Rekordmeister unter Druck
01.06.2018 | 20:37 Uhr
Der FC Bayern steht nach der öffentlichen Freigabe-Forderung von Robert Lewandowskis Berater mächtig unter Druck. Trotz aller Provokationen blieb der Rekordmeister bislang hart, was einen Wechsel angeht. Hat das jetzt ein Ende?
Robert Lewandowski will weg - trotz Vertrag bis 2021. Und das anscheinend mit allen Mitteln. Ego-Auftritte gegenüber Mannschaft und dem Trainer, Leistungsloch in der Champions League und jetzt das: Lewandowskis Berater Pini Zahavi setzt die Bayern mit einem Interview bei Sport Bild unter Druck. Fordert in aller Öffentlichkeit die Freigabe für den Polen.
Die spannende Frage: Wie werden die Bayern-Bosse auf die öffentliche Offensive reagieren?
Anfang Mai sprach Karl-Heinz Rummenigge noch ein Machtwort. "Es muss sich keiner Sorgen um Robert Lewandowski und das Verhältnis zum FC Bayern machen. Wir haben ein sehr gutes", betonte der Vorstandschef. "Wir wissen, was wir an Robert Lewandowski haben. Und ich bin sehr glücklich, dass wir noch einen so langfristigen Vertrag haben. Er wird auch im nächsten Jahr für den FC Bayern spielen", ergänzte Rummenigge damals beim Meisterempfang in der bayerischen Staatskanzlei.
Bereits im März hatte sich der Bayern-Boss bei Sky sehr selbstbewusst in der Causa gegeben: "Robert hat noch einen Dreijahresvertrag und spielt gesichert in der nächsten Saison bei Bayern München. Darauf nehme ich gerne auch Wetten an."
Inzwischen dürfte die Welt anders aussehen. Zum einen aufgrund der zahlreichen Fehltritte, die sich der Pole in den letzten Wochen und Monaten erlaubt hat. Vor ein paar Wochen sorgte der 29-Jährige für Wirbel, als er Trainer Jupp Heynckes bei seiner Auswechslung in Köln den Handschlag verweigerte.
Ähnlich ekelte sich Pierre-Emerick Aubameyang vor nicht allzu langer Zeit vom BVB zum FC Arsenal. Uli Hoeneß beteuerte damals, so etwas werde dem FC Bayern niemals passieren: "Wir würden dem Spieler fragen: Kannst du lesen, wie lange dein Vertrag läuft. Und dann wäre Ende der Diskussion. Haben Sie schon mal gelesen, dass ein Spieler dem FC Bayern auf der Nase herumtanzt?", so der Vereinspräsident damals bei einem Event der Rheinischen Post. Vor nur einer Woche bekräftigte er beim kicker: "Wir werden der Fußballwelt beweisen, dass der Verein noch immer der Stärkere ist."
Mit derartigen Aussagen haben die Bayern sich selbst in eine Zwickmühle katapultiert. Zum einen können sie die ständigen Unruhe-Herde, gerade beim verhältnismäßig unerfahrenen Coach Niko Kovac, in der neuen Saison überhaupt nicht gebrauchen. Auf der anderen Seite droht den Bossen ein Image-Verlust. Schließlich würden sie bei einer Freigabe ihr eigenes Wort brechen. Der FCB stünde da, als wäre er doch nur ein "normaler Verein", dem man auf der Nase herumtanzen kann.
Auf der Meisterfeier ruderte Hoeneß erstmals leicht zurück, kritisierte offen Lewandowskis Leistung im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid. Um sich ein Hintertürchen offen zu halten?
"Wir brauchen den einen oder anderen Spieler, der in den wichtigen Spielen Höchstleistungen bringt - und nicht, wenn wir gegen die schwachen Gegner spielen, daran müssen wir arbeiten", so Hoeneß wörtlich. Ein Liebesbekenntnis klingt anders.