0:3-Niederlage in der Nations League
15.10.2018 | 09:46 Uhr
0:3 gegen die Niederlande! Das DFB-Team um Bundestrainer Joachim Löw taumelt den Abstieg in der Nations League entgegen und gibt dabei ein erschreckendes Bild ab. Die Parallelen zum WM-Debakel sind besorgniserregend.
Dreieinhalb Monate liegt das historische WM-Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft in Russland zurück. Diesem folgte eine lange und intensive Aufarbeitung. Mitte Oktober - nach einem 0:0 gegen Frankreich, einem 2:1-Sieg gegen Peru und einem 0:3-Debakel gegen die Niederlande - lässt sich das besorgniserregende Ergebnis festhalten: es hat sich nahezu nichts geändert!
Ein Punkt, der bereits nach dem Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft bemängelt wurde, war die katastrophale Chancenverwertung der deutschen Nationalmannschaft. Diese war auch im Duell mit der Niederlande mehr als präsent: Thomas Müller, Leroy Sane und Timo Werner ließen hochkarätige Tormöglichkeiten teils kläglich aus.
Zwar waren die "Chancen gut herausgespielt", wie Bundestrainer Löw analysierte, doch der letzte entscheidende Punch vor dem Tor hat gefehlt. Dies bemängelte auch Mats Hummels. "Es ist eine Frage der fehlenden Chancenverwertung. Mal haben wir Pech, mal ist es Unvermögen", konstatiert der Innenverteidiger und spricht dabei eines der Hauptprobleme des DFB-Teams an.
Die aktuelle Schieflage der Deutschen Nationalmannschaft hängt aber nicht nur mit der fahrigen Offensive zusammen. Auch defensiv offenbarten die DFB-Kicker gravierende Schwachstellen, obwohl Löw nach der WM eine gesteigerte Stabilität als eines der Primärziele formulierte.
Diese war beim 0:0 gegen Frankreich sowie mit Abstrichen gegen die Niederlande vorhanden. Doch eines wurde bei der Pleite gegen den Nachbarn offensichtlich: Kommt der Gegner mit Tempo, löst sich diese Stabilität nahezu in Luft auf und gerät bedrohlich ins Wanken. Der Viererkette um Jerome Boateng und Hummels fehlt es schlicht an Schnelligkeit.
Hätte die Niederlande ihre Angriffe etwas besser ausgespielt, hätte Kapitän Manuel Neuer häufiger als dreimal hinter sich greifen müssen. Somit kann Löw in diesem Bereich bislang noch keine Fortschritte gegenüber der WM aufweisen.
Eine weitere Parallele zur Weltmeisterschaft ist die Formschwäche der gestandenen Spieler. Besonders der Bayern-Block um Hummels, Boateng und Müller befindet sich nicht auf der Höhe. Die Routiniers bringen die Krise aus dem Verein mit zum DFB-Team und können diese augenscheinlich nicht ausblenden.
Die Wohlfühloase Nationalmannschaft? Derzeit nicht mehr vorhanden. Dies macht sich auch bei Toni Kroos bemerkbar, der bei Real Madrid ebenfalls weit von seiner Topform entfernt ist und auch dem deutschen Spiel mit seiner Ballsicherheit und Übersicht nicht den gewohnten Stempel aufdrücken kann.
Auch der sonst so verlässliche Rückhalt Neuer macht plötzlich Fehler, wie beim 0:1 durch Virgil van Dijk, als der Keeper einen Eckball unterlaufen hat. Auch die Gegentore zwei und drei resultierten aus individuellen Fehlern. Julian Draxler verlor in beiden Situationen leichtfertig den Ball.
Im Anschluss gab sich der Offensivakteur von Paris Saint-Germain sehr selbstkritisch: "Beim 0:2 muss ich mir an die eigene Nase fassen. Ich verliere da den Ball, das darf mir nicht passieren. Beim 0:3, was auch auf meine Kappe ging, war das Spiel schon gelaufen."
Doch Draxler haderte nicht nur mit seinem eigenen Spiel: "Mir persönlich geht das zu langsam und ist zu berechenbar", bemängelte der 25-Jährige das fehlende Tempo im Offensivspiel des DFB-Teams.
Dieses zeichnete sich gegen die Niederlande - wie bereits bei der WM - mit nicht vorhandenen Überraschungseffekten und fehlender Risikobereitschaft aus. Anstatt in Eins-gegen-eins-Duelle zu gehen, wurde lieber die sichere Variante in Form eines Quer- oder Rückpasses gewählt.
Dies änderte sich erst, als Löw personelle Veränderungen vornahm und die belebenden Elemente Sane und Julian Brandt ins Spiel brachte. Besonders der Profi von Manchester City wirbelte auf der linken Seite und mischte die niederländische Abwehr in einigen Situationen auf - allerdings ohne zählbaren Erfolg.
Dabei wurde aber immerhin in Ansätzen erkennbar, auf welche Art und Weise das DFB-Team zum Erfolg kommen kann - nachdem er nach der WM ankündigte, nicht mehr nur auf Ballbesitz und absolute Spielkontrolle zu setzen.
Schnelle Umschaltaktionen, Tempo und Wucht über die Außen sollen das offensive Konzept bestimmen. Für dieses passen aber einige Akteure nicht mehr ins Raster, was sich bei der WM schon angedeutet hat. Dass gegen die Niederlande sieben Spieler von Beginn an spielten, die bereits bei der WM-Auftaktniederlage gegen Mexiko (0:1) in der Startelf gestanden hatten, ist ein Indiz dafür, dass Löw dringend reagieren muss.
Der personelle Umbruch, der bereits nach der WM angekündigt wurde, muss nun endgültig eingeleitet werden! Das hat die Blamage gegen die Niederlande gezeigt.