Experten fordern Umbruch
15.10.2018 | 14:10 Uhr
Nach dem 0:3-Debakel gegen die Niederlande wird der Ruf nach einem Umbruch bei der deutschen Nationalmannschaft wieder laut. Sky Experte Uli Köhler verrät, wie dieser aussehen muss.
"Joachim Löw hat seine Grundidee - die Besten sollen spielen - außer Kraft gesetzt. Dass Boateng und Müller nicht in Form sind, sieht jeder. Dennoch spielen sie immer. Das Leistungsprinzip muss bei der Nationalmannschaft wieder an erster Stelle stehen, denn mit den alten Meriten gewinnst du keinen Blumentopf", spricht Köhler bei Sky Sport News HD das grundlegende Problem beim DFB-Team an.
Auch Olaf Thon ist Köhlers Meinung. Der Weltmeister von 1990 sieht besonders in zwei Mannschaftsteilen Veränderungsbedarf. "Wir sind im Sturm und auch in der Abwehr nicht mehr Weltklasse."
Vor allem in der Verteidigung erkennt er erhebliche Schwachstellen und kritisiert die entsprechenden Protagonisten. "Die Innenverteidigung mit Boateng und Hummels ist Altherrenfußball - nicht allein gegen Niederlande, sondern auch schon in den vorherigen Spielen. Man ist einfach zu unbeweglich und hat nicht die Frische im Kopf und im Körper. Also warum probiert man es nicht mit Süle, Kehrer oder Tah."
An vorderster Front brachte Löw gegen die Niederlande mit Mark Uth seinen 100. Debütanten. Der Angreifer vom FC Schalke 04 war zwar stets bemüht, hat aber Torgefahr vermissen lassen. Dennoch halte Thon die Idee mit Uth als Mittelstürmer für gar nicht so schlecht. Allerdings sei dieser kein Typ wie früher Rudi Völler, Jürgen Klinsmann oder Miroslav Klose. "Wir haben nicht mehr diese Typen mit Torgarantie."
Zwei Akteure, die mit ihrer Schnelligkeit zumindest für Torgefahr sorgen können, saßen bei der 0:3-Pleite zunächst auf der Bank - unverständlich für Köhler: "Sane muss man von Anfang an bringen. Gerade jetzt, wo er wieder in Form gekommen ist. Das gleiche gilt für Julian Brandt, der bei der WM schon gezeigt hat, dass er ganz gut drauf ist. Das ist die Zukunft des deutschen Fußballs", ist sich der Sky Experte sicher.
"Doch diesen Schritt traut sich Löw bislang nicht", führt Köhler fort. "Er muss mehr Risiko gehen mit jungen Leuten", ergänzt Thon.
Philipp Max vom FC Augsburg gehört mit seinen 25 Jahren zwar nicht mehr zu den jüngsten, dennoch bringt Thon den Linksverteidiger, der nach wie vor auf seine erste DFB-Nominierung wartet, ins Spiel. "Man hat mit Max den besten Vorlagengeber der Bundesliga. Dennoch lässt Löw links hinten Hector aus der 2. Bundesliga spielen. Das erschließt sich mir nicht. Diese Dinge muss sich der Bundestrainer ankreiden lassen."
Die Kritik an Löws Vorgehensweise in der "Umbruch-Debatte" wird immer lauter. Am Dienstag im Nations-League-Duell mit Frankreich (ab 20 Uhr im Liveblog auf skysport.de) wird der Bundestrainer eine Antwort geben - entweder mit oder ohne Umstellungen.