Champions League News: BVB scheitert an Manchester City - fünf Lehren
CL-Aus mit Licht & Schatten: Fünf BVB-Lehren nach der City-Pleite
21.04.2021 | 15:42 Uhr
Am Ende ist Manchester City doch eine Nummer zu groß für den BVB. Die 1:2-Heimpleite der Borussia besiegelt das Champions-League-Aus im Viertelfinale. Dabei wird deutlich, woran es bei den Schwarz-Gelben hapert. Allerdings gibt es auch einige positive Aspekte hervorzuheben. Die BVB-Lehren.
1. Bellingham geht voran - und das mit 17 Jahren!
Er war DIE positive BVB-Überraschung in den beiden Viertelfinal-Duellen gegen Manchester City: Jude Bellingham. Der junge Engländer, der noch nicht einmal die Volljährigkeit erreicht hat, ging in beiden Spielen gegen die Citizens mit starken Leistungen voran und bewies Leaderqualitäten.
Dabei zeigte Bellingham auch, warum der BVB im Sommer stolze 23 Millionen Euro für einen Teenager an Birmingham City überwiesen hat. In puncto Einsatzwille und Laufleistung gehört der junge Engländer bei den Schwarz-Gelben schon seit Beginn an zu den Stärksten. Doch seine taktische Weiterentwicklung im Bereich Pressing, Spielübersicht und Kreieren von Chancen ist wirklich beachtlich. Gegen City war Bellingham sowohl im Hin- als auch im Rückspiel der Initiator beim Gegenpressing und führte so auch die meisten Zweikämpfe aller Dortmunder.
Die BVB-Noten gegen Manchester City zum Durchklicken
Zudem trat er in der Defensive als Retter gegen Mahrez in Erscheinung und in der Offensive schrieb er sich durch einen technisch ausgezeichneten Schlenzer in den Winkel erstmals in die Champions-League-Torschützenliste ein. So verwundert es auch nicht, dass unter anderem City-Coach Pep Guardiola nach der Partie angesprochen auf Bellingham ins Schwärmen geriet.
"Ich kann nicht glauben, dass er erst 17 ist. Vielleicht ist er ein Lügner. Er ist dermaßen gut, ein fantastischer Spieler. Ich habe gesehen, wie er den Innenverteidigern zuruft, dass er den Ball haben will, wie er den Ball verlangt. In dem Alter ist das unglaublich." (Hier geht's zum VIDEO)
Ähnlich sieht dies auch BVB-Trainer Edin Terzic: "Wir sehen jeden Tag im Training, was er drauf hat. Das Einzige, was wir bei ihm nicht kennen, ist sein Limit. Das wollen wir herausfinden und ihn dorthin pushen."
2. Leistungsträger Can/Haaland schwächeln
Für das Pushen in den Spielen sind eigentlich auch die beiden Führungsspieler Emre Can und Erling Haaland zuständig - auch wenn Letztgenannter mit seinen 20 Jahren auch noch zur jungen Garde gehört. Doch beide Leistungsträger hinken ihren eigenen Ansprüchen und denen der BVB-Bosse aktuell hinterher.
Can - mit Stationen beim FC Bayern, Liverpool und Juventus - wurde im Winter 2020 verpflichtet, um mit seiner Erfahrung und seinem Sieger-Gen den BVB auf das nächste Level zu hieven. Dies gelang ihm in der Vergangenheit das eine oder andere Mal, doch in den entscheidenden Spielen in der Champions League - wie jetzt gegen Manchester City - gibt der DFB-Kicker immer wieder eine unglückliche Figur ab. An seinem Einsatz ist selten etwas auszusetzen, doch im spielerischen Bereich schleichen sich immer wieder Fehler und Fahrlässigkeiten ein, die häufig vom Gegner bestraft werden. So zum Beispiel vor dem 0:1 im Hinspiel, als er mit einem Fehlpass das Gegentor einleitet. Hinzu kommt die unglückliche und diskussionswürdige Handspiel-Szene im Rückspiel, die letztendlich das Aus in der Champions League eingeleitet hat.
Doch das Ausscheiden hauptsächlich an Can festzumachen, wäre nicht fair und auch nicht richtig. Auch Haaland konnte in den beiden Duellen gegen City nicht seine Bestform erreichen. Im Fall des Norwegers ist dies aus BVB-Sicht besonders schmerzlich, da die Schwarz-Gelben schon merklich auf die Tore des Angreifers angewiesen sind. Gegen City setzte sich nun Haalands Torflaute von mittlerweile sieben Pflichtspielen (inklusive Länderspiele) fort. Damit ist der Norweger ausgerechnet seit dem Zeitpunkt ohne Treffer, als sein Berater Mino Raiola und sein Vater auf Europa-Tour gingen, um Haaland bei den Spitzenklubs anzupreisen - ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...
Klar ist, dass dieses Thema um den Angreifer den BVB weiter beschäftigt, was auch die Aussagen von Sportdirektor Michael Zorc vor dem Spiel gezeigt haben. Ob es Haaland und das Team im Vorfeld negativ beeinflusst hat, ist fraglich. Förderlich wird es aber sicherlich nicht gewesen sein.
3. Fehlen von Unterschiedsspieler Sancho sichtbar
Wie bei Can und Haaland liegen beim BVB die Hoffnungen und Erwartungen auch bei Jadon Sancho sehr hoch. Allerdings kann der hochbegabte Engländer bereits seit einigen Wochen aufgrund eines Muskelbündelrisses nicht mitwirken. Besonders in den Duellen gegen City war sein Fehlen deutlich zu spüren.
Sancho ist mit seinen Qualitäten im Eins-gegen-eins und vor dem Tor für den BVB in dieser Saison eigentlich nicht zu ersetzen. Kaum ein anderer Spieler bei den Schwarz-Gelben vereint Technik und Geschwindigkeit auf einem solch hohen Niveau. Zudem war er wettbewerbsübergreifend in 31 Spielen an 28 Toren beteiligt (zwölf Treffer, 16 Vorlagen). Zahlen, die einen Unterschiedsspieler definieren. Seit Sancho verletzungsbedingt pausieren muss, hat Dortmund in der Champions League kein Spiel mehr gewonnen. Auch dieser Fakt zeigt die enorme Bedeutung, die Sancho für den BVB hat.
Gegen City haben Marco Reus und Youngster Ansgar Knauff die Rollen auf den offensiven Flügeln eingenommen. Zwar hat keiner der beiden enttäuscht, doch die Mehrerfahrung, die Sancho gegenüber Knauff ins Spiel gebracht hätte, hätte dem BVB sicherlich gut zu Gesicht gestanden. Gerade auf den defensiven Außenpositionen mit Kyle Walker und Oleksandr Zinchenko wirkte City nicht immer sattelfest und hätte mit Sancho auf der Gegenseite wohl häufiger geknackt werden können.
4. Terzic mit gutem taktischen Plan
Doch auch ohne Sancho konnte der BVB zur Überraschung vieler objektiver Betrachter auf beide Partien gesehen gut mit ManCity mithalten. Das lag unter anderem auch an Dortmund-Trainer Edin Terzic, der für beide Duelle einen guten und über weite Strecken funktionierenden Matchplan bzw. die richtige taktische Marschroute entwickelt hat. Anstatt auf hohe weite Bälle zu setzen, spielten die Dortmunder immer wieder sehenswert und effektiv von hinten heraus. Genau das wurde Gladbach im Achtelfinale zum Verhängnis, als City den Gegner immer wieder in eine Art Trichter in der Mitte des Spielfeldes lockte, wo dann die Pressing-Falle zuschnappen konnte.
Der BVB hingegen suchte im Spielaufbau meist nicht den Nebenmann, sondern versuchte gleich mit dem ersten vertikalen Pass die erste Linie von Manchester City und damit diese Pressingzone zu überspielen. Dies gelang über weite Strecken mehr als ordentlich und war eine deutliche Handschrift von Terzic. Zudem bewiesen die Dortmund-Profis eine hohe taktische Disziplin und hielten meist die Abstände in den eigenen Reihen aufrecht. Dass dies gegen ein Team wie ManCity nicht über 90 oder 180 Minuten möglich ist, ist dem allgemeinen Fußball-Fan bekannt und wurde auch sichtbar.
Dennoch: Viele haben dem BVB bereits nach der Auslosung das Aus bescheinigt. Ein Bestehen gegen Manchester City über zwei Spiele? Nahezu unmöglich. Doch Terzic und seine Truppe haben wieder einmal ihr Champions-League-Gesicht aufgelegt und mit Leidenschaft gezeigt, dass man zumindest mithalten kann - auch wenn die Überraschung am Ende ausgeblieben ist.
5. BVB muss im BL-Endspurt CL-Gesicht zeigen
Für die restliche Saison in der Bundesliga und im DFB-Pokal gilt es für den BVB, genau dieses CL-Gesicht dauerhaft aufzusetzen und mit taktischer Disziplin und Leidenschaft die restlichen Spiele - auch gegen deutlich glanzlosere Teams als Manchester City - zu gewinnen. Denn nur so hat der BVB überhaupt noch eine minimale Chance, auch in der kommenden Saison in der Königsklasse vertreten zu sein.
Sechs Spieltage vor Schluss beträgt der Rückstand auf Rang vier und Eintracht Frankfurt sieben Zähler. Somit ist die Borussia auf Patzer der Hessen angewiesen - allerdings immer unter der Prämisse, dass man selbst seine Spiele gewinnt. Dass der BVB die Fähigkeiten dazu besitzt, wurde in den beiden Duellen gegen Guardiola und Co. sichtbar - auch wenn am Ende das Aus steht ...