Alle Wunden offen: City kommt für Leipzig zum perfekten Zeitpunkt
22.02.2023 | 15:05 Uhr
Toni Tomic blickt in seiner Kolumne auf Leipzigs Champions-League-Gegner Manchester City und erklärt, warum für RB jetzt der perfekte Zeitpunkt für das Duell mit dem Team von Trainer Pep Guardiola ist.
Als ob das Champions-League-Finale 2021 nicht die letzte Lektion gewesen war. Nein. Für ihn, der alles kontrollieren will, Ball, Gegner, Rhythmus, soll es das nicht gewesen sein.
Pep Guardiola wollte mal wieder ganz schlau sein und brachte Bernardo Silva links hinten.
Viererkette links hinten! Im Top-Spiel! Gegen Arsenal! Gegen den besten Rechtsaußen der Liga! Es war klar, was folgte. Für alle. Nur offenbar für ihn nicht.
Die Fußballwelt hat Guardiola in der letzten Dekade zum Taktik-Gott mystifiziert. Und Götter haben besondere Rechte.
Dass dieser "besondere" Schachzug nicht bestraft wurde, lag nur an Arsenal selbst. An der fehlenden Reife, dieses Spiel zuzumachen. Fehlende Champions-Reife.
Die Manchester City trotz 36 Prozent Ballbesitz an diesem Abend zeigte. Vier Torchancen, drei Tore.
Drei Tage später in Nottingham. Verkehrte, oder wieder wahre Fußballwelt in Himmelblau.
76 Prozent Ballbesitz, 23 Torschüsse. Ein Torschuss für Nottingham. Drin. 1:1 nach 90 Minuten. Erkläre mir Fußball.
Dieser eine gewinn- oder punktbringende Angriff von Forest lief über Citys linke Abwehrseite. Dort, wo (wieder) ein gewisser Bernardo Silva spielte.
Und diese linke Seite sollte bewusst von Nottingham bespielt werden. Im Matchplan von Steve Cooper ganz oben zu finden.
Und Pep hat wieder nicht gelernt. Oder lernen wollen. Hatte er seinen Fehler gegen Arsenal nach 45 Minuten korrigiert, wollte er es gegen Nottingham wieder wissen. Auf seine Art.
Vorteil Arsenal. Es war ein kurzes Vergnügen als Tabellenführer. Und jagen ist für Pep eine Tortur. Weil er die Dinge nicht selbst kontrollieren kann.
Er fordert von seinem Team immer die Gier ein, den Ball haben zu wollen, sich zu zeigen, Entscheidungen zu treffen.
Diese Art und Weise, die Liga in den letzten Jahren zu dominieren, ist verloren gegangen. Zu groß die Abhängigkeit von Haaland, zu anfällig die Defensive, zu porös das Mittelfeld.
Eliminiert von einem fußballerisch limitierten Gegner wie Southampton aus dem Liga Cup ohne jegliche Torchance in diesem Spiel.
Niederlagen. Führungen verspielt. In acht der letzten zehn Spiele mindestens ein Gegentor geschluckt. Das Bild des englischen Meisters seit der WM.
Die eigene Torwahrscheinlichkeit gegenüber vergangener Saison ist niedriger. Die Gegentor-Wahrscheinlichkeit ist gestiegen. Mehr Gegentore, weniger Punkte als zum Zeitpunkt der vergangenen Saison. Alles faktisch und mit Zahlen belegbar.
Gibt es einen Zeitpunkt, den man sich in Leipzig hätte aussuchen können oder müssen, um gegen Manchester City zu spielen, dann jetzt.
Die vergangenen zwei Spiele von ManCity haben alle Wunden offengelegt.
Sie waren eine Lektion für Pep Guardiola - wohl nicht die letzte.