Überraschendes Tuchel-Lob: "Habe mich in meine Mannschaft schockverliebt"
12.04.2023 | 09:30 Uhr
Trotz der deutlichen 0:3-Pleite im Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Manchester City war Bayern-Coach Thomas Tuchel "hochzufrieden" mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Joshua Kimmich und Matthijs de Ligt zeigten sich "brutal enttäuscht". Die Stimmen zum Spiel von Amazon Prime.
... die klare Niederlage: "Ich sehe das Ergebnis so überhaupt nicht, wir müssen es aber akzeptieren. Wir sind brutal bestraft worden in Phasen, in denen wir komplett die bessere Mannschaft waren und wir haben in der zweiten Halbzeit noch einmal besser gespielt als in der ersten Halbzeit. Es war eine Frage der Zeit, bis wir das Tor machen und das Momentum dann komplett auf unsere Seite kippt, dann geben wir aber das zweite Tor her. Der Freiburger hat schon gegen uns mit links in den Winkel getroffen, jetzt schießt der Rodri den Ball mit links gegen uns in den Winkel. Das sind ja nicht einmal halbe Torchancen."
... das Abwehrverhalten vor dem 0:1: "Alles kann man im Nachhinein verteidigen, in der Videoanalyse kann man alles verteidigen. Der Leon (Goretzka, Anm. d. Red.) war ein bisschen zu nah am Dreieck dran, der Joshua (Kimmich, Anm. d. Red.) stand ein bisschen zu weit hinten drin, Jamal (Musiala, Anm. d. Red.) geht ohne Körperkontakt in den Zweikampf. Man kann alles verteidigen, aber das ist der Sechser von City, der aus 20 Metern mit dem falschen Fuß zum Abschluss kommt. Das kann mal passieren und wenn das alles ist, was wir zulassen, dann bin ich sehr zufrieden. Aber wenn das alles reinfliegt aktuell, dann wird es schwer."
... den Upamecano-Fehler vor dem 0:2: "Er wird von den City-Spielern in die Mitte gelenkt, aber wir müssen da aus dem Deckungsschatten raus und er kann auch noch zum Torwart zurückspielen, dann wenn alles zu ist, dann ist es zu. Und dann ist das Ganze top zu Ende gespielt. Wir wurden bitterböse bestraft, aus dem absoluten Nichts. Ich fand die zweite Halbzeit bis dahin extrem stark. Dayot (Upamecano, Anm. d. Red.) weiß selbst, dass er da einen Fehler gemacht hat und es wird auch nicht der letzte Fehler in seiner Karriere bleiben. Dass er den ausgerechnet jetzt auf diesem Niveau macht, ist bitter."
... die Leistung seiner Mannschaft: "Wir stehen nun mit einem ganz bitteren Ergebnis da, aber ich weigere mich, die Leistung schlecht zu reden. Ich habe eine sehr gute Leistung gesehen, bis zur 70. Minute. Ich bin hochzufrieden, es war absolut mehr drin, wir hatten viel mehr verdient. Wir hätten mindestens ein Tor verdient und haben ein oder zwei Tore zu viel weggeschenkt. Es fehlt etwas die Form gerade bei einigen Spielern. Wenn du so gut im Spiel bist, dann brauchst du halt noch einen abgefälschten Schuss, du brauchst den Schuss in den Winkel und dann kippt das Momentum und genau das Gegenteil ist passiert. Ich habe mich schockverliebt in meine Mannschaft. Es hat Spaß gemacht zu coachen. Wie wir aufgetreten sind, vor allem das Wie: Wir waren emotional, haben uns gewehrt und haben dann auch noch mal nach der Pause zugelegt. Ich fand es schon richtig gut. Ich finde, dass wir schon ein gutes Ergebnis verdient hätten, auch wenn es jetzt blöd klingt. Abgeschenkt wird aber auch jetzt nichts."
... die Entscheidung, Thomas Müller auf die Bank zu setzen: "Thomas (Müller, Anm. d. Red.) ist absolute Weltklasse in dem, worin er am besten ist. Das jetzt die letzten 30 Meter vom Spielfeld. Ich habe nicht erwartet, dass wir hier so viel im allerletzten Drittel spielen. Daher haben wir uns für Geschwindigkeit, für Dribbler, für Läufer entschieden. Thomas ist ein absoluter Top-Profi, es ist ein Genuss, mit ihm zu arbeiten. Er hat die Entscheidung gegen ihn sehr gut hingenommen und er war für alles bereit.
... den Spielverlauf: "Brutal. Vor allem die ersten 60 Minuten waren sehr gut. Wir kriegen wieder einen Sonntagsschuss wie gegen Freiburg rein. Das hätte nicht sein müssen, dass wir da in Rückstand geraten. Wir haben kurz vorher die Riesenchance auf das 1:0 durch Jamal (Musiala, Anm. d. Red.). Nach dem 0:2 wurden wir ein bisschen fehleranfälliger. Wir haben einige Chancen aus Fehlern zugelassen, was uns davor gar nicht passiert ist. Davor war es ein Spiel auf Augenhöhe und das Resultat ist bitter."
... die Bayern-Leistung: "Die erste Halbzeit hat uns Selbstvertrauen gegeben. Da hat man schon gesehen, dass wir die Räume haben und immer wieder ins Umschalten kommen. Wir standen auch defensiv gut. In der zweiten Halbzeit haben wir uns einiges vorgenommen, waren auch überzeugt, dass wir das Spiel noch drehen können. Das 0:2 ist natürlich ein Fehler, der passiert und auf dem Niveau sofort bestraft wird. Danach waren wir dann zu anfällig."
... die Aussichten fürs Rückspiel: "Wir haben auf jeden Fall gesehen, dass es möglich ist, mitzuhalten. Das klingt jetzt komisch bei einem 0:3, aber es ist auch möglich für uns gegen City zu gewinnen. Ich habe schon das Vertrauen in die Mannschaft, dass wir im Rückspiel etwas holen können."
... die Höhe der Niederlage: "Am Ende steht es 0:3, City hatte auch Chancen auf das 4:0 oder 5:0. Aber ich glaube auch, dass wir das Spiel unnötig aus der Hand geben. In der ersten Halbzeit gab es kaum Riesenchancen. In der zweiten Halbzeit hatten wir dann zunächst große Chancen. Nach dem 0:2 ist es dann schade, dass wir das Spiel dann so weggeben."
... seine Gefühlswelt: "Es ist einfach schade und scheiße. Das sind jetzt meine Gefühle. Wir haben gegen eine sehr starke Mannschaft gespielt, hatten aber selbst auch unsere Chancen. City hatte natürlich mehr und sie haben besser als wir gespielt."
... die Chancen noch aufs Weiterkommen: "0:3 ist natürlich kein gutes Ergebnis für das Rückspiel, aber im Fußball kann alles passieren. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir zusammenhalten. Wir müssen das Spiel analysieren und dann nach vorne schauen."
... den FC Bayern: "Hier in unserem Stadion sind wir richtig gut, haben unser Momentum, entwickeln unser Spiel. In München ist das für Bayern vor ihren Fans ebenso. Ich war dort, weiß es. Wenn sie in ihr Spiel kommen, können sie auch schnell ein, zwei, drei Tore machen."
…das Spiel: "Wir sind natürlich sehr enttäuscht über das Ergebnis, aber nicht über unsere Leistung. Es war im Grunde schon ein gutes Spiel von uns. Wir hatten genügend Chancen, um zu treffen. Mit unseren eigenen Fehlern haben wir sie eingeladen. Dann wird es einfach schwierig, aber wir richten uns auf. Nach dem Spiel ist es natürlich schwer zu analysieren, aber ich würde auch sagen, dass die ersten zehn bis zwanzig Minuten der zweiten Halbzeit sehr gut waren. Wir haben die Räume hinter der Abwehr gefunden. Genau dann haben wir aber unsere Eigenfehler in der Defensive gemacht. Wir haben das Selbstvertrauen verloren. Dann hatten sie ihre Chancen, die sie genutzt haben. Jetzt müssen wir uns aufrichten fürs Rückspiel."
"Es sieht nicht so gut aus, nur ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt. Wir haben die Pflicht, in diesem Rückspiel noch einmal alles reinzuwerfen, alles zu versuchen. Um unseren Fans auf der ganzen Welt zu zeigen, dass wir eben nicht aufgeben. Und es bringt jetzt auch nichts, groß zu lamentieren und alles negativ zu sehen. Wir haben die große Möglichkeit, Deutscher Meister zu werden. Es ist alles sehr, sehr eng. Wir können es uns nicht erlauben, hier in Gedanken zu versinken. Wir müssen sofort am Samstag nachlegen."
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.
© 2024 Sky Sport
