schluss.
Auf den Spuren von Gauff, die 2019 im Alter von 15 Jahren das Achtelfinale in Wimbledon erreichte, sowie Tennis-Legenden wie Steffi Graf, Monica Seles oder Martina Hingis, die allesamt im Teenager-Alter die große Bühne an der Church Road im Sturm eroberten, ist auch Andreeva. Denn auch in Wimbledon kämpfte sich der Shootingstar durch die Qualifikation ins Hauptfeld und gewann dort ihre ersten beiden Partien. In der dritten Runde setzte sie sich dann mit 6:2 und 7:5 gegen Potapova (22) durch und nahm damit Revanche für die Niederlage in Monastir. Das erste Grand-Slam-Achtelfinale ihrer noch jungen Karriere. Dort trifft sie am Montag auf Madison Keys (USA/25).
"Was sie jetzt schon erreicht hat, ist beeindruckend. Andreeva ist unfassbar, was das Läuferische angeht. Potapova hat sie von links nach rechts geschickt, vor und zurück. Andreeva hat aber wirklich alles zurückgebracht. Sie hat ihre Gegnerin dadurch dazu gezwungen, besonders präzise zu spielen und sie dadurch immer wieder in unforced errros getrieben. Potapova ist daran dann auch verzweifelt. Andreeva hat auch bei Rückstand in Satz zwei keine Anzeichen von Schwächen gezeigt", analysierte Sky Wimbledon-Kommentator Philipp Langosz.
Andreeva steht vor einer großen Karriere
"Es war ein unfassbarer Kampf. Ich habe alles gegeben, was ich in mir hatte. Ich fühle mich richtig gut. Es ist besser für mein Spiel, wenn ich ruhig bleibe und mich auf mein Spiel fokussiere. Aber selbst wenn ich hätte Emotionen zeigen wollen, dann hätte ich es nicht machen können, weil ich ständig außer Atmen war, weil ich so viel gelaufen bin. Ich hoffe, dass ich im kommenden Jahr in einer anderen Umkleide bin, ein Level weiter drüber", meinte Andreeva selbst im On-Court-Interview und sorgte mit ihren Aussagen für einige Lacher.
Später verriet die Russin, dass sie noch Roland Garros einige Anpassungen vorgenommen hat, um ruhiger auf dem Court zu agieren. "Ich habe mit meiner Mutter zuerst gesprochen. Dann habe ich mit mir selbst gesprochen und beschlossen, dass ich einige Dinge in meinem Spiel zu verändern. Sowohl spielerisch als auch von der Mentalität her. Und bisher läuft das ziemlich gut", sagte Andreeva am Sky Mikrofon.
Doch klar ist, dass das Potenzial des Teenagers riesig ist. Andreeva bringt alles mit, um in Zukunft dauerhaft auf der großen Grand-Slam-Bühne glänzen zu können. "Sie bleibt immer konstant auf der Grundlinie. Vorne am Netz, was den Volley angeht, da hat sie noch Nachholbedarf. Deswegen kommt sie auch nur selten nach vorne. Sie hat auch gegen Potapova vielmehr alles aus der Defensive geregelt und geht oft auch durch die Mitte, um dann zu gucken, was die Gegnerin macht. Und wenn die Gegnerin dann angreift, kontert Andreeva herausragend. Das ist ihre größte Fähigkeit. Sie kann selbst aktiv werden, aber auch fantastisch kontern", so Langosz.
Schüchterne Andreeva verehrt Murray
Besonders erstaunlich: Andreeva hatte vor den Qualifikationsspielen in Roehampton noch nie auf Rasen aufgeschlagen. "Es sind meine ersten Erfahrungen auf Rasen, ich habe erst fünf Matches auf diesem Belag gespielt. Aber mir gefällt es, es fühlt sich richtig gut an. Ich spiele gar nicht mal so schlecht", erklärte die Nummer 102 der Welt, deren Schwester Erika ebenfalls auf der WTA-Tour spielt, auf einer Pressekonferenz an der Church Road.
Das dominante und energiegeladene Spiel von Andreeva passt so gar nicht zu ihrem Charakter abseits des Courts. Ihrem Vorbild Andy Murray konnte sie in Wimbledon nicht einmal "Hallo" sagen. "Ich habe Andy hier getroffen, aber ich war zu schüchtern, um ihn anzusprechen. Als ich ihn gesehen habe, bin ich schnell zur Tür raus, um nicht mit ihm reden zu müssen. Dafür bin ich einfach viel zu schüchtern", meinte Andreeva.
Mit dem Rampenlicht wird sie der Teenager wohl allerdings schon sehr bald anfreunden müssen. Denn Andreeva ist auf dem besten Weg, die Tennis-Welt im Sturm zu erobern. Sollte sie am kommenden Samstag übrigens Wimbledon gewinnen, wäre sie exakt 100 Tage jünger als Martina Hingis bei ihrem Sieg bei den Australian Open 1997 - und damit die neue jüngste Grand-Slam-Siegerin in der Tennis-Geschichte.
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