Champions League: Hamann über Jürgen Klopp, Liverpool, Bayern und Nagelsmann
Hamann: Am Sonntag ist der Härtetest für Liverpool
13.10.2022 | 17:48 Uhr
Sky Experte Didi Hamann geht in seiner Kolumne auf die Äußerungen von Reds-Coach Jürgen Klopp über den ehemaligen Mittelfeldspieler ein und blickt auf den PL-Hit gegen ManCity (So., 17.30 Uhr live auf Sky). Zudem bewertet er die Arbeit von Julian Nagelsmann und die Kritik von Mats Hummels.
Zu Jürgen Klopps Äußerungen über meine Person habe ich bereits Stellung genommen. Ich belasse es beim Fachlichen und Sachlichen. Ich will mich nicht irgendwo hinbegeben, wo es nicht mehr seriös ist. Ich habe seine Aussagen zur Kenntnis genommen, und wenn er denkt, dass er das sagen muss, dann soll er es machen. Ich will gar nichts interpretieren, das steht mit nicht zu. Er muss selbst wissen, wie er mit den Leuten spricht.
Dass Klopp in Liverpool einen hohen Stellenwert genießt, ist klar, und das hat er sich auch verdient. Dennoch gibt es Regeln, an die man sich halten sollte.
Für Liverpool zählt es gegen ManCity
In Glasgow haben die Reds mit 7:1 gewonnen. Auch wenn du erst einmal sieben Tore schießen musst, sind die Rangers kein Gradmesser. Liverpool hat in dieser Saison Ende August 9:0 gegen Bournemouth gewonnen, das hat damals aber keine Initialzündung bewirkt.
Wenn die Reds am Sonntag im Topspiel der Premier League gegen Manchester City nicht gewinnen sollten, könnte der Rückstand auf Platz vier auf neun oder zehn Punkte anwachsen. Jeder weiß, wie wichtig die Einnahmen aus der Champions League sind.
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Mechanismen gelten auch für Klopp
Was die Bosse denken, weiß ich nicht. Klopps Vertrag wurde vergangenes Jahr verlängert, aber wenn die Leistungen in der Premier League nicht besser werden, wird möglicherweise irgendwann der Punkt kommen, wo der Unmut größer wird. Möglicherweise auch dem Trainer gegenüber.
Das können sie natürlich verhindern durch Spiele und Ergebnisse wie in Glasgow, aber wie ich es schon gesagt habe: Die Mechanismen sind in Liverpool nicht anders als in anderen Vereinen, auch wenn Klopp natürlich aufgrund der vergangenen Jahre mehr Kredit hat.
Er selbst hat gesagt, er sei hundertprozentig davon überzeugt, dass er die Situation drehen kann und wird, deswegen muss man jetzt einfach mal die nächsten Wochen und Monate abwarten.
Bayern brauchen hundertprozentige Überzeugung
Die Bayern haben die Pflichtaufgabe in Pilsen gelöst. Julian Nagelsmann hat nach dem Spiel gut gesprochen und die Dinge richtig eingeordnet, aber die Bayern müssen solche Leistungen wie in der Champions League jetzt auch in der Bundesliga zeigen. Sie haben in Dortmund wieder ein Spiel, das sie für sich entscheiden mussten, nicht gewonnen. Das müssen sie abstellen.
Sie brauchen die hundertprozentige Überzeugung und Seriosität, um die Spiele nach Hause zu bringen. Am Mittwoch haben sie zwar eine überragende erste Hälfte gespielt, aber sie haben auch wieder zwei Tore kassiert. Das kannst du dir gegen bessere Gegner nicht erlauben. Aus Bayern-Sicht kann man nur hoffen, dass die Selbstverständlichkeit der ersten Halbzeit in Pilsen auch in der Bundesliga wieder zurückkommt.
Nagelsmann muss alle Spieler bei Laune halten
Was Nagelsmann betrifft, habe ich den Eindruck, dass er etwas ruhiger und nachdenklicher geworden ist, und ich finde, dass ihm das gut zu Gesicht steht.
Was das Sportliche betrifft, muss er schauen, dass er alle Spieler bei Laune hält, das ist bei Bayern besonders wichtig. Es ist ein Balance-Akt. die richtige Mannschaft aufzustellen und jedem seine Einsatzzeiten zu geben. Gravenberch saß zunächst auf der Bank, Tel ebenfalls. Ich glaube auch nicht, dass sie am Sonntag gegen Freiburg in der Startelf stehen. Die Unzufriedenheit derjenigen, die nicht zum Einsatz kommen, wird nicht weniger.
Was wäre Barca ohne Lewandowski?
Der FC Barcelona hat gegen Inter Mailand schwach gespeilt und hatte Glück, dass Robert Lewandowski in der Nachspielzeit noch das den Ausgleich geköpft hat und Barca so zumindest noch eine theoretische Chance aufs Weiterkommen hat. Vielleicht hat das Spiel in München, wo sie in der ersten Halbzeit hervorragend gespielt aber am Ende doch verloren haben, einen Knacks hinterlassen. Seit damals sind sie in der Champions League nicht dieselbe Mannschaft.
Hummels hat den Nagel auf den Kopf getroffen
Borussia Dortmund hat gegen den FC Sevilla nicht an die Leistung aus dem Hinspiel und auch nicht an die letzten 20 Minuten des Spiels gegen die Bayern anknüpfen können. Durch das 1:1 gegen Sevilla hat der BVB aber immer noch eine gute Ausgangsposition, um das Achtelfinale zu erreichen.
Was Mats Hummels anschließend im Interview gesagt hat, habe ich überhaupt nicht als Kritik an einzelnen Personen verstanden. Was er gesagt hat, ist in der Sache und im Kern richtig. Es war auch immer einer meiner Punkte, dass Hummels in der Vergangenheit der Einzige war, der diese Dinge angesprochen hat. Das ist sein gutes Recht und seine Pflicht. Mann muss die Sachen ansprechen und darf nicht sagen: "Irgendwann wird das schon werden." Wenn du die Dinge nicht benennst, wirst du wahrscheinlich auch nicht besser werden.
Für mich hat Hummels den Nagel auf den Kopf getroffen. Wieder einmal. Dass er dabei die Unterstützung des Trainers hat, ist sehr wichtig. Wenn man schon wieder hört, dass einige Spieler in der Kabine das nicht gerne gehört haben, sollen diese Spieler sich mal hinterfragen, was für Ansprüche sie haben. Sie spielen für Borussia Dortmund, da willst du in der Champions League weiterkommen und auch Meister werden, wenn du die Chance hast.
Dortmund war zuletzt mit Moukoko besser
Gegen Sevilla stand Modeste in der Startelf, aber mit Moukoko war Dortmund in den letzten Spielen eine bessere Mannschaft, dass muss man ganz klar sagen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Moukoko am Sonntag in Berlin wieder beginnen wird. Aber dass die Stürmerfrage nicht das Hauptproblem ist, das ist auch klar.
Gute Chancen für Frankfurt und Leipzig
Eintracht Frankfurt hat beim 2:3 bei Tottenham Hotspur eine gute Leistung gezeigt, aber leider keinen Punkt mitgenommen. Sie haben zweimal gegen den schwersten Gegner in der Gruppe gespielt, und wenn sie Marseille schlagen, haben sie es im letzten Spiel in der eigenen Hand. Die Ausgangslage für die letzten beiden Partien könnte schlechter sein.
Leipzig hat in Glasgow etwas Glück gehabt, aber nach den beiden Siegen gegen Celtic glaube ich, dass RB weiterkommt.
Xabi Alonso als Psychologe gefragt
Bei Leverkusen muss man abwarten. Die 0:3-Niederlage gegen Porto war ernüchternd. Das erste Gegentor nach einem langen Ball des Torwarts war einfach schwach verteidigt. Vorne haben sie, wie schon gegen Brügge, einen Elfmeter verschossen. Die Bayern zeigen in der Champions League ein anderes Gesicht als in der Bundesliga, bei Bayer ist es nicht so. Um erfolgreich zu sein, müssen sie ihre Chancen nutzen.
Für Xabi Alonso wird es eine psychologische Aufgabe sein, auf seine Spieler einzugehen. Ich hatte gedacht, dass sie in der Gruppe weiterkommen, doch das haben sie nicht mehr selbst in der Hand. Platz drei und damit die Europa League sollte aber der Anspruch der Leverkusener und auf alle Fälle noch drin sein.