Champions League: Hamann über Müller, Tuchel, Hoeneß, Kahn
Es wird so kommen, wie Uli es will
21.04.2023 | 11:12 Uhr
Der Trainerwechsel ist verpufft, der FC Bayern hat mit dem Ausscheiden gegen Manchester City ein weiteres Ziel verfehlt. Die Vereinsführung ist gefordert, Sky Experte Didi Hamann schließt eine Rückkehr von Uli Hoeneß nicht aus. Für Thomas Müller sieht er unter Tuchel keine Bayern-Zukunft.
Der FC Bayern ist ein Wirtschaftsunternehmen, aber das Wohl des Vereins hängt fast ausschließlich vom sportlichen Erfolg ab. Nach dem Aus im DFB-Pokal und jetzt auch in der Champions League gegen Manchester City bleibt nur noch die Meisterschaft. Doch auch dieses Ziel ist in der momentanen Verfassung mehr gefährdet denn je.
Den Trainerwechsel von Julian Nagelsmann auf Thomas Tuchel hat man zwar nach bestem Wissen und Gewissen vollzogen und ich hatte zum damaligen Zeitpunkt auch Verständnis dafür, aber er hat nicht den gewünschten Effekt gebracht.
Dass die Spieler im Moment nicht die Leistung abrufen, zu der sie eigentlich in der Lage sind, ist nicht die Schuld des Trainers. Da ist der ganze Verein gefragt. Die Vereinsführung wird daran gemessen, was sie für einen Kader und Mannschaft zusammenstellt.
Ich weiß nicht, ob Hoeneß loslassen kann
Sollte man sich entscheiden, in der Klubführung etwas ändern zu wollen, würde mir kaum einer einfallen, der die Qualifikation dafür hätte. Das ist ein großes Problem. Ich will nicht spekulieren, aber ich halte nichts für ausgeschlossen. Auch nicht, dass Uli Hoeneß sagt, er kommt zurück und macht es, wenn auch vielleicht nur übergangsweise.
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Der FC Bayern ist das Kind von Uli Hoeneß. Wenn ein Kind 18 oder 19 ist und auf die schiefe Bahn gerät, versucht man entweder einzuwirken oder man sagt, das Kind ist alt genug. Die große Frage wird sein, ob Uli Hoeneß loslassen wird. Ich weiß nicht, ob er es kann.
Kahn und Salihamidzic sind gefordert, zusammenzustehen
Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic wurden beide von Hoeneß installiert, aber man muss sie differenziert betrachten. Kahn ist erst seit knapp zwei Jahren Vorstandsvorsitzender, Salihamidzic ist schon seit 2017 dabei. Mit ihm als Sportdirektor wurde Bayern Champions-League-Sieger, und er hat Leute wie Sadio Mane verpflichtet, die zum Zeitpunkt ihrer Verpflichtung Weltstars waren. Ob Mane immer noch ein Weltstar ist, das lasse ich dahingestellt, aber er hat Spieler geholt, von denen man nicht dachte, dass sie nach München kommen.
Salihamidzic und Kahn sind jetzt gefordert, zusammenzustehen und gemeinsam den Weg zu gehen. Die große Gefahr ist, dass Leute in Situationen wie der aktuellen anfangen, auf ihre eigenen Posten zu schauen. Ähnlich wie in der Mannschaft, wo viele Spieler zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind und nicht auf den Nebenmann schauen, weil sie verunsichert sind. Das kann in der Führungsetage auch eine Rolle spielen.
Es wird so kommen, wie Uli es will
Ich habe keine Ahnung, was, wie oder wann passieren wird. Vieles hängt davon ab, was Uli Hoeneß denkt. Er ist noch im Aufsichtsrat und ich gehe davon aus, dass er viele Leute hinter sich hat. Ich denke, es wird so kommen, wie Uli es will.
Man muss aber dazu sagen, dass auch zu Hoeneß' Anfangszeit nicht immer alles glatt lief, und dass man heute einen Verein nicht mehr so führen kann wie vor 20 Jahren. Was du damals machen konntest, geht heute vielleicht nicht mehr. Auch durch den Einfluss der sozialen Medien ist der Fokus ein anderer.
Heute ist es ungleich schwerer, einen Verein zu führen, als vor 20 Jahren. Dass man zwei Kapazitäten wie Hoeneß und Karl-Heinz-Rummenigge nicht über Nacht ersetzen kann, ist auch klar. Deswegen wäre es unheimlich wichtig gewesen, in den ersten ein, zwei, drei Jahren gleich Erfolg zu haben, damit sich die Situation beruhigt und sich die neuen Leute in ihren Positionen einfinden können.
Doch im vergangenen Jahr ist Bayern im Viertelfinale gegen Villarreal ausgeschieden, dieses Jahr gegen City. Gegen diese Top-Mannschaft kann man ausscheiden, auch wenn das 1:4 nach zwei Spielen nicht das war, was sich die Fans erhofft hatten.
Wenn du zum wiederholten Mal deine sportlichen Ziele nicht erreicht hast, bist du angreifbar.
Ein Schlag ins Gesicht von Thomas Müller
Thomas Tuchel ist erst seit vier Wochen beim FC Bayern. Ich fände es nicht richtig, jetzt über den Trainer zu diskutieren.
Aber ich habe nicht verstanden, dass er Thomas Müller nicht von Beginn an gebracht hat in einem Spiel, in dem du Emotionen brauchst, Leader und Spieler, die andere besser machen, wie es Müller kann. Dass Tuchel ihn erst nach Mane eingewechselt hat, war für mich ein Schlag ins Gesicht von Thomas Müller. Ein Spieler, der eine Woche zuvor einem anderen ins Gesicht geboxt hat, kommt vor dem Gesicht des FC Bayern ins Spiel. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Unter Tuchel wird Thomas Müller nächste Saison kein Bayern-Spieler mehr sein.
Wenn du zwei Viertelfinals gegen Manchester City hast, und beide sind keine Thomas-Müller-Spiele, wie sollen solche Spiele in einem Jahr dann Müller-Spiele sein? Bisher hat Müller diese Entscheidungen vorbildlich hingenommen. Er hat sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt und seine eigenen Interessen hintenangestellt. Wenn er aber heute schon weiß, dass er in einem Jahr in solchen Spielen zuschauen muss, wird ihn das nicht befriedigen. Ohne Einsätze wird auch sein Einfluss in der Kabine kleiner.
Die Bayern haben zehn Mittelfeldspieler, aber keinen im Sturm, der Weltklasse ist. Wenn du die Torchancen nicht reinmachst, ist der ganze Aufwand umsonst. Wenn ein Choupo-Moting nach vier, fünf Wochen Verletzungspause derjenige sein soll, der dich gegen City weiterschießt, dann weißt du, dass du ein Problem kriegen wirst.
ZUM DURCHKLICKEN: Die Bayern-Noten in Manchester
Natürlich verschießt immer nur einer den Ball, aber die letzte Konsequenz, die Dinger vorn reinzumachen, musst du dir als Mannschaft erarbeiten. Es zieht sich schon durch die ganze Saison, dass die Bayern hinten entscheidende Fehler machen und vorne die Dinger nicht verwandeln. Das hat auch etwas mit Zusammenhalt zu tun, dass du sagst: „Das Ding schieße ich jetzt für meine Mitspieler rein."
Osimhen braucht einen Anreiz
Ich könnte mir vorstellen, dass sich der FC Bayern im Sommer von vier, fünf Spielern trennen wird. Sadio Mane ist möglicherweise ein Kandidat. Du musst schauen, welche Spieler abwanderungswillig sind und du musst sehen, dass du frisches Blut reinbringst.
Victor Osimhen und Kolo Muani sind aus meiner Sicht die beiden Top-Kandidaten für den Sturm. Wenn ein Osimhen Neapel verlässt, wird er die Champions League gewinnen wollen. Die Bayern müssen ihm einen Weg aufzeigen, wie es nächstes Jahr oder in zwei Jahren gehen soll. Wenn man zum dritten Mal in Folge im Viertelfinale ausscheidet, ist das nicht hilfreich.