Druck auf Schumacher wächst - Durchbruch in Monaco?
27.05.2022 | 11:00 Uhr
Mick Schumacher und die Punkteränge in der Formel 1. Irgendwie soll das noch nicht klappen. So langsam gerät der Deutsche jedoch unter Zugzwang. In Monaco könnte es klappen.
In der vorigen Saison hatte Mick Schumacher im damaligen Haas keine Chance, auch nur in die Nähe der Punkte zu fahren. Zu langsam war das Auto, in dem der 23-Jährige und sein damaliger Teamkollege Nikita Mazepin fast schon einsam mit den beiden Williams am hinteren Ende des Feldes ihre Runden drehten. Doch in dieser Saison ist einiges anders. Es gibt ein neues Reglement, neue Autos, einen neuen Teamkollegen und das Wichtigste: die Chance auf Punkte. Bisher blieb Schumacher diese jedoch schuldig.
Das war nicht immer sein Fehler. In Barcelona, als er es - wenn auch durch mithilfe von Lando Norris - erstmals in Q3 schaffte, sah es kurze Zeit mal nach einem glänzenden Nachmittag für den Haas-Piloten aus. Plötzlich fuhr er sogar auf Rang sechs vor, doch das hielt nicht lange.
Sein Auto konnte das Tempo der Konkurrenz nicht mithalten, hinzu kamen falsche Team-Entscheidungen. "Dass wir nicht in die Punkte gefahren sind, ist auf die Strategie zurückzuführen. Sie war dann doch anders, als wir dachten, dass sie sein würde. Nun müssen wir schauen, warum wir zu der falschen Strategie gekommen sind und warum wir nicht darauf reagiert haben", so Schumacher am Sky Mikro nach dem Rennen. Am Ende musste er sich mit Rang 14 zufriedengeben - wieder keine Punkte.
"Eine Drei-Stopp-Strategie wäre meiner Meinung nach besser gewesen", analysiert auch Sky Experte Timo Glock in seiner neuen Kolumne. "Aber auch das Auto war auf die gesamte Renndistanz hin nicht gut genug. Die Reifen wurden zu sehr beansprucht, das Fahrzeug war viel am Rutschen. So reichte der Speed nicht für die Top 10."
Die Resultate in Saudi-Arabien, wo er aufgrund eines heftigen Crashs gar nicht erst antreten konnte und Imola, als er aufgrund eigener Fehler und Dreher am Ende mit Rang 17 sein schlechtestes Ergebnis in dieser Saison einfuhr, muss er sich jedoch wie den Nuller in Miami selbst ankreiden.
Denn in Florida hatte Schumacher die Punkte quasi schon auf dem Konto. Sowohl er und sein Kumpel Sebastian Vettel hätten ungefährdet in die Top-Ten fahren können, wären sie nicht kurz vor Rennende kollidiert. "Es trifft uns schon, denn das sind verlorene Möglichkeiten", sagte Teamchef Günther Steiner etwas angesäuert, nachdem auch Kevin Magnussen in Miami in einen Unfall verwickelt war.
Ob Vettel gegen Schumacher etwas mehr Platz hätte lassen müssen oder ob der Haas-Pilot hätte durchziehen müssen, um schneller am Aston Martin vorbeizukommen, ist eine Diskussion, die niemanden mehr weiterbringt. Allerdings dürfte sich Schumacher beim nächsten Mal genau überlegen, ob er das Risiko eingeht oder zumindest mal den ersten Punkt sicher einfährt.
Das würde zumindest dem einen oder anderen Zweifler erst einmal etwas Wind aus den Segeln nehmen. Denn langsam steigt der Druck auf den Sohn des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher. Sein Nachname und die Vorschusslorbeeren, die ihm entgegengebracht wurden, wiegen von Rennen zu Rennen schwerer. Hinzu kommt, dass man sieht, dass Punkte mit dem Haas möglich sind - Magnussen macht es vor.
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Der Däne, deutlich Formel-1-erfahrener als Schumacher, aber erst kurz vor der Saison nach einjähriger Pause ins Team zurückgekehrt, holte in dieser Saison schon 15 Zähler. Wobei man Schumacher zugutehalten muss, dass es im Rennvergleich drei zu drei und im Quali-Duell nur vier zu zwei pro Magnussen steht und der 29-Jährige zuletzt in Miami und Barcelona nicht sonderlich gut performte. Dennoch steht der Haas-Rückkehrer in der Fahrerwertung auf Rang zehn, Schumacher vor dem ebenfalls punktlosen Nicolas Latifi nur auf 19.
Der Druck auf den Fahrer mit der Nummer 47 wird von Rennen zu Rennen größer, was auch Steiner zuletzt schon öffentlich sagte. Groß waren und sind die Hoffnungen der deutschen Formel-1-Fans, dass Schumacher einmal zu den erfolgreichsten im Klassement gehört. Dass er fahren kann, zeigte er nicht nur in der Formel 2 mit seinem Meistertitel, auch in der Königsklasse lässt er sein Können immer wieder aufblitzen, viel Zählbares kam nur dabei noch nicht rum.
"In der Formel 1 hat man nicht ewig Zeit. Es gibt eine Schlange von Fahrern, die dort fahren wollen" erklärte Steiner zuletzt laut Sport Bild. "Ich bin mir sicher, dass er sich bewusst ist, dass niemand auf ihn wartet. Er arbeitet sehr hart daran, aber es ist sehr schwierig. Die Formel ist kein leichtes Geschäft."
Doch der Südtiroler ist optimistisch, was die Zukunft anbelangt: "Es geht in die richtige Richtung." Monaco am kommenden Wochenende soll endgültig ein Brustlöser sein.
Schon 2021 lieferte Mick Schumacher ein für damalige Haas-Verhältnisse gutes Rennen im Fürstentum ab. "Letztes Jahr habe ich mich dort wohlgefühlt. Ich hoffe, dass ich dort unsere Performance zeigen kann", so Schumacher zu Sky. In den Straßen der Casino-Hochburg wird es vor allem drauf ankommen, am Samstag schon eine gute Leistung abzuliefern und diese am Sonntag zu bestätigen. "Unser Auto ist ohne Upgrades sehr stark, besonders in der Qualifying-Performance, die in Monaco zählt", erklärt der Deutsche.
Deshalb ist auch sein Teamchef zuversichtlich: "Ich hoffe, dass er sich wieder gut anstellt, wie er es hier im Qualifying gemacht hat", so Steiner. "In Monaco werden 95 Prozent des Rennens schon am Samstag entschieden, weshalb dort auch der Fokus liegt. Es wird nicht einfach, weil es mit diesen Autos eine neue Erfahrung ist. Wir werden aber, wie immer, unser Bestes geben."
Steiner ist aber auch klar, dass eine gute Qualifizierung an der Cote d'Azur nicht viel mehr als die halbe Miete ist. Die Haas müssen die Leistung auch wieder am Renntag auf die Piste kriegen: "Es läuft für uns nicht alles schlecht, doch wir müssen an einem Sonntag endlich ein wenig Sonne sehen."
Dafür müssen jedoch auch die Gegebenheiten, die der Nachwuchsfahrer der Scuderia Ferrari nicht beeinflussen kann, stimmen. Der Aufschwung der ersten Rennen ist bei Haas mittlerweile größtenteils verflogen. Während andere Teams reihenweise Updates liefern, konnte Haas noch nicht nachlegen.
Deshalb fordert auch Sky Experte Ralf Schumacher, dass sich da etwas tun muss: "Wichtig ist, wann kommt das nächste [Update] von Haas? Es ging ein bisschen rückwärts im Rennen. Haas muss sich etwas einfallen lassen, damit sie nicht den Bezug zu den vorderen Rängen verlieren."
Schafft es Schumacher in den engen Gassen von Monte-Carlo seine ersten Punkte einzufahren, wäre das nicht nur für die Fahrerwertung Gold wert. Für den Ferrari-Junior wäre das die richtige Chance, es den (noch) leisen Zweiflern erstmals richtig zu zeigen.