Deutschland gegen Brasilien - die DFB-Stars in der Einzelkritik

Die Noten zum Spiel

Die Deutsche Nationalmannschaft vor dem Testspiel gegen Brasilien

Deutschland unterliegt Brasilien mit 0:1. Wir haben die Leistungen der deutschen Spieler unter die Lupe genommen.

Deutschland unterliegt Brasilien mit 0:1. Wir haben die Leistungen der deutschen Spieler unter die Lupe genommen.

Tor

Kevin Trapp: Hatte wohl wie die meisten Beobachter damit gerechnet, dass er nur in den ersten 45 Minuten den deutschen Kasten hüten darf. Nicht, dass das für den PSG-Torhüter kein Erfolgserlebnis wäre. Schließlich wärmt er in Paris meist nur die Bank. Dann kassierte Trapp aber ein derart unglückliches Tor - auch wenn bei dem Kopfball von Gabriel Jesus aus kürzester Distanz nicht von einem Torwartfehler gesprochen werden kann - dass der Bundestrainer ein Einsehen hatte. Also durfte Trapp auch nach dem Seitenwechsel ran. Und zahlte das Vertrauen zurück. Starke Parade in der 55. Minute gegen Paulinho und Abschläge, die anders als in der ersten Hälfte, zumindest ab und zu den Mitspieler fanden. Note: 4,5

Nicht immer mit der optimalen Abstimmung: Das Innenverteidiger-Duo Rüdiger und Boateng
Image: Nicht immer mit der optimalen Abstimmung: Das Innenverteidiger-Duo Rüdiger und Boateng  © Getty

Abwehr

Joshua Kimmich: Dribbelte in der 32. Minute formschön mit doppeltem Übersteiger in den Gegenspieler. Insgesamt wie immer mit Zug nach vorne, doch wie in beschriebener Szene mit wenig Glück bei diesen Vorstößen. Offensiv wie defensiv steht deshalb das Prädikat: okay. Note: 3,5

Schockmoment: Jerome Boateng musst angeschlagen raus
Image: Schockmoment: Jerome Boateng musste angeschlagen raus  © DPA pa

Jerome Boateng: Sorgte nach dem Gegentor für den zweiten Schockmoment des Abends, als er in der 50. Minute vom Platz robbte und sich behandeln lassen musste. Wobei ein Ausfall des gebürtigen Berliners, der die Nationalmannschaft erstmals als Kapitän aufs Feld führen durfte, deutlich schwerwiegender wäre als eine 0:1-Testspiel-Niederlage. Jesus hatte den Innenverteidiger von hinten getroffen. Zwar konnte Boateng nochmal für 15 Minuten auf den Platz, dann war aber endgültig Schluss und Süle übernahm seinen Posten. Note: 3

Antonio Rüdiger: Ließ mit Boateng in der 37. Minute das Zentrum schön weit offen. Dann ließ er sich zusammen mit Boateng von Gabriel Jesus schön auf den Boden legen. Durfte anschließend mit Boateng aufatmen, dass der ManCity-Star drüber schoss. Die Situation stand sinnbildlich für die oftmals fehlende Abstimmung der beiden Innenverteidiger. Beim Gegentor auf der Außenverteidigerposition zu weit von Willian entfernt, um dessen Flanke zu unterbinden. In der 55. Minute aber gegen eben jenen Spieler mit einer tollen Rettungsaktion, als er sich entschlossen in den wuchtigen Schuss des Chelsea-Stars schmiss. Note: 3,5

Niklas Süle (ab 68. Spielminute): Kam für Vereinskollege Jerome Boateng und wurde nach wenigen Minuten vom pfeilschnellen Ex-Münchner Douglas Costa überlaufen. Doch auch Süle hat trotz seiner Masse ordentlich Tempo und grätschte dem Brasilianer den Ball vom Fuß. Seine auffälligste Aktion, keine Benotung.

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Marvin Plattenhardt hatte gegen Willian alle Hand voll zu tun
Image: Marvin Plattenhardt hatte gegen Willian alle Hände voll zu tun  © Getty

Marvin Plattenhardt: Der Hector-Backup wirkte teils etwas hektisch (hihi), sowohl offensiv als auch defensiv nicht Fisch und nicht Fleisch (so kurz vor Karfreitag darf man diese Phrase schon mal bringen). Kann weit einwerfen. Das kann ja auch mal ein Mittel sein. Note: 3,5

Julian Brandt, Lars Stindl und Toni Kroos nach der Niederlage
Image: Julian Brandt, Lars Stindl und Toni Kroos nach der Niederlage  © DPA pa

Mittelfeld

Ilkay Gündogan: Die offensivere Wahl auf der Sechs im Vergleich zu Sami Khedira. Noch kann er seine überragende Vereinsform jedoch nicht in die Nationalelf transportieren. Initiierte zwar in der 17. Minute den vielleicht schönsten deutschen Angriff, und schloss diesen auch gleich selbst ab (das Ergebnis verschweigen wir mal lieber). Allerdings auch mit einigen Fehlern und defensiv definitiv steigerungsfähig. Note: 4

Toni Kroos: Gestikulierte teils so wild mit den Armen, dass die Frage aufkam, ob der Real-Star das mit dem "Fäden ziehen" wohl zu wörtlich nahm. Heute ein eher glückloser Regisseur, dafür mit hoher Defensiv-Arbeitsrate. Das hatte auch mit der Personalie Gündogan zu tun. Auch bei seinen Standards fehlte es heute an Torgefahr. Note: 4

Kroos knallhart: 'Nicht so gut, wie wir gemacht werden'
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Nach schwacher Vorstellung bei der 0:1-Pleite gegen Brasilien finden Toni Kroos, Ilkay Gündogan und Co. klare Worte. Die Stimmen im Überblick:

Leon Goretzka: Anders als im Verein wurde der Youngster heute auf der rechten Außenbahn eingesetzt. Um ihm diese Umstellung zu erleichtern, beförderte Jogi Löw netterweise gleich zwei Ex-Schalker mit ins offensive Mittelfeld. Wirklich gebracht hat das nichts. Über den baldigen Bayern-Spieler liefen wenig Angriffe, man merkte ihm doch an, dass er eigentlich auf einer anderen Position zuhause ist. Note: 4,5

Julian Draxler: Durfte endlich mal auf seiner Lieblingsposition, der 10, ran. Die ist unter Löw ja normalerweise von Mesut Özil besetzt. Hatte in der 92. Minute den Ausgleich auf dem Fuß, als sein starker Abschluss nach einer Ecke von Alisson abgewehrt werden konnte. Da spielte er nach einigen Wechslereien aber schon wieder auf linksaußen. Noch der beste, weil engagierteste, Offensivspieler im DFB-Team. Die Mitspieler machten ihm das aber auch nicht unbedingt schwer. Note: 3,5

Leroy Sane: In der siebten Minute hatte der ManCity-Durchstarter Platz, um seine Geschwindigkeit zu zeigen. Der 22-Jährige entschied sich, lieber ein Foul zu ziehen. Das misslang, das Spiel lief weiter. Insgesamt misslang Sane an diesem Dienstagabend deutlich mehr, als ihm lieb sein dürfte. Aus guten Ideen wurde praktisch nie Zählbares. Seine unbestritten außergewöhnlichen Qualitäten konnte er nicht zeigen. Das dürfte den ehrgeizigen Ex-Schalker selbst am meisten ärgern. Note: 5

Deutschland - Brasilien: So lief das Spiel
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Der Länderspiel-Kracher zum Nachlesen

Julian Brandt (ab 61.): Für Goretzka eingewechselt, um Jogi Löw zu zeigen: "Hallo, ich bin auch da und kann helfen!" Das dürfte der Bundestrainer bemerkt haben. Der Jungspund wirkte erfrischend für das deutsche Offensivspiel. Note: 3,5

Lars Stindl (ab 61.): Kam nach einer Stunde für Sane und orientierte sich im Zentrum. Bei Mönchengladbach läuft es für ihn in den letzten Wochen ja nicht so. In der Nationalmannschaft heute auch nicht. Note: 4,5

Mario Gomez hatte keinen leichten Stand im Sturmzentrum
Image: Mario Gomez hatte keinen leichten Stand im Sturmzentrum  © Getty

Angriff

Mario Gomez: Ersetzte Timo Werner im Vergleich zum Spanien-Test. Wobei ersetzen wohl das falsche Wort ist, betrachtet man alleine die komplett unterschiedliche Spielweise der beiden Stürmer. Stand in der ersten Halbzeit gerne im Abseits. So auch in der 30. Minute. Da wollte er seine Fehlstellung aber nicht wahrhaben, lief mit dem Ball weiter, versuchte ihn an Alisson vergeblich vorbeizuschießen und beschwerte sich dann über den Linienrichter. Knapp war's allemal. Also die Abseitsentscheidung. Ansonsten wuchtete sich der VfB-Stürmer gerne in alle Bälle rein, die ansatzweise in seine Nähe kamen. Ohne Erfolg. Note: 4

Unglücklich: Sandro Wagner
Image: Unglücklich: Sandro Wagner  © DPA pa

Sandro Wagner (ab 62.): Kam für Gomez, um eigentlich genauso zu spielen wie ebendieser. Mit gleichem Erfolg. Note: 4

Timo Werner (ab 81.): Kam in den Schlussminuten für Ilkay Gündogan und dürfte sich auf der Bank gefreut haben zu sehen, wie unersetzbar er mittlerweile ist. Keine Benotung.