Formel 1: Wie geht es mit Mick Schumacher in der F1 weiter?
Sechs Optionen: Wie geht es weiter für Mick Schumacher?
29.08.2022 | 23:49 Uhr
Mick Schumacher steht auch nach der Sommerpause noch ohne Vertrag für die kommende Saison in der Formel 1 da. Dem 23-Jährigen bleiben noch sechs Optionen auf ein Cockpit, skysport.de ordnet die Chancen ein.
Ist nach zwei Jahren bereits Schluss für Mick Schumacher in der Formel 1?
Der Vertrag des Deutschen bei Haas läuft am Saisonende aus. "Er verdient es, in der Formel 1 zu fahren, nicht wegen seines Namens, das ist ein unglaublicher Name, aber er hat die Fähigkeit, hier zu sein", meinte zuletzt F1-Boss Stefano Domenicali am Sky Mikrofon. Die Frage ist nur: Wo?
"Seine Chancen in der F1 zu bleiben, sind weiterhin sehr gut. Er hat in den vergangenen Rennen einen Aufwärtstrend gezeigt. Nachdem der Knoten geplatzt ist und er seine ersten Punkte eingefahren hat, hat er einen sehr guten Lauf gehabt. Er hat viel rausgeholt aus seinem Paket", schätzte Sky Experte Timo Glock die Situation für Schumacher ein.
Im Rennen von Belgien fuhr Schumacher wegen einer Gridstrafe nur vom letzten Startplatz aus los, kam im Ziel allerdings direkt hinter seinem auf P12 gestarteten Teamkollegen Kevin Magnussen ins Ziel. "Er macht im Hintergrund seine Sache aber gut und ich wünsche ihm, dass er drin bleibt und ein gutes Auto bekommt", hoffte auch Sebastian Vettel bei Sky.
Das Cockpit von Vettel, der am Saisonende seine F1-Karriere beendet, übernimmt Fernando Alonso. Der Spanier fährt dann zusammen mit Lance Stroll. Neben Aston Martin haben auch die drei Topteams Red Bull, Ferrari und Mercedes ihre Piloten für 2023 bereits bestätigt. Damit bleiben für Schumacher noch sechs potenzielle Arbeitgeber.
Haas
Für den US-Rennstall geht Schumacher seit seinem F1-Debüt 2021 in Bahrain an den Start. Ob Haas den auslaufenden Vertrag nach zwei Jahren verlängert, steht noch in den Sternen. "Wir alle wissen, dass es in der Formel 1 immer um Performance geht. Die Entscheidung braucht Zeit. Wir wollen jetzt nicht etwas beschließen, was wir in zwei Monaten dann bedauern würden", erklärte Haas-Teamchef Günther Steiner zuletzt gegenüber Sky.
Schumacher müsste für einen Haas-Verbleib wohl in den nächsten Rennen in Zandvoort und Monza schneller als Teamkollege Kevin Magnussen sein. Gegen den Dänen hatte Schumacher zu Saisonbeginn deutlich das Nachsehen, zuletzt war er allerdings des Öfteren der Schnellere. In der WM-Wertung liegt der Deutsche auf Platz 15 mit zwölf Zählern allerdings zehn Punkte hinter Magnussen (Platz 11).
Zu Teamchef Steiner wird Schumacher ein angespanntes Verhältnis nachgesagt. Der Tiroler führt sein Team mit knallharter Hand und scheut auch nicht davor zurück, Schumacher medial zu kritisieren. Haas ist allerdings ein Ferrari-Kundenteam, Schumacher ein Ferrari-Junior. Scuderia-Teamchef Mattia Binotto kündigte jüngst an, sich demnächst mit Steiner über die Zukunft Schumachers austauschen zu wollen.
Was gegen einen Verbleib beim US-Rennstall spricht, ist aber die Tatsache, dass Ex-F1-Pilot Antonio Giovinazzi in Monza und Austin zwei Trainingseinheiten für Haas absolvieren wird. Neben dem Italiener gilt auch der bei McLaren entlassende Daniel Ricciardo als möglicher Schumacher-Nachfolger. Vom Australier hatte Steiner bei Sky vor kurzem extrem geschwärmt.
McLaren
Durch den kurz vor dem Belgien-GP verkündeten Ricciardo-Abgang öffnet sich nun eine Tür bei McLaren. Der Traditionsrennstall aus Woking könnte Schumacher im Vergleich zu Haas das bessere Gesamtpaket bieten. Mit Lando Norris würde Schumacher einen jungen, aber extrem schnellen Teamkollege bekommen. In Andreas Seidl hätte er dabei einen deutschen Teamchef an seiner Seite, der sein Team im Gegensatz zu Steiner mit weicher Hand führt.
Allerdings heißt die Nummer eins auf die Ricciardo-Nachfolge nicht Schumacher, sondern Oscar Piastri. Der Australier hat angeblich auch bereits einen Vertrag unterschrieben. Das Problem: Alpine pocht ebenfalls auf einen gültigen Kontrakt mit dem amtierenden Formel-2-Champion. Der Fall wird derzeit vor Gericht geklärt. Sollte Piastri doch nicht das McLaren-Cockpit besetzen, wäre Schumacher ein Kandidat.
Alpine
Gleiches gilt für Alpine. Nach dem überraschenden Alonso-Abgang verkündeten die Franzosen bereits, dass Piastri das Cockpit bekommt. Doch der Australier machte deutlich, dass er 2023 nicht für Alpine fahren werde. Nach Sky Informationen ist Schumacher daher ein heißer Kandidat, sollte der Platz neben Esteban Ocon nach dem Gerichtsverfahren vakant bleiben.
Ocon ist zudem im Fahrerlager neben Vettel der engste Freund Schumachers. So verwundert es auch nicht, dass sich der Franzose für eine Verpflichtung von Schumacher ausspricht. "Wenn er einen Sprung machen kann, zu einem Team wie Alpine, dann wäre das natürlich optimal für ihn, um den nächsten Schritt zu machen", meinte Glock. Allerdings könnte sich Alpine wohl auch vorstellen, Pierre Gasly von AlphaTauri loszueisen, um ab dem kommenden Jahr mit einem rein französischen Fahrerduo anzutreten.
AlphaTauri
Das Schwesternteam von Red Bull hatte den Vertrag mit Gasly allerdings erst im Verlaufe dieser Saison bis 2023 verlängert. Teamchef Franz Tost machte zudem auch deutlich, dass der 26-Jährige bei den Italienern bleiben werden. Damit bliebe für Schumacher nur noch das zweite Cockpit übrig, welches aktuell Yuki Tsunoda innehat.
ZUM DURCHKLICKEN: DIE VERTRAGSLAUFZEITEN DER F1-PILOTEN
Der Japaner ist ein Red-Bull-Junior und kam gemeinsam mit Schumacher in die Formel 1. Doch auch in seiner zweiten Saison hat Tsunoda noch nicht den Durchbruch geschafft, sein Vertrag läuft zudem aus. Tost betonte zuletzt, dass die aktuelle Fahrerpaarung auch 2023 für AlphaTauri fahren werden. Allerdings schob der Österreicher auch nach, dass in der F1 nichts in Stein gemeißelt stehe und er von Schumachers Entwicklung begeistert sei.
Tost gilt als ausgewiesener Förderer junger Talente. Unter seiner Regie fuhr Vettel - damals noch für Toro Rosso - 2008 in Monza zu seinem ersten F1-Sieg. Auch Max Verstappen startete seine Karriere im Team von Tost. Was auch für Schumacher sprechen könnte: Porsche wird ab 2026 als Partner bei Red Bull einsteigen. Die Stuttgarter würden sich dann sicherlich auch einen deutschen Fahrer im Red-Bull-Kader wünschen.
Zum jetzigen Zeitpunkt hat Porsche allerdings noch kein Mitspracherecht. Das gilt aber nicht für Red Bull, die mit dem Schwesternteam in der Vergangenheit bereits des Öfteren Piloten tauschte. Motorsportchef Helmut Marko gilt dabei nicht als Fan von Schumacher. Außerdem ist Schumacher ein Ferrari-Mann, mit der Scuderia duelliert sich Red Bull derzeit um Rennsiege.
Alfa Romeo
Für Alfa Romeo würde eben jener Ferrari-Bezug sprechen. Denn die Truppe um Teamchef Frederic Vasseur ist wie Haas ein Ferrari-Kundenteam. Bereits vor seinem F1-Debüt galt Schumacher als möglicher Kandidat bei Alfa. Die Italiener hielten allerdings 2021 noch an Kimi Räikkönen und Giovinazzi fest, tauschten aber vor der laufenden Saison die Fahrerpaarung komplett aus.
Anführer des Teams und gesetzt ist Valtteri Bottas. Neben dem erfahrenen Finnen fährt Rookie Guanyu Zhou. Der Vertrag des Chinesen läuft aber zum Saisonende schon aus, seine Zukunft ist offen. Was für Schumacher spricht: "Aus Alfa Romeo wird ja dann irgendwann Audi werden. Das kann durchaus sein, dass das dann für ihn eine Option wird. Das wäre natürlich für die Zukunft ein Traumszenario: Deutscher Hersteller, deutscher Fahrer", so Glock.
Williams
Überraschend wäre sicherlich ein Wechsel zu Williams, die mit Mercedes-Motoren fahren. Dort ist Alex Albon gesetzt, der Sitz von Nicholas Latifi wackelt aber. Der Vertrag des Kanadiers läuft aus. "Mein Gefühl sagt mir, dass es für Mick Richtung Williams gehen könnte. Aber es ist natürlich schwierig zu sagen", sagte Glock.
Dafür würde sprechen, dass dort mit Jost Capito ein deutscher Teamchef agiert, der ein extrem umgänglicher Typ ist, sich immer schützend vor seine Piloten steht und Nachwuchsfahrer sehr fördert. Allerdings hatte Capito zuletzt betont, dass für das zweite Cockpit neben Albon Latifi und Williams-Junior Logan Sargeant gute Karten hätten. Auch der ehemalige Formel-2- und Formel E-Champion Nyck de Vries soll ein Kandidat sein.
Fazit
Die freien Cockpits bei McLaren und Alpine sind mit Sicherheit die besten Optionen für Schumacher, allerdings auch am unwahrscheinlichsten. Denn beide Werkteams haben ihre Priorität auf Piastri gelegt. Der Australier wird wohl in der kommenden Saison in einem der beiden Autos sitzen. Wenn die Entscheidung um Piastri gefallen ist, werden die weiteren Dominosteine fallen.
AlphaTauri, Alfa Romeo und Williams werden sich nach den kommenden Rennen entscheiden, ob sie mit Tsunoda, Zhou und Latifi weitermachen. Scheidet ein Fahrer des Trios aus, ist Schumacher sicherlich ein Kandidat auf das dann frei werdende Cockpit. Doch auch ein Haas-Verbleib ist noch denkbar, wenn Schumacher Teamkollege Magnussen konstant in die Schranken weist. Gelingt ihm das nicht, könnten Ricciardo oder Giovanizzi ihn jedoch ersetzen.
Falls Schumacher keinen Platz für 2023 bekommt, wäre es übrigens die erste F1-Saison seit 1981 ohne einen einzigen deutschen Fahrer. Doch Schumacher hat noch einige Optionen und besitzt gute Chancen, auch im kommenden Jahr in der Formel 1 zu fahren.
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