Köln am Abgrund: Die Entscheidungsträger haben versagt
21.04.2024 | 13:04 Uhr
Der 1. FC Köln taumelt dem Abstieg in die 2. Bundesliga entgegen. Sky Reporter Marlon Irlbacher findet, dass vor allem die Verantwortlichen des Klubs schuld an der aktuellen Situation sind.
Die 0:2-Heimniederlage des 1.FC Köln gegen Darmstadt 98 war der bisherige Tiefpunkt einer Spielzeit, die für den Verein immer stärker in Richtung 2. Bundesliga zeigt. Kein Kampf, keine Leidenschaft, keine Qualität!
Sportchef Christian Keller hat den Verein in den vergangenen eineinhalb Jahren finanziell in sichere Bahnen gelenkt, sportlich jedoch gemeinsam mit seinem Team bis dato komplett versagt.
Die Transfersperre bedingt durch den angeblichen Vertragsbruch an Jugendspieler Jaka Cuber Potocnik, fehlende Qualität im Kader, der nicht bundesligatauglich ist und die Trennung von Steffen Baumgart, der durch Timo Schultz ersetzt wurde - ohne positiven Effekt. Diesen Verantwortungen muss sich Christian Keller nun stellen.
Ein Abstieg des 1.FC Köln aus der Bundesliga würde einer Katastrophe gleichen, denn auch im kommenden Transferfenster könnte der Verein keine Spieler kaufen, während er zudem noch einige seiner Leistungsträger verlieren würde. Die Verantwortlichen sprachen nach der Niederlage gegen die Lilien davon, gegen einen "qualitativ schlechteren Gegner" verloren zu haben und die eigene Qualität nicht auf den Rasen bekommen zu haben.
Ich sehe das Problem so: Wenn mich in einem normalen, mittelständischen Unternehmen ein oder mehrere Mitarbeiter verlassen, die viel Erfahrung hatten und ihre Leistung gebracht haben, ich dann dafür mehrere, günstigere Mitarbeiter mit weniger Erfahrung hole, kann ich nicht direkt zu einhundert Prozent erwarten, dass sie meine Häuser immer genau so effizient, schnell und qualitativ hochwertig aufbauen.
Klar ist die finanzielle Lage in Köln seit geraumer Zeit angespannt, aber der Kader wurde von Keller offensichtlich überschätzt. Der Sanierungsplan war zu radikal und die Transfersperre der zusätzliche Dolch, der den Effzeh mitten ins Mark getroffen hat. Auch Steffen Baumgart, der als Diamantenschleifer bekannt ist, konnte nicht in gewünschter Schnelligkeit eine konkurrenzfähige Bundesliga-Mannschaft daraus formen. Die Konsequenz: Sein Abgang. Aus meiner Sicht der nächste Fehler.
Denn nun zeigt sich, auch Timo Schultz, der beim FC. St. Pauli hervorragende Arbeit leistete, wird diesem Konstrukt nicht Herr. Der Verein wollte mit ihm einen Gegenentwurf zu Baumgart verpflichten, der sich positiv auf die Mannschaft auswirken sollte, doch der Kader steht nun dort, wo er gemessen seiner aktuellen Qualität hingehört: Im Abstiegskampf.
Mit einigen Prozenten mehr könnte der Effzeh den Klassenerhalt schaffen, aber es ist weder eine klare Spielidee erkennbar, noch hat man den Eindruck, dass sich alle Spieler der Lage auf dem Rasen wirklich bewusst sind. Unter Baumgart gab es auch schlechte Zeiten, wie die Hinrunde gezeigt hat. Aber den Respekt und den nötigen Willen, für den Verein durchs Feuer zu gehen, spürt man gerade bei keinem der Spieler, was vor nicht allzu langer Zeit mal komplett anders war.
So oder so, ob bei Abstieg oder einem überraschenden Klassenerhalt: Der 1.FC Köln muss sich im kommenden Sommer - einmal mehr - neu erfinden. Die Entscheidungsträger haben versagt.
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