Borussia ist dem Revier-Rivalen enteilt
05.12.2018 | 20:04 Uhr
In der Abschlusstabelle der letzten Saison lag Schalke acht Punkte vor dem BVB. In der aktuellen Spielzeit hat sich das Blatt gewendet und die Borussia ist dem Rivalen enteilt. Sky Sport nennt die Gründe.
19 Punkte liegt Borussia Dortmund bereits nach etwas mehr als einem Drittel der Saison vor Schalke 04. Bei einem Sieg im Derby am Samstag (ab 14 Uhr live und exklusiv in der Sky Original Konferenz auf Sky Sport Bundesliga 1 HD oder via Sky Ticket live streamen) könnte der Vorsprung der Schwarz-Gelben auf 22 Zähler ansteigen.
Diese große Diskrepanz zwischen beiden Ruhrpott-Klubs hat seine Ursprünge im Sommer. Die dort getroffenen Entscheidungen der Vereine nehmen im Verlauf der Saison immer mehr Einfluss auf die Entwicklung der Teams. Sky Sport zeigt die Punkte, die der BVB besser umgesetzt hat als S04.
Die Transferpolitik, die die Borussia im Sommer verfolgt hat, fällt unter die Kategorie "mehr als gelungen". Hervorzuheben sind besonders die Verpflichtungen von Paco Alcacer, der mit einer unfassbaren Torquote den Abgang von Pierre-Emerick Aubameyang vergessen lässt, sowie von Axel Witsel und Thomas Delaney. Die beiden Mittelfeldakteure drücken dem BVB-Spiel mit Ruhe, Übersicht und technischen Fähigkeiten ihren Stempel auf.
Auch bei den Transfers von Achraf Hakimi und Abdou Diallo bewies der BVB ein goldenes Händchen. Hakimi belebt das Spiel mit seiner Schnelligkeit auf den Außenverteidigerpositionen, auf denen er sowohl rechts als auch links eingesetzt werden kann. Außerdem erlaubt seine Qualität Pausen für die "Oldies" Lukasz Piszczek und Marcel Schmelzer, womit der BVB stets frische Kräfte aufbieten kann.
Mit Diallo hat Dortmund zudem einen starken Ersatz für den abgewanderten Sokratis an Land gezogen. Der junge Franzose weist großes Potenzial auf und wirkt in der Verteidigung trotz seiner erst 22 Jahre routiniert. Zudem erweist sich Diallo als sehr flexibel - er kann sowohl innen als auch auf der Außenbahn verteidigen, was zusätzliche (Rotations-)Möglichkeiten ergibt.
Ein wichtiger Grund für die starke Einkaufspolitik der Dortmunder ist die Umstrukturierung in der Führungsetage. Die Bosse Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc haben sich mit Sebastian Kehl (Leiter Lizenzspielerabteilung) und Matthias Sammer (externer Berater) reichlich Fußball-Sachverstand ins Team geholt.
Da beide als Typen gelten, die eine eigene Meinung haben und diese auch offensiv einbringen, profitiert der BVB vor allem bei der Zusammenstellung des Kaders, der in dieser Saison eine gute Mischung aus Technikern, Arbeitern, jungen Spielern und Routiniers aufweist und im Winter noch weiter perfektioniert werden könnte.
Anders verhält es sich beim Revier-Rivalen Schalke 04. Die Königsblauen halten bei den Verpflichtungen zumindest quantitativ mit Dortmund mit. Qualitativ scheint man jedoch deutlich hinterherzuhinken - trotz der ausgegebenen 52,7 Millionen Euro.
Nahezu alle Neuzugänge blieben bislang hinter den Erwartungen zurück - einzige Ausnahme ist hierbei Salif Sane, der in der Innenverteidigung solide auftritt.
Sebastian Rudy, Suat Serdar, Omar Mascarell, Hamza Mendyl und Mark Uth können im bisherigen Saisonverlauf nicht an ihre Leistungen der vergangenen Spielzeit anknüpfen und damit nicht die schmerzhaften Abgänge von Thilo Kehrer, Leon Goretzka und Max Meyer kompensieren.
Ein weiterer Aspekt für den BVB-Aufschwung und Vorsprung gegenüber Schalke steht an der Seitenlinie. Während Dortmund in der vergangenen Saison unter Peter Stöger mit defensivem Fußball noch das Erreichen der Champions League schaffte, bringt Lucien Favre seit dem Sommer eine andere Philosophie mit.
Mit schnellem Vertikalspiel überrannten die Schwarz-Gelben vor einigen Wochen ihre Kontrahenten. Zuletzt überzeugte der BVB aber auch mit Kontrolle und Minimalismus - letzteres im positiven Sinn. Die Balance, die Favre der Mannschaft verpasst hat, erweist sich als gewinnbringend und begeistert auch die Fans.
Weniger Spaß hingegen haben die Anhänger des S04, die bei ihrem Team nur wenig bis gar keinen Fortschritt im taktischen Gebilde sehen. In der letzten Saison war die überwiegend zurückgezogene Spielweise unter Trainer Domenico Tedesco noch erfolgreich. Offensive Kaltschnäuzigkeit und defensive Stabilität reichten zumeist für drei Punkte - die Folge: Schalke wurde Vizemeister.
In dieser Spielzeit findet sich Schalke bislang in der unteren Tabellenregion wieder. Vor allem zu Saisonbeginn setzte es eine Negativserie mit fünf Niederlagen am Stück. Dies könnte unter anderem an der etwas abgewandelten Spielweise von S04 gelegen haben.
Tedesco wollte offensiver und attraktiver agieren lassen, was jedoch fehlgeschlagen ist. Die Rückkehr zum defensiven Stil war die Konsequenz, was nicht mehr so erfolgsversprechend war, wie noch in der vergangenen Saison - und die 19 Punkte Rückstand auf den BVB ansatzweise erklären.