Kehl-Vertrauter gefeuert! BVB-Machtkampf und die Folgen
05.12.2023 | 15:42 Uhr
Bei Borussia Dortmund rumort es hinter den Kulissen. Am Montag hatte Sky noch exklusiv über den bevorstehenden Rauswurf von Sportkoordinator Slaven Stanic berichtet, tags darauf hat der BVB gehandelt und sich von Stanic getrennt.
"Slaven Stanic ist mit einem großen Fußballnetzwerk und viel Erfahrung auf unterschiedlichen Gebieten des Profisports im Sommer zu uns gewechselt", wird BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl in einer Pressemitteilung zitiert: "Intensive Gespräche in den vergangenen Tagen haben jedoch dazu geführt, dass wir einvernehmlich entschieden haben, fortan getrennte Wege zu gehen."
Stanic betonte, sein Ziel sei es gewesen, seine Fähigkeiten und sein Wissen "gewinnbringend für Borussia Dortmund einzusetzen. Nach den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit bin ich nicht mehr zu 100 Prozent davon überzeugt, diesen Mehrwert noch liefern zu können". Integrität, Respekt und Vertrauen seien für ihn ein hohes Gut. (Boss-Zoff beim BVB!)
Sky Reporter Patrick Berger war vom Zeitpunkt des Rauswurfes überrascht: "Das ging jetzt schneller als gedacht. Die Ereignisse nach unserer Berichterstattung haben sich überschlagen, jetzt hat der BVB die Reißleine gezogen. Es gab viel zu viele unterschiedliche Auffassungen zwischen Slaven Stanic, der Geschäftsführung und vor allem auch mit Edin Terzic. Das hat jetzt zum endgültigen Knall geführt."
Doch was genau führte zu so großen Unstimmigkeiten, dass der BVB sich nun noch vor der Winterpause zum Handeln gezwungen sah? "Es ging vor allem darum, dass Stanic gewisse Strukturen in Dortmund aufbrechen und verändern wollte. Er war als Sportkoordinator eine Schnittstelle zwischen der Mannschaft und den Verantwortlichen und da hat es von Anfang an Reibungspunkte gegeben - vor allem auch mit Terzic, was das Taktische angeht oder bei Personal- und Transfer-Fragen", berichtete Berger.
Der 49-jährige Stanic war ein enger Vertrauter von Sebastian Kehl, der Sportdirektor hatte den Serben erst im Mai zu Borussia Dortmund gelotst. Der Stanic-Rausschmiss hat zwar keine direkten Konsequenzen für Kehl, dennoch leiden Einfluss und Standing des 43-Jährigen darunter. "Kehl steht grundsätzlich nicht zur Disposition und hat weiterhin die Rückendeckung - trotz der Dissonanzen, die es mit Terzic gibt. Das Verhältnis ist angespannt, aber weiterhin belastbar und professionell", erklärte Sky Reporter Berger die Situation rund um den Dortmunder Sportdirektor.
Kehl habe Hans-Joachim Watzke im Sommer extra darum gebeten, sich ein eigenes Team mit Vertrauensleuten zur Seite zu stellen. "Kehl hat schon gemerkt, dass er sonst allein auf weiter Flur stehen würde", sagte Berger. Das Stanic-Aus stärkt nun einerseits Terzic weiter - und schwächt die Position von Kehl. Wie nimmt der Sportdirektor das Aus seines engen Vertrauten nun auf? "Ich kann mir schon vorstellen, dass Sebastian Kehl in den nächsten Tagen und Wochen die Vertrauensfrage stellt und an Watzke und Terzic gerichtet fragt: 'Wollen wir das noch weitermachen?' Denn das Stanic-Aus ist jetzt auch ein Stück weit ein Affront gegen ihn", so Berger weiter.
Auf der Dortmunder Pressekonferenz war Terzic zum Zoff befragt worden, durfte aber nicht antworten. BVB-Pressesprecher Sven Westerschulze schob der Thematik einen Riegel vor.
Die Streitigkeiten unter den Alphatieren haben nicht nur bei den Verantwortlichen Spuren hinterlassen. Auch die Spieler hatten vom Zoff Wind bekommen - ebenso die Berater. "Viele wussten gar nicht, wer ihr erster Ansprechpartner ist. Spreche ich mit Terzic oder Watzke? Spreche ich mit Kehl oder vielleicht sogar Stanic? Es fehlt die klare und einheitliche Sprache. Das spürt man auch in der Kabine. Es herrscht Unruhe", machte Berger bereits vor dem Stanic-Aus deutlich.
Sportlich gesehen kommt diese ganze Unruhe zudem äußerst ungelegen. Denn am Mittwoch (um 20.45 Uhr LIVE & EXKLUSIV auf Sky) tritt der BVB im DFB-Pokal-Achtelfinale bei den Höhenfliegern vom VfB Stuttgart an, am Samstag im Bundesliga-Topspiel (ab 17.30 Uhr LIVE & EXKLUSIV auf Sky) gastiert dann RB Leipzig im Signal Iduna Park. In diesen richtungsweisenden Partien braucht die Borussia Explosivität auf dem Platz - und nicht hinter den Kulissen…
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