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Champions League News: Monchi vom FC Sevilla gilt als "Lionel Messi der Büros"

"Messi der Büros": Über den Mann, der den FC Sevilla groß machte

Vereinslegende, Sportdirektor und der "Messi der Büros": Ramon Rodriguez Verdejo vom FC Sevilla.
Image: Vereinslegende, Sportdirektor und der "Messi der Büros": Ramon Rodriguez Verdejo vom FC Sevilla.  © Imago

Ramon Rodriguez Verdejo bestritt jüngst sein 1000. Spiel als Funktionär des FC Sevilla. Als er als Sportdirektor übernahm, spielte der Klub noch in der zweiten Liga und stand vor dem finanziellen Kollaps. Heute gilt Verdejo als Revolutionär seines Amtes - dabei hat der 53-Jährige noch lange nicht genug.

Wir schreiben das Jahr 2000. Der FC Sevilla, ein eigentlich etablierter Erstligist, läuft im spanischen Unterhaus auf - zum dritten Mal in vier Jahren. Weil der Klub über Jahre hinweg Misswirtschaft betrieben hat und damit vor dem sportlichen sowie finanziellen Kollaps steht.

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Doch Sevillas damaliger Präsident Roberto Ales sollte in diesem besagten Jahr einen Geistesblitz haben. Ein Geniestreich, der den strauchelnden Verein auf den Kopf stellen und in völlig neue Dimensionen hieven würde - er hört auf den Namen Ramon Rodriguez Verdejo - besser bekannt als Monchi.

Europaweit gefürchtet

Monchi lief bereits in den Jahren zuvor als Ersatztorwart für die Nervionenses auf, eher er seine Schuhe an den Nagel gehängt hatte und dem FC Sevilla fortan als Teambetreuer zur Seite stand. Doch Ales erkannte schnell, dass Monchi offenbar zu Höherem berufen sei und beförderte ihn kurzerhand zum Sportdirektor des runtergekommenen Vereins. Der Rest ist Geschichte - bis heute.

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Denn mittlerweile ist der Sevilla Futbol Club weit entfernt von finanziellen Problemen oder geschweige denn der zweiten Liga - im Gegenteil! Die Andalusier gehören zu den festen Größen in Spanien und etablierten sich als ernstzunehmender Konkurrent für die schier übermächtig wirkenden Barcelona, Atletico und Real Madrid - Monchi sei Dank. Der 53-Jährige bestritt beim Champions-League-Auftakt gegen Salzburg sein sage und schreibe tausendstes Spiel als Funktionär des FC Sevilla.

Seitdem Monchi als Sportdirektor fungiert, stiegen die Andalusier zur gefürchtetsten Mannschaft des UEFA-Cups auf. Ganze sechs Europa-League-Titel gewannen die Sevillistas - keinem anderen Verein in der Fußball-Geschichte gelang das.

FC Sevilla und seine Fans feiern den Gewinn der Europa League 2014. Der Mann in Rot im Bus: Monchi, der es kaum erwarten kann, den Titel mit den Anhängern zu feiern.
Image: FC Sevilla und seine Fans feiern den Gewinn der Europa League 2014. Der Mann in Rot im Bus: Monchi, der es kaum erwarten kann, den Titel mit den Anhängern zu feiern.  © Imago

Dani Alves, Sergio Ramos und ein Architekt

Mit dem Wettbewerb scheinen die Blanquirrojos die per­fekte Nische für sich entdeckt zu haben - sportlich wie finan­ziell. Denn durch die kon­ti­nu­ier­lich starken Leis­tungen emp­fehlen sich die Sevilla-Spieler fast schon jähr­lich für grö­ßere Auf­gaben. Und Sport­di­rektor Monchi fühlt sich sichtlich wohl in der Rolle des Architekten. Zumin­dest legt das der Blick auf die Akti­vi­täten auf dem Trans­fer­markt nahe.

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Daniel Carrico (m.) stand von 2014 bis 2020 bei Sevilla unter Vertrag. Bei seinem Abschied im vergangenen Jahr präsentierten er, Monchi (l.) und Präsident Jose Castro noch einmal die Ausbeute der Zusammenarbeit.
Image: Daniel Carrico (m.) stand von 2014 bis 2020 bei Sevilla unter Vertrag. Bei seinem Abschied im vergangenen Jahr präsentierten er, Monchi (l.) und Präsident Jose Castro (r.) nochmals die Ausbeute der gemeinsamen Zusammenarbeit.  © Imago

Immer wieder entdecken, im richtigen Moment verkaufen und sogleich adäquat ersetzen: Wohl keinem anderen Sportdirektoren gelang das über einen derart langen Zeitraum so gut wie Monchi. Dem 53-Jährigen halfen dabei eine beeindruckende Scouting-Arbeit und ein schier unvergleichliches Timing.

Entdeckungen wie Dani Alves begründeten die Legende. Der Brasilianer, gekauft für gerade einmal 500.000 Euro, avancierte zu einem der besten Rechtsverteidiger Europas. 2008 ging er für 35,5 Millionen Euro zum FC Barcelona. Auch ein gewisser Sergio Ramos lernte sein Handwerk in der Schmiede Sevillas. Seit Sommer 2015 generierte der Klub ins­ge­samt allein mehr als 475 Mil­lionen Euro durch Spie­ler­ver­käufe.

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Der "Messi der Büros"

Als vermeintlicher Ausbildungsverein wusste Monchi die schmerzlichen Abgänge dabei Jahr für Jahr zu kompensieren. Die Tat­sache, dass die besten Spieler den Verein immer wieder ver­lassen, nimmt der ehemalige Torhüter gelassen: ​"Das ist kein Schock mehr für mich. Alvaro Negredo geht und du denkst, es ist das Ende der Welt, aber dann kommt Bacca. Geht er, zeigt Gameiro, wie gut er ist."

Alleine Negredo (25 Mio. Euro zu Man­chester City*), Carlos Bacca (33,3 Mio. Euro zu AC Milan*) und Kevin Gameiro (für 32 Mio. Euro zu Atle­tico Madrid*) brachten zusammen allein 90,3 Millionen Euro ein - ein wahres Kunststück.

Monchis größten Geniestreiche*

Spieler Ablöse bei Verpflichtung Ablöse bei Verkauf
Wissam Ben Yedder 9,5 Mio. € von FC Toulouse 40,0 Mio. € zu AS Monaco
Clement Lenglet 2,5 Mio. € von AS Nancy 35,9 Mio. € zu FC Barcelona
Vitolo 3,2 Mio. € von UD Las Palmas 35,6 Mio. € zu Atletico Madrid
Dani Alves 550.000 € von EC Bahia 35,5 Mio. € zu FC Barcelona
Carlos Bacca 10 Mio. € von FC Brügge 33,3 Mio. € zu AC Milan
Grzegorz Krychowiak 5,5 Mio. € von Stade Reims 27,5 Mio. € zu PSG

In Spanien nennen sie ihn deshalb den "Lionel Messi der Büros". Die Lobeshymnen stiegen Monchi jedoch nie auch nur ansatzweise zu Kopf. "Ich bin kein Logentier", sagte er einst gegenüber der Tageswoche. Verdejo zeigt sich stets nahbar. Die familiäre Klubkultur versteht er als essenzielle Säule des Erfolgs. Wie wichtig Monchi tatsächlich für Sevilla ist, machte zudem die jüngere Vergangenheit deutlich.

"Viel mehr als ein Sportdirektor"

Als Verdejo seinen Verein 2017 für einen zweijährigen Abstecher zur AS Roma verließ, ging es beim FC Sevilla nahezu drunter und drüber zu. Vier Trainer in zwei Jahren - mit Rang sieben und Rang sechs blieb man hinter den eigenen Erwartungen zurück. Von der gewohnten Beständigkeit waren die Andalusier in diesem kurzen Zeitraum plötzlich weit entfernt.

Bei seinem Abschied 2017 zeigte sich Monchi sichtlich emotional.
Image: Bei seinem Abschied 2017 zeigte sich Monchi sichtlich emotional.  © Imago

Im April 2019 kam Verdejo dann wieder zurück nach Andalusien - zu groß war der Schmerz beim Blick auf die damalige Entwicklung seines Vereins. Sein Comeback beruhigte die angespannte Lage von jetzt auf gleich. Bereits ein Jahr später wurde zum sechsten Mal die Europa League gewonnen. Monchi ist eben "viel mehr als ein Sportdirektor", betonte auch Präsident Jose Castro bei dessen Rückkehr. Im Rekordtempo hat er wieder ein Erfolgsteam aufgebaut.

Die neuen Leistungsträger heißen beispielsweise Bono, der 2020 für lediglich vier Millionen Euro vom Zweitligisten FC Girona gekommen war und seitdem zu einer echten Mauer zwischen den Pfosten avancierte. Oder aber Jules Kounde (aktueller Marktwert: 60 Mio. Euro*), 22 Jahre jung und schon jetzt von zahlreichen europäischen Top-Klubs - unter anderem FC Chelsea - heiß umworben. Gleiches gilt auch für seinen Abwehrpartner Diego Carlos und Außenstürmer Lucas Ocampos.

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Monchi und Lopetegui: Schon jetzt unzertrennlich

Ein zusätzlicher essenzieller Faktor für den wiedergewonnen Aufschwung hört auf den Namen Julen Lopetegui - ein weiterer Monchi-Coup. In Sevillas Klubvorstand erklärten sie ihn fast für verrückt, als er ihnen nach seiner Rückkehr aus Italien den in Spaniens Nationalmannschaft sowie bei Real Madrid fulminant gescheiterten Trainer als Wunschkandidaten präsentierte. Doch Monchi setzte sich durch - der bisherige Erfolg Lopeteguis gibt ihm wieder einmal Recht.

Präsident Pepe Castro (l.), Trainer Julen Lopetegui und Sportdirektor Monchi (r.).
Image: Präsident Pepe Castro (l.), Trainer Julen Lopetegui und Sportdirektor Monchi (r.).  © Imago

"Er war der erste und einzige Trainer, den ich anging, das einzige Sondierungsgespräch, das ich führte und der Einzige, den ich dem Verwaltungsrat vorschlug. Ich war vollkommen davon überzeugt, dass er der richtige Mann für uns ist. Und er hat meine Erwartungen noch übertroffen", schwärmte Monchi vor knapp einem Jahr im Interview mit dem Kicker. Schon jetzt deutet sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden an.

Sevilla in Schlagdistanz auf Tabellenführung

Denn Lope­tegui hat den von Monchi geformten Kader zurück zu einer funk­tio­nie­renden Ein­heit geformt. Sevilla ist auch in den bisher absolvierten sechs Saisonspielen in der La Liga ungeschlagen. Derzeit steht man auf dem dritten Rang - mit lediglich drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Real Madrid, der allerdings bereits ein Spiel mehr absolviert hat, genauso wie die Zweitplatzierten der Real Sociedad. Sevilla befindet sich in Schlagdistanz.

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Und auch beim Champions League-Auftakt gelang den Nervionenses gegen Salzburg immerhin ein Remis. Nachdem sich Sevilla in der Europa League über Jahre hinweg zur gefürchteten Macht entwickelt hat, wollen Monchi und seine Blanquirrojos nun nach noch höheren Sternen greifen.

Königsklasse als 'next step' für Sevilla?

"Damals erwischten wir die Konkurrenz auf dem falschen Fuß, doch seitdem haben viele Vereine nachgezogen. Ich strebe den nächsten Entwicklungsschritt an", so Verdejo. Also beispielsweise auch einmal den spanischen Meistertitel anvisieren. Oder bis in die Endphase der Champions League reüssieren, wo es am Mittwochabend in Monchis tausend und vierten Spiel mit Sevilla in der Gruppenphase zur Begegnung mit dem VfL Wolfsburg kommt. Auch die Wölfe legten einen mehr als überzeugenden Start in diese Saison hin - Sevilla dürfte trotzdem als Favorit in diese Partie gehen.

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"Ich will Sevilla noch weiter nach oben bringen", sagte Verdejo bei seinem erneuten Amtsantritt. Und der 53-Jährige und Sevilla sind auf dem besten Weg dahin. Der "Messi der Büros" wird seine Netze auswerfen und weiter nach schillernden Perlen der Fußball-Welt suchen. Denn Monchi hat noch lange nicht genug.

*Datenquelle: transfermarkt.de

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