So gut wie nie! Micks Fünffach-Triumph als Fingerzeig für F1-Zukunft
10.07.2022 | 22:50 Uhr
Mick Schumacher fährt nach seinem Punkte-Debüt in Silverstone weiter auf der Erfolgswelle. Der Haas-Pilot erzielt in Spielberg mit Platz sechs sein bestes Karriere-Ergebnis in der Formel 1 und feiert mit einer "perfekten" Leistung im weitesten Sinn einen Fünffach-Triumph.
Die schwierigen Zeiten mit Ausfällen, Fahrfehlern und aufsehenerregenden Interviews von Teamchef Günther Steiner scheinen für Mick Schumacher erstmal passé zu sein. Der 23-Jährige zeigt bereits seit Wochen eine stark aufsteigende Tendenz in seinen Leistungen, die sich nun auch endlich in Punkte niederschlägt.
In Silverstone vor einer Woche hatte das lange Warten auf die ersten WM-Zähler der F1-Karriere ein Ende. Mit Platz acht und damit vier WM-Punkten fuhr Schumacher erstmals bei einem Rennen in die Top 10. Wie es sich gehört, wurde der langersehnte Erfolg mit einer Champagnerdusche begossen. Der Stein, der Mick, seiner Familie und seiner Crew vom Herzen fiel, war unübersehbar.
Und mit weniger Last auf den Schultern knüpfte Schumacher nur eine Woche später in Spielberg beim GP von Österreich an die starke Leistung aus Silverstone an. Beim Qualifying sprang ein guter achter Platz heraus, der durch eine Strafversetzung für Sergio Perez sogar noch zu Startplatz sieben mutierte. Beim Sprint am Samstag schnupperte Schumacher erneut an den Punkten, wurde aber am Ende - auch wegen fehlender Unterstützung des Teams - nur Neunter und verpasste so einen weiteren Zähler.
Doch im Rennen am Sonntag sollte sich eine erneut starke Performance auszahlen. Mit teils extrem starken Manövern in DRS-Zügen bestehend aus gleich fünf Autos legte Schumacher stets ein reifes und überlegtes Verhalten an den Tag. Er wartete auf den richtigen Moment und setzte dann zur erfolgreichen Attacke an.
Andersherum agierte der 23-Jährige gegen Angriffe sehr clever und bewies dabei auch seine Verteidigungskünste. "Er hat Zweikampfstärke", lobte ihn Sky Experte Ralf Schumacher nach dem Rennen. "Das hat man bereits in der Formel 2 gesehen. Jetzt in der Formel 1 muss man das ein bisschen üben. Letztes Jahr ging das aufgrund des Autos nicht, jetzt geht's. Er setzt das super um, verteidigt hart aber fair. Fehler können immer passieren, aber er hat es jetzt perfekt gemacht."
Das hat beim Rennen in Spielberg auch der siebenmalige Weltmeister Lewis Hamilton zu spüren bekommen, der sich mit Schumacher duellieren musste. Für seine Leistung in diesen Zweikämpfen gab es im Anschluss auch Lob von Mercedes-Teamchef Toto Wolff: "Mick ist super gefahren, hat gut und immer auf der sportlichen Seite verteidigt. Mich freut es, das zu sehen. Ein guter junger Mann."
Schumacher selbst zeigte sich ob der gezeigten Leistung und des Resultats "rundum zufrieden. Ich fühle mich sehr wohl. Natürlich würde ich mich am wohlsten fühlen, wenn ich vorne wegfahren kann. Aber darauf müssen wir noch warten. Wir haben ein Auto, mit dem wir mitkämpfen können. Wir haben auch ein Auto, mit dem wir nicht allzu viel riskieren müssen, um vorbeizukommen, weil wir den Speed haben. Ich bin super happy mit dem Setup und mit dem, was wir als Team geschafft haben", bezieht Schumacher wie so oft sein Crew mit ein und weiß den Erfolg als Mannschaftsleistung zu würdigen.
Apropos Team: Seinen Teamkollegen Kevin Magnussen konnte er wie bereits in Silverstone erneut auf der Strecke schlagen. Dies wurde in den vergangenen Wochen und Monaten von den Sky Experten Ralf Schumacher und Timo Glock stets als oberstes Ziel in der Entwicklung Mick Schumachers angesehen. Zum zweiten Mal konnte er dieses nun erreichen. Neben der besten Karriereplatzierung also ein zweiter persönlicher Triumph in Spielberg.
Dritter Teilerfolg: Der 23-Jährige buchte durch Platz sechs acht weitere Punkte auf sein WM-Konto, verdreifachte die bisherige Ausbeute auf insgesamt zwölf Zähler und feierte dadurch seinen vierten Erfolg des Tages.
Schumacher gelang nämlich zugleich der Sprung in die Top 15 der WM-Wertung. Er zog an Alfa-Romeo-Pilot Guanyu Zhou und AlphaTauri-Fahrer Yuki Tsunoda vorbei und liegt damit nur noch drei Zähler hinter seinem Landsmann Sebastian Vettel. Kommt es bald zu einer deutschen "Wachablösung" im Klassement? Zumindest ist dieses Szenario nicht auszuschließen, da Vettel mit seinem Aston-Martin-Team nach einem vorübergehenden Zwischenhoch wieder mit Problemen zu kämpfen hat.
Als fünften und letzten Teilerfolg verbuchte Schumacher zudem die Auszeichnung als Fahrer des Tages. Zweimal fand sich der Haas-Pilot in dieser Saison bereits in den Top 5 der offiziellen Online-Abstimmung. Während es in Silverstone mit 7,1 Prozent zu Platz fünf und in Miami mit 14,5 Prozent aller Stimmen zu Platz zwei gereicht hatte, sammelte er in Spielberg starke 24,5 Prozent und erhielt damit die besondere Auszeichnung - deutlich vor Charles Leclerc (15,3 Prozent) und Lewis Hamilton (10,1 Prozent). Damit trägt sich Schumacher in eine namhafte Liste ein. In dieser Saison wurde bislang nur Leclerc, Verstappen, Perez und Hamilton diese Ehre zu Teil.
Führt man sich zudem vor Augen, dass Haas als einziges Team in der Formel 1 bislang noch kein Update für das Auto gebracht hat, ist der Erfolg von Schumacher in Spielberg noch höher einzustufen. In Ungarn (31. Juli LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1) soll es endlich so weit sein und eine Modifikation an den Start gebracht werden. Im Normalfall sollte diese die Performance des VF-22 noch weiter steigern. Rosige Aussichten für Mick und Haas. Weitere tiefe Punkte-Runs sind für das weitere Rennjahr also nicht ausgeschlossen.
"Mit der Performance können wir dann hoffentlich in der Zukunft noch einige solche Rennen haben, in denen wir um die Punkte mitfahren", zeigte sich Schumacher optimistisch. Für Mick persönlich wären weitere Zähler das beste Bewerbungsschreiben, um weiterhin eine Rolle in der Formel 1 zu spielen. Noch immer ist die Zukunft des 23-Jährigen in der Formel 1 ungeklärt. Sein Vertrag bei Haas läuft nach dieser Saison aus.
Doch spätestens nach den zuletzt starken Leistungen dürfte Schumacher deutlich entspannter und mit guten Argumenten in die bevorstehenden Gespräche gehen.
Der Fünffach-Triumph in Spielberg könnte dabei als Fingerzeig für eine erfolgreiche Zukunft in der Formel 1 dienen ...
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