Als ein Dreizack die Fußball-Welt in Schutt und Asche legte
26.09.2020 | 15:05 Uhr
Luis Suarez verlässt nach sechs äußerst torreichen und erfolgreichen Jahren den FC Barcelona. Mit seinem Abgang ist auch eine Wiedervereinigung des vielleicht besten Angriffstrios der Geschichte endgültig ausgeschlossen. Sky Sport blickt zurück.
Und plötzlich war nur noch Lionel Messi übrig. Der sechsfache Weltfußballer wird allen Querelen zum Trotz auch in der kommenden Saison für seinen Herzensklub FC Barcelona auf Torejagd gehen. Nicht mehr an seiner Seite wird dann Luis Suarez sein, denn der Pistolero verlässt die Blaugrana zum Schnäppchenpreis und wechselt zu Atletico Madrid.
Der Torjäger konnte seine Tränen bei der Verabschiedung nicht zurückhalten und auch Messi ist nicht wirklich glücklch über den Abgang. Im Gegenteil: Der Superstar schoss via Instagram stark gegen die Vereinführung. "Du hättest es verdient, verabschiedet zu werden als das, was du bist: einer der wichtigsten Spieler in der Geschichte des Klubs", schrieb Messi dort: "Und nicht verabschiedet zu werden, wie sie es gemacht haben." La Pulga klang fast schon verbittert, als er resümierte: "Die Wahrheit ist, dass mich an diesem Punkt nichts mehr überrascht"
Auch die Anhänger machten ihrem Unmut über die sozialen Netzwerke Luft. Mit dem Abgang des Uruguayers - dem drittbesten Torschützen der Geschichte der Katalanen - ist nämlich auch der Traum vieler Barca-Fans vorbei, noch einmal das Trio Messi, Suarez und Neymar im Trikot des spanischen Vizemeisters zu sehen.
Nach dem Wechsel des Brasilianers 2017 zu Paris St. Germain wurde immer wieder über eine mögliche Rückkehr Neymars spekuliert. Doch das Wechsel-Wirrwarr um Messi in diesem Transfersommer und nun der Verkauf von Suarez machen deutlich: MSN oder auch der Dreizack, wie das Trio genannt wurde, ist nur noch eine Erinnerung.
Viele Teams hatten schon herausragende Dreier-Angriffsreihen. Erzrivale Real Madrid hatte bis vor wenigen Jahren BBC bestehend aus Bale, Benzema & und Cristiano Ronaldo. Auch die Offensive des FC Bayern mit Arjen Robben, Robert Lewandowski und Franck Ribery verkörperte in ihrer Blütezeit absolute Weltklasse.
Weitere Beispiele gab es auch bei Manchester United (Rooney, CR7 & Carlos Tevez), FC Liverpool (Sadio Mane, Mo Salah und Roberto Firmino) oder dem AC Milan zu Beginn des Jahrtausends mit Kaka, Andriy Shevchenko und Hernan Crespo. Selbst Barca hatte während seiner erste Triple-Saison mit Messi, Samuel Eto'o und Thiery Henry ein Angriffstrio, das gegnerische Abwehrreihen in Angst und Schrecken versetzen konnte.
Und doch war die Aura, die den Dreizack umgab etwas Besonderes. Auch, weil die drei sich nicht nur auf dem Platz verstanden, sondern auch daneben gut befreundet waren. "Messi, Suarez und Neymar sind der beste Trident in der Geschichte des Fußballs. In guten, aber auch in schlechten Zeiten helfen sie sich immer. Das ist nicht üblich in der Welt des Fußballs", lobte einst Brasiliens Ex-Nationalspieler Juliano Belletti.
Arsene Wenger, langjähriger Coach des FC Arsenal ergänzt: "Es ist eine unglaubliche Kameradschaft. Ich glaube, dass sie - neben dem unfassbaren Talent - auch ein gutes Verständnis und einen tollen Zusammenhalt füreinander haben. Sie haben eine großartige Verbundenheit". Und weiter: "Es sieht so aus, als ob sie einfach Spaß haben, zusammen zu spielen. Aber ehrlich: Es macht auch Spaß, Fußball zu spielen, das darf man nicht vergessen. Es sieht einfach so aus, als ob sie ohne jeglichen Druck spielen, weil sie wissen, dass es für sie sehr einfach ist."
Einfach sah es tatsächlich meistens aus, wenn die drei durch gegnerische Defensiven wirbelten. Ein Grund war, dass alle ihr - zweifelsohne vorhandenes Ego - hintenanstellten, wie ihr ehemaliger Teamkollege Javier Mascherano erklärte: "Es ist das beste Trio, das ich je gesehen habe. Man merkt die tolle Atmosphäre auf dem Platz. Egos sind ein wichtiger Punkt, aber davon sieht man nichts bei den Dreien. Sie kontrollieren ihre Egos für das Wohl der Mannschaft."
Ein Beispiel für diese Aussage war ein absolutes Highlight von MSN: Im Februar 2016 stand Messi bei 299 Toren, als Barca im Ligaheimspiel beim Stand von 3:1 in der 82. Minute einen Elfmeter zugesprochen bekam. Messi schnappte sich den Ball, lief an, doch statt selbst zu schießen, legte er quer auf Suarez, der damit einen lupenreinen Hattrick schnürte.
Barca gewann das Spiel übrigens mit 6:1 - und alle hatten ihren Anteil daran. Suarez legte neben seinen drei Treffern noch zwei Tore auf, Messi netzte einmal per Freistoß ein und legte ebenfalls zweimal auf und Neymar setzte den Schlusspunkt selbst und bereitete eine Bude vor. Macht zusammen fünf Treffer und fünf Vorlagen des Dreizacks.
Insgesamt kamen sie in ihrer gemeinsamen Zeit von 2014 bis 2017 bestritt Messi 158 Partien, Suarez 147 und Neymar 145. Zusammen sind das 450 Spiele - dabei erzielten sie unglaubliche 364 Treffer (Messi 153, Suarez 121, Neymar 90) und verzeichneten 173 Assists (Messi 66, Suarez 59, Neymar 48) - oft untereinander.
Zusammen kommt der Dreizack somit auf 537 Scorerpunkte. Zahlen von einem anderen Stern, die zeigen, dass das Trio in seiner gemeinsamen Zeit die Fußball-Welt in Schutt und Asche legte.
Auch Titel sammelten Messi, Suarez und Neymar wie am Fließband für Barcelona. Ein Champions-League-Triumph, ein europäischer Supercup, einmal die Klub-WM, zwei spanische Meisterschaften und drei nationale Pokalsiege.
Highlight war natürlich das Triple in ihrer ersten gemeinsamen Saison 2014/15 als Barca im Halbfinale erst den FC Bayern ausschaltete und im Endspiel in Berlin gegen Juventus mit 3:1 siegte und den Henkelpott zum bisher letzten Mal in die katalanische Metropole holte. Zwei der drei Treffer gingen natürlich auf das Konto der drei Amigos.
Trainer damals war Luis Enrique, der einst von Journalisten gefragt wurde, was er seinem Angriffstrio vor Spielbeginn sagen würde. Seine Antwort: "Was ich Messi, Suarez und Neymar sage? Abracadabra! And dann wird es magisch. Das ist alles, was ich sage."
Der Coach trat 2017 von seinem Amt zurück, wenig später war auch Neymar weg. Suarez und Messi sorgten seitdem auch noch regelmäßig für magische Momente, aber an die Zeiten des Dreizacks kam das Duo mit verschiedenen anderen Sturmpartnern nicht mehr heran.
Nun ist also nur noch Messi übrig und vieles deutet darauf hin, dass auch der zweifelsfrei beste Spieler der Geschichte des FC Barcelona dem Verein im kommenden Sommer den Rücken kehrt. Spätestens dann werden sich die Barca-Bosse bemühen, einen neuen Dreizack zu finden. Ob es allerdings je wieder ein Trio wie MSN geben wird, darf zumindest stark bezweifelt werden.