DFB-Team lässt gegen Saudi-Arabien viel vermissen
10.06.2018 | 09:17 Uhr
Nach fünf sieglosen Partien in Folge konnte das DFB-Team im letzten Test gegen Saudi-Arabien zwar siegen, den Negativtrend vor dem Abflug zur WM nach Russland aber nicht stoppen. Das Spiel wurde nicht nur für Ex-Nationalspieler und ARD-Experte Thomas Hitzelsperger zum "Stimmungskiller". Sky nennt drei Probleme, die den deutschen WM-Traum gefährden können.
Mühsamer Sieg gegen Saudi-Arabien, peinliche Pleite gegen Österreich. Die letzten beiden Testspiele vor der WM sorgen sicher nicht für Vorfreude auf das Turnier in Russland.
Die zuletzt schwachen Leistungen haben bei vielen deutschen Fans für Verwunderung gesorgt. Sky Sport nennt drei Baustellen im DFB-Team, die Anlass zur Sorge bereiten:
Trotz sommerlicher Temperaturen in Leverkusen waren die Reaktionen der Fans auf den Rängen vor allem in der zweiten Halbzeit ganz schön frostig.
Dies hat sicher noch immer mit der "Erdogan-Affäre" zu tun: Das Foto von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten sorgt noch immer für Unruhe. Auch beim zweiten Test nach dem Foto-Fauxpas gab es wieder Pfiffe. Dieses Mal erwischte es den ManCity-Star bei der Einwechslung. Löw wandte sich sogar in Richtung Fans und animierte zum Beifall. Doch die Pfiffe gegen Gündogan gingen während des Spiels weiter und begleiteten den 27-Jährigen bei jedem Ballkontakt.
Löw und Bierhoff reagieren zudem immer gereizter auf das Thema. Ihre Versuche das Thema für beendet zu erklären, sind vorerst gescheitert. Gündogan hatte versucht, sich zu erklären, Özil hält sich weiter bedeckt und verweigert jedes Statement. Die Pfiffe drohen auch bei der WM und könnten in Russland auf der Mission zum fünften Titel für negative Stimmung sorgen.
Ganze sechs Tore erzielte das DFB-Team in den letzten sechs Testspielen (ein Sieg, drei Remis und zwei Pleiten). Von der Durchschlagskraft aus der WM-Qualifikation ist wenig übrig geblieben. In zehn Quali-Spielen netzten Jogis Jungs satte 43 Mal ein. Seitdem sieht der deutsche Fan eher Magerkost.
Besonders die Offensivabteilung lässt oft Esprit und Spielwitz vermissen. Natürlich hatte das deutsche Team bei den Pfostentreffern von Reus und Khedira auch Pech, aber insgesamt kommt zu wenig von den hochbegabten DFB-Stars. So konnten im letzten Test aus der vorderen Reihe nur Torschütze Werner und Vorlagengeber Reus überzeugen.
Und auch defensiv offenbarte das Team vom Bundestrainer wieder einige Abstimmungsprobleme. Wie in der zweiten Hälfte gegen Österreich gab es viele offene Räume und leichte Ballverluste, die selbst die Saudis nutzen konnten. Kurz vor Schluss hätte Löws Team fast noch den Ausgleich kassiert.
Einer, der die Offensive beleben könnte, ist jedoch nicht mehr dabei: Das WM-Aus von ManCity-Star Leroy Sane nach seiner hervorragenden Saison hat vor allem in Deutschland und England für Erstaunen gesorgt. Es hagelte Kritik von Fans und Experten. Ex-Bundestrainer Berti Vogts hatte für Löws Vorgehen kein Verständnis. "Man kennt ja die Problematik: Die Spieler sehen das gar nicht ein, wenn sie gehen müssen. Erst recht, wenn sie Spieler von Manchester City sind. Das führt nur zu Problemen", argumentiert Vogts in seiner Kolumne bei t-online. Und weiter: "Es ist eine unheimliche Unruhe reingekommen, seit über die Streichkandidaten diskutiert wird. Und das ist eine große Gefahr."
Und in der Tat wirkte das DFB-Team in den letzten beiden Tests selten wie eine verschworene Einheit, sondern eher wie eine zusammengewürfelte Truppe, die sich zu einem Freizeitkick trifft. Dies ärgerte auch den Bundestrainer nach dem Spiel: "Wir haben gut angefangen, haben in der ersten Halbzeit gut nach vorne gespielt, waren sehr agil. In der zweiten haben wir nachgelassen, viel mehr Räume gelassen, hatten mehr Ballverluste, sind weniger zum Abschluss gekommen."
Den Ärger über den letzten Test muss Löw nun schnell abhaken. Denn dem Bundestrainer bleibt nur noch eine Woche, um die Probleme in seiner Mannschaft zu lösen.