"Geschenk des Himmels": Die Auferstehung eines Torjägers
21.03.2022 | 23:20 Uhr
Der FC Barcelona hat Real Madrid eine echte Lehrstunde erteilt. Überragender Mann beim 4:0-Auswärtserfolg der Katalanen war Pierre-Emerick Aubameyang, der in seinem ersten Clasico Geschichte geschrieben hat und die Fans wieder träumen lässt.
Erst der Kopfball zwischen den Innenverteidigern David Alaba und Eder Militao zum 1:0, dann eine brillante Hackenvorlage zum 3:0 von Ferran Torres und anschließend ein gefühlvoller Lupfer über Thibaut Courtois zum 4:0: Der Auftritt von Aubameyang erinnerte stark an die einst glorreichen Zeiten bei Borussia Dortmund.
Der Gabuner schrieb Geschichte: Kein Spieler war zuvor im 21. Jahrhundert in seinem ersten Clasico an drei Treffern direkt beteiligt. Dabei hätte Aubameyang sogar noch mehr Tore erzielen können. Schon früh in der Partie schoss er aus kurzer Distanz freistehend Courtois an, nach dem Seitenwechsel vergab der 32-Jährige das 5:0 fahrlässig. Nichtsdestotrotz war dieser Auftritt Aubameyangs die Bestätigung seiner eigenen Topform.
Nach gerade mal 444 Minuten in La Liga seit dem Wechsel zu Barcelona hat er schon sieben Mal getroffen. Und das nachdem er noch vor knapp drei Monaten aus dem Kader des FC Arsenal geflogen war. Das Aus bei den Gunners war nach einem Zerwürfnis mit Trainer Mikel Arteta im Winter nicht mehr zu vermeiden.
Kritiker mutmaßten bei seiner Ankunft in Spanien schon, Aubameyang sei zu alt und habe nicht mehr die Qualität früherer Tage. Doch Afrikas Fußballer des Jahres 2015 belehrte sie eines Besseren und schlug von Beginn an ein. Gleich in seinem ersten Startelfeinsatz gegen Valencia erzielte er einen Hattrick. Es liegt vor allem am Wirken von Aubameyang, dass Barcelona gerade tatsächlich wieder wie Barcelona spielt.
"Eine magische Nacht für Los Cules! Barca entweiht das Bernabeu wie in den besten Zeiten", titelte die Zeitung Sport, während die Mundo Deportivo von einer "Fußball-Ausstellung im Bernabeu" sprach. "Barca rollt über Madrid hinweg." Auf die Frage, ob Barcelona nun endgültig zurück ist, antwortete Xavi: "Vielleicht ja, das überlasse ich euch. Wir haben gesagt, dass das der Weg und dass das der Spielstil ist. Wir haben technisch sehr gute Spieler, die Ahnung vom Fußball haben. Sie genießen es auf dem Feld, wir sind in der Kabine eine Familie. Das ist sehr wichtig."
Bereits vor dem Clasico sagte Xavi über seinen Stürmer: "Aubameyang ist ein Geschenk des Himmels. Er ist ein positiver Spieler, schießt Tore, erarbeitet sich Chancen, ist ständig in Bewegung. Es ist ein Privileg, ihn zu trainieren. Er ist ein Vorbild für andere Spieler." Aubameyang ist schnell, torhungrig und spielt zudem überaus attraktiven Fußball. Genau für diese Dinge soll auch der "neue" FC Barcelona stehen.
Selbiges gilt für Ousmane Dembele, der neben Aubameyang die herausragende Figur an diesem denkwürdigen Sonntagabend in Madrid war. Der Franzose, der die Katalanen eigentlich schon verlassen wollte - und möglicherweise immer noch will - machte auf dem Flügel beinahe, was er will. Die ersten beiden Treffer bereitete der 24-Jährige mustergültig vor. Dembele ist damit erst der zweite Barca-Spieler, dem zwei Torvorlagen in einer ersten Halbzeit im Bernabeu gelungen sind. Der Erste war Xavi selbst beim unvergesslichen 6:2 im Mai 2009.
Die beiden ehemaligen Dortmunder Dembele und Aubameyang haben sich wieder gefunden - und verzücken die Fans, die wieder von der Rückkehr in die Weltspitze träumen dürfen. Die sportliche Krise, die der Verein nach dem Abgang von Lionel Messi erlebt hatte, scheint nun überwunden zu sein. "Das war Barcelona, wie man es sich nach Messi vorstellt", schrieb die Marca nach dem fünften Ligasieg in Folge.
Sogar die Meisterschaft ist nun nach dem Sieg bei Real wieder Thema. Zwölf Punkte liegt Blaugrana hinter dem großen Rivalen auf Platz drei, wobei Barca noch ein Spiel in der Hinterhand hat. "Wenn wir die geringste Chance haben, werden wir sie nutzen. Wir wissen, dass sie einen großen Vorsprung haben, aber wir müssen bereit sein, falls sie Punkte liegen lassen", sagte etwa Kapitän Sergio Busquets.
"Schritt für Schritt. Zuerst müssen wir Zweiter werden, was derzeit noch Sevilla ist, aber wir müssen immer daran denken, Titel zu gewinnen", so der Mittelfeldstratege. Dani Alves ergänzte: "Die Mission besteht darin, unsere Identität wiederzufinden, und das wird uns an die Spitze bringen. Das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern." So selbstbewusst hat man den FC Barcelona lange nicht mehr gehört.
Doch nach einer Serie von zwölf ungeschlagenen Spielen in der Liga darf man auch wieder größer denken. Und falls Barca den Rückstand auf Real nicht mehr einholt, in der Europa League steht die Xavi-Elf im Viertelfinale. Kommen die Katalanen gegen Eintracht Frankfurt weiter und sichern sich am Ende sogar den Titel, könnte die Saison ein Ende nehmen, mit dem vor ein paar Wochen wohl niemand gerechnet hätte.
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