Namhaft, aber mit Augenmaß: Frankfurt bastelt am CL-Kader
25.06.2022 | 18:39 Uhr
Der Titelgewinn in der Europa League weckt in Frankfurt Erwartungen für die kommende Saison. Dafür legen sich Sportvorstand Markus Krösche und Co. aktuell mächtig ins Zeug und basteln an der Eintracht-Mannschaft der Zukunft – Top-Star inklusive.
Die schönen Konsequenzen daraus, dass man die Europa League gewonnen hat, sind nicht nur die internationale Anerkennung und der klubinterne Legendenstatus für die Spieler, die damit einhergehen. Der Gewinn berechtigt zudem zur Teilnahme an der Champions League. Das ist nicht nur vom Prestige her wertvoll, sondern auch für die Finanzen.
Doch der viel beachtete Titel erhöht auch die Erwartungen an den Bundesligisten und für die Champions League muss man erst einmal gewappnet sein. Denn auch hier wird man, je nach Gruppenkonstellation, mindestens Platz drei erreichen wollen, um zumindest in Europa zu überwintern.
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Damit es die nächste Frankfurter Erfolgsgeschichte auf europäische Bühne geben kann, arbeitet Krösche mit seinem Team intensiv am neuen Kader. Und das vom Papier her schon mal mit Erfolg. Die Hessen verstärken sich derzeit durchaus namhaft sowohl in der Spitze als auch in der Breite, ohne dabei die zu erwartenden üppigen Einnahmen zu verprassen.
Denn auch beim Transfer-Coup von Mario Götze haben die Eintracht-Verantwortlichen mit Augenmaß gehandelt. Wiedererstarkt in der niederländischen Eredivisie möchte der offensive Mittelfeldspieler sein Können noch einmal in der Bundesliga unter Beweis stellen. Mit Frankfurt, die noch einen Zehner gesucht haben, hat der frühere Nationalspieler einen Klub gefunden, bei dem er auf der aktuellen Euphoriewelle mitschwimmen könnte.
Für den ehemaligen BVB- und Bayern-Star muss die SGE nach Sky Informationen lediglich 4,8 Millionen Euro überweisen - ein echter Schnapper, sollte Götze sein Talent entfalten. Auch wenn das neue Eintracht-Gesicht zu den Top-Verdienern gehören wird, ist das Verhältnis des finanziellen Risikos der Frankfurt überschaubar.
"Ein Spielertyp wie er hat uns bisher gefehlt", sagte Krösche zu seinem Transfer des Sommers. "Marios technische Fähigkeiten werden unserem Spiel gerade bei eigenem Ballbesitz gegen tiefstehende Gegner enorm helfen. Zudem kann er seine Stärken auf nahezu jeder Offensivposition zur Geltung bringen, was uns noch mehr taktische Variabilität verleiht. Nicht zuletzt bringt er langjährige Erfahrung auf internationalem Topniveau mit."
Die Erwartungen an den einstigen Siegtorschützen im WM-Finale 2014 sind zwar nicht mehr ganz so hoch wie noch vor ein paar Jahren, dennoch ist er nun der Prominenteste unter den Adlern. Er wird wieder mit mehr Scheinwerferlicht zurechtkommen müssen als zuletzt in Eindhoven. Der Fokus in Frankfurt wird sich auf ihn richten.
Füttern soll Götze künftig Rafael Borre, Kolo Muani und auch Lucas Alario mit Bällen. Die beiden Letztgenannten sind neu, sollen die Effizienz in der Offensive der Hessen erhöhen und Trainer Oliver Glasner neue Möglichkeiten bieten. Muani, gekommen vom FC Nantes ist ein robuster, abschlussstarker und vor allem schneller Angreifer. Alario, dessen Wechsel die Frankfurter wenige Tage nach dem Götze.Coup offiziell machten, weiß, wo in der Bundesliga die Tore stehen und hat seinen Riecher längst bewiesen. Er ist der zweite Top-Transfer der SGE in dieser Saison.
Möglich, dass Filip Kostic die Eintracht dagegen in diesem Sommer noch verlassen wird. Der Serbe ist sich mit Juventus über einen Wechsel einig, die Klubs liegen jedoch noch weit auseinander, was einen Deal anbelangt. Hier könnte der Europa-League-Sieger noch einmal Kasse machen, würde aber eine Menge Qualität einbüßen. Der Ausgang der Verhandlungen ist derzeit noch offen. Ein Verbleib ist nicht auszuschließen.
Einen Eins-zu-Eins-Ersatz hat Krösche für Kostic noch nicht präsentieren können. Mit Faride Alidou ist aber immerhin schon ein Linksaußen verpflichtet worden. Dass der 20-Jährige aber gleich die großen Fußstapfen des EL-Helden ausfüllen kann, darf bezweifelt werden. Ein weiterer Kandidat könnte Ridvan Yilmaz sein, den die Frankfurter bereits im Visier haben und der auf der linken Seite zu Hause ist - sowohl defensiv als auch offensiv. Je nachdem, wie Glasner kommende Saison spielen lassen will, ist ein direkter Kostic-Nachfolger bei der neuen Offensive und den verschiedenen Optionen vielleicht auch in dieser Qualitätsklasse gar nicht nötig.
Der serbische Flügelspieler wäre Stand jetzt nach Martin Hinteregger und dessen plötzlichen Rücktritts der der zweite Abgang, der die Frankfurter wirklich qualitativ treffen würde. Abgänge wie Durm (Kaiserslautern), Ilsanker (bislang ohne Verein), Barkok oder da Costa (beide Mainz) spielten in der Rückrunde nur bedingt tragende Rollen bei der Eintracht.
Mit den Transfers von Jerome Onguene (24 Jahre alt), Aurelio Buta (20, beide ablösefrei) und Hrvoje Smolcic (21, 2,5 Mio. Euro) sind auch schon einige Verstärkungen für die Defensive in Frankfurt vermeldet worden. Keine großen Namen, aber drei Versprechen für die Zukunft. Nach dem überraschenden Abgang des österreichischen Abwehrchefs Hinteregger dürfte die SGE in der Defensive jedoch nochmal etwas "kräftiger" nachlegen müssen.
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Ansässig in der deutschen Bankenmetropole, versucht man aber eben auch bei der Eintracht ordentlich zu wirtschaften. Neben den genannten jüngsten Transfers musste die Eintracht nur für die nun fest verpflichteten ehemaligen Leihspieler Jens Petter Hauge (12 Mio. Euro) und Kristijan Jakic (3,5 Mio. Euro) tiefer in die Tasche greifen. Möglicherweise nimmt man auch für Julian Weigl etwas Geld in die Hand. Die Frankfurter Rundschau berichtet, dass die SGE am Nationalspieler von Benfica interessiert sein soll.
Aber "All-in" zu gehen, nur weil man jetzt in der Königsklasse spielt, ist nicht der Stil von Krösche. Der 41-jährige Fußballmanager scheint aktuell viel Fingerspitzengefühl zu beweisen. Denn eines ist klar: So schön die Spiele in der Europa League auch waren, die SGE würde sich auch gerne in der kommenden Saison für den Europapokal qualifizieren. Sofern sie nicht schon wieder einen europäischen Titel holen, blieben dafür nur die Liga oder der Pokal.
Dafür müssen sie jedoch im Gegensatz zur vergangenen Saison den Spagat zwischen Liga und den Pokalwettbewerben schaffen. Einen weiteren zehnten Platz wird sich die Eintracht wohl nicht erlauben können. Die direkte Qualifikation zum europäischen Geschäft muss schon drin sein. Dafür verstärkt sich die Eintracht gerade eindrucksvoll.