Kommentar: Hectors Trikot bekommt einen Ehrenplatz
24.04.2023 | 13:00 Uhr
Jonas Hector hört nach der laufenden Saison auf. Für den 1. FC Köln und seine Fans ist das ein großer Verlust, findet Redakteur Thorsten Mesch in seinem Kommentar.
Das Ende kam nicht überraschend, es hatte sich angedeutet. Aber als ich hörte, dass Jonas Hector nach dieser Saison tatsächlich seine Profikarriere beendet, musste ich schlucken.
Die 14 ziert das Trikot meines siebenjährigen Sohnes. Der hatte sich ursprünglich für die 27 von Anthony Modeste begeistert, doch ich sagte ihm: "Nimm lieber die 14." "Warum, Papa?", fragte mein Sohn. Meine Antwort: "Weil Hector immer beim Effzeh geblieben ist."
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Seit 2010 gehörte Hector zum 1. FC Köln wie der Geißbock Hennes. Der gebürtige Saarländer, ein "Immi", spielte sich in die Herzen der Kölner. Er wurde zum Leistungsträger, zum Kapitän, zum Aushängeschild der Mannschaft. Als der ehemalige Bundestrainer Jogi Löw ihn zum Nationalspieler machte, gab es nicht wenige Leute, die Zweifel hatten.
Doch Hectors Leistungen überzeugten nicht nur Löw, sondern auch die Verantwortlichen von Top-Vereinen. Der FC Barcelona wollte den Linksverteidiger nach der EM 2016 als Herausforderer von Jordi Alba verpflichten, doch Hector lehnte ab - und führte die Kölner Mannschaft ein Jahr später in die Europa League.
Der Wechsel zu Borussia Dortmund war nach dem Kölner Abstieg 2018 schon auf der Zielgeraden, doch Hector überlegte es sich im letzten Moment anders und blieb, wie auch Torwart Timo Horn. Zusammen führten sie den Effzeh als Zweitligameister zum direkten Wiederaufstieg.
Diese Loyalität hat ihn, neben seiner Qualität als Fußballer, zu einer Kölner Vereinslegende und einem Vorbild werden lassen. Hector erfüllt nicht die gängigen Klischees über Profifußballer, Interviews mit ihm konnten eine echte Herausforderung sein, aber manchmal hat er in seiner trockenen Art einen Spruch rausgehauen, der mich zum Lachen gebracht hat.
Er ist kein Typ für die Öffentlichkeit, die Familie geht ihm über alles. Deswegen hört er auf, obwohl er immer noch einer der Besten auf seiner Position ist.
Anders als die Ikonen der Siebziger hat er zwar keinen großen Vereinstitel gewonnen, er wurde auch nicht Weltmeister wie Lukas Podolski. Jonas Hector hinterlässt keine Trophäen-Sammlung, aber er hinterlässt Werte. Er hat dem FC immer die Treue gehalten.
Im Eishockey würde die 14 unter die Hallendecke gehängt und nie wieder vergeben. Das Hector-Trikot wird meinem Sohn bald nicht mehr passen, aber es wird bei uns zuhause einen Ehrenplatz bekommen.
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