Bundesliga || Hau das Ding raus - die Kolumne von Sky Reporter Sven Töllner || Die 2. Bundesliga
2. Bundesliga, einfach erstklassig
27.11.2023 | 17:57 Uhr
Sky Reporter Sven Töllner blickt in seiner Kolumne "HAU DAS DING RAUS" auf die aktuellen Ereignisse im Fußball. Dieses Mal wird die 2. Bundesliga genauer unter die Lupe genommen.
Die "2" vor der Spielklasse wirkt beinahe wie ein Affront. Der Unterhaltungswert, mit dem Fußball-Deutschland von Spitzenreiter St. Pauli bis Schlusslicht Osnabrück seit 14 Spieltagen verlässlich versorgt wird, ist eindeutig erstklassig - übrigens nicht nur auf'm Platz. Es wimmelt nur so von Charakterköpfen - vor allem auch auf den Trainerbänken. Der meinungsstarke Schwabe Alexander Zorniger zum Beispiel wählt ja auch immer mal wieder den folkloristischen Ansatz - gern auch bei Pressekonferenzen. Mit seiner rhetorisch herausfordernden Solo-Performance nach altbewährter Augenthaler-Art (Die Fragen stelle ich selbst!) hatte er jüngst nicht nur für ein flächendeckendes Schmunzel-Feuerwerk gesorgt, sondern gleichzeitig offenbar auch noch Starthilfe für einen bemerkenswerten Höhenflug seiner Fürther geleistet. Vier Siege in Folge seither - Erstliga-Kurs und die folgerichtige vorzeitige Vertragsverlängerung für den Erfolgs-Coach.
Gemeinsam mit seinem Assistenten Jurek Rohrberg (Ex-Sky Reporter) hat Zorniger nun also zunächst bis 2026 Zeit, die grün-weiße Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben - mit der derzeit jüngsten Mannschaft der Liga. "Ich freue mich auf weitere Jahre beim Kleeblatt, denn ich habe das Gefühl, dass hier etwas entsteht. Für mich und Jurek gab es keine grundsätzlichen Bedenken, sodass es auch recht zügig ging. Darüber hinaus sehe ich genügend Raum für mich, um Dinge zu gestalten", glaubt der 56-jährige Fußballlehrer, der mögliche Angebote als Botschafter der schwäbischen Mundart-Lobby nun also zunächst mal zurückstellen muss. Seine Spieler verstehen ihn ja ohnehin bestens und setzen Zornigers Vorgaben derart konsequent um, dass sie den aktuellen Platzhaltern auf den Aufstiegsrängen ziemlich bissig an den Hacken hängen.
Heißeste Show des Jahres
Auch Fabian Hürzeler und Tim Walter haben registriert, was sich da 600 Kilometer weiter südlich zusammenbraut, ordnen ihre Prioritäten in dieser Woche allerdings gezwungenermaßen anders an. Beide Trainer haben mit ihren Teams im bisherigen Saisonverlauf dafür gesorgt, dass das Derby am Millerntor unter Voraussetzungen stattfindet, die nicht nur die Hamburger Fans mit einer Überdosis Vorfreude aufgeladen haben. Erster gegen Zweiter - das Duell der innerstädtischen Erzrivalen dürfte sich nicht nur fußballerisch, sondern auch atmosphärisch als der bisherige Höhepunkt der laufenden Spielzeit herauskristallisieren. Interessanterweise haben beide Kontrahenten bei der Derby-Ouvertüre am vergangenen Wochenende den Eindruck erweckt, also wollten sie im zweiten Durchgang schon mal unfallfrei in Richtung große Bühne tänzeln. Dreier dreckig eingetütet. Die Nachlässigkeiten der beiden Elb-Duellanten im zweiten Durchgang (gegen Braunschweig und in Rostock) dürfen fortan als Fußnote gewertet werden. Die heißeste Fußball-Show des Jahres wird am Freitag in Sichtweite zur Reeperbahn aufgeführt.
Auch die Bremer Brücke gehört ohne jeden Zweifel zu den stimmungsvollsten Standorten des edel besetzten Unterhauses. Mit Kleinst-Etat hat der VfL Osnabrück zwar den HSV geschlagen, den Absturz auf Platz 18 aber dennoch nicht verhindern können. Ein Fall für Uwe Koschinat, befanden manche VfL-Verantwortungsträger und vergaben das Schweinsteiger-Nachfolge-Mandat an den sturmerprobten Haudegen. Kann man so machen. Kandidaten wie Augsburgs Tobias Strobl oder Pit Reimers vom HSV (jeweils aus der Zweitvertretung) hätten möglicherweise ein wenig mehr für diese Nachhaltigkeit gestanden, von der jetzt immer alle reden (!). Die Feuerwehrmann-Strategie ist halt was für den schnellen Durst, für langfristige Aufbauarbeit braucht es langfristige Konzepte. Unklar, ob in Osnabrück alle Offiziellen daran interessiert sind, den Traditionsklub über die laufende Saison hinaus auf stabile Füße zu stellen.
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Es werde Licht in Gelsenkirchen
Immerhin halten die Niedersachsen trotz bereits neun Niederlagen immer noch so etwas wie Tuchfühlung zum doch ein wenig überraschenden Abstiegs-Relegationsanwärter Nummer eins. Beim FC Schalke werden die irritierenden bis verstörenden Vorgänge auch unter Reis-Nachfolger Karel Geraerts konsequent fortgesetzt. Pleiten-Serie, Schubsereien bei der Auswechslung, offene Briefe von Klub-Führung und Mannschaft an bemerkenswert leidensfähige Anhänger. Sieht derzeit so aus, als bräuchte es tief im Westen ein bisschen mehr als den klassischen Trainer-Effekt, um das tabellarische Unter-Tage-Gefühl wieder aus der Zeche zu fegen. Es werde Licht in Gelsenkirchen. An einem Totalabsturz der Knappen ist außerhalb von Dortmund wohl kaum jemand interessiert. Sportlich muss also möglichst zügig deutlich mehr kommen - der Schalker Beitrag zum außergewöhnlichen Unterhaltungswert der 2. Liga lässt derweil keine Wünsche offen. Der ist erstklassig!
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