Terzic übt Selbstkritik: BVB-Auftritt hinterlässt faden Beigeschmack
11.05.2024 | 22:44 Uhr
Zu viel der Rotation? Gleich auf zehn Positionen wechselte Trainer Edin Terzic die Dortmunder Startelf, die in Mainz untergeht. Das dürfte die Abstiegskonkurrenten des FSV aufregen.
Trainer Edin Terzic hat die 0:3-Pleite von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund beim Bundesliga-Abstiegskandidaten FSV Mainz 05 mit auf seine Kappe genommen. "Wir wollten wieder die Frische reinbringen, wir wollten Chancen verteilen - und das hat heute alles nicht funktioniert. Natürlich nehme ich mich da mit in die Verantwortung", sagte Terzic über seine misslungene Groß-Rotation am Samstagabend: "Deshalb bin ich auch nicht zufrieden mit mir heute."
Terzic hatte seine Startelf nach dem Halbfinal-Kraftakt von Paris am vergangenen Dienstag gleich auf zehn Positionen verändert und damit die Vorbereitung auf das Königsklassen-Endspiel gegen Real Madrid in drei Wochen eingeläutet. Innenverteidiger Nico Schlotterbeck war vor 33.305 Zuschauern der einzige Profi, der wie beim Sieg bei PSG (1:0) zur Startelf zählte. Das neu formierte Team fand in Mainz vor allem in der ersten Halbzeit überhaupt nicht ins Spiel.
Es sei das Gesicht des BVB-Teams gewesen, "das wir in dieser Bundesligasaison viel zu häufig gezeigt haben", haderte Terzic: "Wir wollten die letzten Wochen bis zum Finale so nutzen, dass wir sie zu den besten drei Wochen der Saison machen. Das ist heute komplett daneben gegangen."
Er müsse sich "jetzt die Fragen gefallen lassen, ob wir zu viel gewechselt haben. Aber das haben wir letzte Woche auch", erklärte der Dortmunder Trainer. Am vergangenen Wochenende hatte eine bessere B-Elf des BVB mit 5:1 in Liga gegen den FC Augsburg gewonnen.
BVB-Offensivspieler Marco Reus sagte, er könne verstehen, wenn jetzt Kritik von den Mainzer Abstiegskonkurrenten aufkommen würde. "Wir erwarten von uns einfach auch mehr", sagte Reus.
Auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus kritisierte den Dortmunder Auftritt im ersten Durchgang. "Eine glatte Sechs" hätte der BVB als Schulnote in der ersten Halbzeit verdient, sagte der Sky Experte, "ohne dass ich da jemanden beleidigen möchte". Es seien zu viele Spieler dabei gewesen, "die nicht anwesend waren, nicht die richtige Einstellung gezeigt haben", meinte Matthäus.
Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund) ...
... zum Spiel und Vergleich zu PSG: "Lass uns mal Paris Paris sein lassen und über diese und letzte Woche sprechen, weil das ist das, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben die Mannschaft ähnlich eingestellt, hatten eine ähnliche Formation wie in der letzten Woche und es war auch ein ähnliches Spiel. Nur waren wir diesmal die Mannschaft, die immer zu spät kam, die in den Duellen unterlegen war. Deshalb war es eine verdiente Niederlage, besonders wegen der ersten Halbzeit."
... zu Gründen für die Niederlage: "Wenn man sieht, wie Mainz um jeden Ball, jeden Raum gekämpft hat, wie fleißig sie waren - wir konnten keinen Ball in Ruhe annehmen, sie dagegen jeden. Sie haben unsere Fehler in der Anfangsphase eiskalt bestraft. Ein sehr bitterer Abend für uns."
... zur Rotation: "Natürlich nehme ich mich da mit in die Verantwortung. Die Dinge, die in der letzten Woche passiert sind, konnten wir heute nicht auf den Platz bringen und das liegt in der Verantwortung des Trainers. Da nehme ich mich heute nicht raus und deshalb bin ich heute auch nicht mit mir zufrieden."
... zum Ärger von anderen Abstiegskandidaten: "Das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn man sich die letzte Woche ansieht, wo wir ein fantastisches Spiel gezeigt haben und dann das Spiel in Leipzig sieht, wo wir ähnlich gespielt haben wie heute - das ist leider das Gesicht, das wir in dieser Bundesliga-Saison schon viel zu häufig gezeigt haben."
Marco Reus (Borussia Dortmund) ...
... zum Spiel: "Sie gehen in der Höhe verdient in Führung. Sie waren immer einen Schritt schneller. Wir haben genau das Gegenteil von letzter Woche gemacht. Dementsprechend brauchen wir uns nicht wundern, dass es 3:0 zur Halbzeit stand."
... zur Auswirkung der Niederlage: "Ich erwarte einfach mehr von uns. Das ist ein Bundesligaspiel, auswärts, für Mainz ging es natürlich noch um sehr viel. Für uns war es wichtig im Rhythmus zu bleiben und weiter Selbstvertrauen zu tanken. Es war heute einfach nicht gut. Das ist schade."
... zur Abschiedsentscheidung "Ich liebe es, auf dem Platz zu stehen. Das ist einfach ein Kindheitstraum. Ich weiß natürlich, dass ich nicht mehr so viele Jahre habe, umso mehr versuche ich tagtäglich im Training, aber vor allem bei den Spielen, es einfach zu genießen, mit den Jungs in der Kabine zu sein. Das ist das, was ich am meisten vermissen werde - dieses familiäre, im inneren Kreis, zum Training zu kommen, mit den Jungs einfach Spaß zu haben. Ich wusste, dass nicht alles für immer ist und dass irgendwann die Zeit kommt, Abschied zu nehmen. Es ist alles okay, ich freue mich, es ist super aufgegangen - jetzt auch mit dem Finale. Das letzte Spiel ist ein Champions-League-Finale, etwas Besseres gibt es nicht. Jetzt müssen wir es nur noch am Ende krönen."
... zur Zukunft nach dem BVB: "Bis jetzt verschwende ich keinen Gedanken an das, was danach kommt. Es wird etwas kommen, weil ich gesagt habe, dass ich es liebe auf dem Platz zu stehen. Aber wir haben dieses eine große Ziel und da ordnen wir wirklich alles komplett unter. Wir müssen es wahr machen und dann schauen wir mal."
dpa / Sky Sport