2. Bundesliga: Frank Pagelsdorf über HSV, Hansa Rostock, Walter & Glatzel
Pagelsdorf vor HSV-Aufstiegsfinale: "Wird absolute Kopfsache"
15.05.2022 | 11:04 Uhr
Der Hamburger SV will seine furiose Aufholjagd krönen und sich bei Hansa Rostock den Relegationsplatz sichern. Ex-HSV-Trainer Frank Pagelsdorf glaubt vor dem Aufstiegsfinale fest an die Rothosen. Der 64-Jährige spricht im Interview mit skysport.de zudem über den Nervenkrimi am 34. Spieltag, wer ihn beim HSV überrascht und den Vater des Erfolgs beim FC Hansa.
skysport.de: Herr Pagelsdorf, Sie werden am Sonntag im Ostseestadion vor Ort sein. Wem drücken Sie die Daumen?
Frank Pagelsdorf: Das ist Gott sei Dank relativ einfach. Das Ziel von Hansa war in diesem Jahr, die Klasse zu halten. Das haben sie auch verdient geschafft. Daher fällt es mir leicht zu sagen, dass ich mich natürlich freuen würde, wenn der HSV die Relegation schaffen würde. Ich drücke jetzt also ausnahmsweise dem HSV die Daumen. Es wäre toll, wenn sie wieder zurück in die Bundesliga kommen.
skysport.de: Kribbelt es bei Ihnen vor solchen Spielen noch und versetzen Sie sich da manchmal noch in die Lage des Trainers?
Pagelsdorf: Ich beschäftige mich schon ziemlich intensiv mit den Spielen, da ich auch regelmäßig bei den Heimspielen des HSV bin. Ich schaue mir das Ganze sehr interessiert an.
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Pagelsdorf: "Da wird Feuer unterm Dach sein"
skysport.de: Die Aufstiegsträume des HSV hatten sich eigentlich schon erledigt. Nach einer tollen Serie liegen die Hamburger nun aber punktgleich mit dem SV Darmstadt 98 auf dem Relegationsplatz. Trauen Sie dem HSV den Aufstieg zu?
Pagelsdorf: Sie brauchen natürlich Glück. Das Spiel gegen Rostock wird ein Außergewöhnliches. Das wird ganz schwer bei Hansa. Da sorgen auch die Fans für. Da wird Feuer unterm Dach sein. In der Relegation wäre Hertha BSC ein Brocken. Gegen Magaths Hertha erwarte ich ein Kampfspiel. In der Regel ist es so, dass der Bundesligist leichte Vorteile hat.
skysport.de: Hamburg feierte zuletzt vier Siege in Serie. Was zeichnet die Mannschaft in den vergangenen Wochen aus?
Pagelsdorf: Für mich zählte der HSV zum Saisonstart zu den Favoriten auf den Aufstieg. Vom Personal gehört die Mannschaft zu den Stärksten der Liga. Dass Hamburg nun wieder oben herangekommen ist, ist für mich eine Selbstverständlichkeit, weil das die Klasse der Mannschaft einfach hergibt. Da oben gehört sie auch hin.
skysport.de: Glauben Sie, dass die Nerven beim HSV am letzten Spieltag mitspielen?
Pagelsdorf: Es wird eine absolute Kopfsache. Der HSV war so lange hintendran. Jetzt die Chance nochmal zu bekommen, finde ich vom Kopf her total positiv. Für mich ist das keine Belastung, sondern eher eine Belohnung, dass man jetzt die Chance hat, die Relegation klarzumachen. Das ist positiver Druck.
skysport.de: HSV-Trainer Tim Walter ist ein Verfechter des Ballbesitzfußballs. Wie bewerten Sie seine offensive Herangehensweise?
Pagelsdorf: Walters Spielsystem beinhaltet ein gewisses Risiko. Ich glaube, dass dieses Risiko in der Bundesliga deutlich mehr bestraft werden würde. Der HSV war Anfang April sieben Punkte weg vom Relegationsplatz. Mit dieser Mannschaft sollte das nicht passieren. Die Konstanz hat gefehlt. Das Potenzial im Team ist aber auf jeden Fall vorhanden.
skysport.de: Würden Sie sich wünschen, dass der HSV mit Walter - ligaunabhängig - auch in die kommende Saison geht?
Pagelsdorf: Es sieht ja ganz danach aus, dass das Management hinter ihm steht und sie einen klaren Plan verfolgen. Wenn dem wirklich so ist, bin ich der Meinung, dass man dem Trainer auch im zweiten Jahr eine Chance geben sollte.
skysport.de: Was würde ein weiteres Jahr Liga zwei für den HSV bedeuten?
Pagelsdorf: Ich glaube nicht, dass den HSV ein ähnliches Schicksal ereilen würde wie beispielsweise den 1. FC Kaiserslautern oder auch 1860 München, die sich irgendwann in der 3. Liga wiedergefunden haben. Wegen seiner Ausstrahlung und den vielen Möglichkeiten hat der HSV gegenüber anderen Mannschaften immer einen leichten Vorteil. Da überwiegt immer das Stadion und das Umfeld.
skysport.de: Welcher Spieler hat Sie beim HSV in dieser Saison denn am meisten überzeugt?
Pagelsdorf: Ich glaube, dass man Robert Glatzel etwas unterschätzt hat. Er hat sich beim HSV noch einmal entwickelt und ist eine absolute Persönlichkeit geworden. Ich glaube auch, dass er in Hamburg bleibt, sollte es letztlich nicht mit dem Aufstieg klappen. Als Spieler kann man sich beim HSV sehr wohlfühlen.
skysport.de: Wer steigt neben dem FC Schalke 04 auf und für wen geht es am Ende in die Relegation?
Pagelsdorf: Bremen reicht ein Unentschieden. Sie steigen neben den Schalkern direkt auf. Ich gehe fest davon aus, dass der HSV Dritter wird und die Relegation spielen wird.
Pagelsdorf lobt Hansa-Trainer Härtel
skysport.de: Sprechen wir über Hansa Rostock. Die Kogge spielt eine tolle Saison. Hat Sie das ein Stück weit überrascht?
Pagelsdorf: Vor der Saison habe ich in einem Interview gesagt, dass Hansa den Klassenerhalt schafft und auf einem gesicherten Mittelfeldplatz landen wird. Ich bin froh, dass das so auch eingetroffen ist. Vor allem die Disziplin und die Zweikampfstärke standen im Vordergrund. Hansa hat ein gewisses Gerüst im Team, das einiges an Erfahrung mit sich bringt und die Mannschaft stabilisiert hat. Die Abwehr mit Damian Roßbach und Ryan Malone ist sehr gut und Torwart Markus Kolke ist für mich auch überdurchschnittlich in der 2. Liga. Mit John Verhoek und Hanno Behrens haben sie in der Offensive ein gutes Duo.
skysport.de: Welchen Anteil hat Trainer Jens Härtel an diesem Erfolg?
Pagelsdorf: Er ist der Vater des Erfolgs. Wenn eine Mannschaft diszipliniert spielt, ist das dem Trainer geschuldet. Er lebt das vor. Diese Disziplin ist die Voraussetzung für Erfolg. Das hat Härtel sehr gut gemacht.
skysport.de: Das zweite Jahr ist bekanntlich das Schwerste. Müssen sich die Hansa-Fans schon Sorgen machen?
Pagelsdorf: Die Strukturen sind heute ganz andere. Mit Martin Pieckenhagen und Paul Beinlich haben sie ehemalige Spieler im Verein, die unheimlich bodenständig sind. Ich glaube, dass dem Verein eine gewisse Kontinuität und Beharrlichkeit gut tut. Es wäre optimal, wenn sich Hansa in der 2. Bundesliga stabilisieren und etablieren könnte. Das Publikum ist voll da. Hansa ist für diese Liga ein absoluter Gewinn. In zwei Jahren könnte man dann den nächsten Schritt angehen. Das wäre natürlich die Bundesliga. Aber das sollte jetzt noch nicht das grundlegende Thema sein.
Das Interview führte Fabian Schreiner.
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